Der Osloer Fotograf und Webdesigner Jon Halvorsen lebt seit vier Jahren direkt neben der Kirche Santa Eulàlia in Palma. Sein Konzept: Das Altbau-Flair mit modernen Möbeln und Farbe aufzufrischen.

Das Badezimmer ist der weiblichste Raum in der Wohnung von Jon Halvorsen. Die ausladende Badewanne steht auf Löwen­tatzen auf einem kleinen Podest, das Wasser plätschert aus einem klobigen Messinghahn in den Bauch der Wanne. Gemütlich ausgestreckt schaut der Badende schräg links durch einen Blätterwald in die Hinterhöfe von Palmas Altstadt. Am Fuß der Wanne hängt eine nackte blaue Frau an der Wand, in Öl gegossen. „Die Vormieterin hat mir das Bad so überlassen“, erzählt Jon Halvorsen.

Dem in Oslo geborenen Fotografen gefiel der feminine Touch. Witziger Hingucker: Das blau-rote Muster der Hydraulikfliesen auf dem Podest spiegelt sich als Zierborte an der Badewanne wider. Auch der Waschtisch scheint dem vergangenen Jahrhundert entsprungen. In eine alte Spiegelkommode mit Schubladen und geschwungenen Beinen wurde ein goldenes Waschbecken eingelassen und die Ablage mit einer Glasplatte versehen. Auch hier sprudelt das Wasser aus alten Wasserhähnen. In einem passenden Nachtschränkchen bewahrt Jon Halvorsen Handtücher und Kosmetik auf. „No rules“, keine Regeln, lautet das Credo des Fotografen, der seit vielen Jahren auf Mallorca und seit vier Jahren in dem 85 Quadratmeter großen Stadt-Apartment wohnt. „Ich mag den Kontrast zwischen alt und neu, ein bisschen altmodisch ist nur das Bad, in den restlichen Zimmern gibt‘s auch viele moderne Elemente.“

So hat Jon Halvorsen in der Küche die eierschalenfarben gestrichenen Holzschränke mit Hängeschränken und Regalen aus Glas und Aluminium kombiniert. Ein frei stehender Geschirrschrank dient zugleich als Arbeitsfläche und Stehtisch. Das alte Kofferradio und die Bilderrahmen mit Fotos seiner Vorfahren gehören in die Kategorie „Früher“, die Regiestühle und der selbst entworfene Esstisch aus Glas und Eisen zu „Heute“. Zum großen Esstisch hat Jon Halvorsen noch einen passenden kleinen entworfen, der als Schreibtisch dient oder bei Bedarf als Verlängerung an die Tafel gestellt wird. Der schönste Essplatz im Sommer befindet sich allerdings eine Etage höher auf der Dachterrasse. Hier sitzt man vis-à-vis und zum Greifen nah an den Kirchtürmen von Santa Eulàlia. Links vorbei guckt man bis zum Meer, rechts auf die große Glocke des Rathausturms.

Zurück im Wohnzimmer fällt ein frei schwebendes Bild ins Auge, das Jon Halvorsen hinter dem Sofa von der Decke abgehängt hat. „Es funktioniert wie ein Raumteiler“, erklärt der Norweger. Von der Küche kommend blickt man auf ein Ölbild, die Rück- bzw. Vorderseite hat der Fotograf einfarbig gestrichen und darauf ein kleines Bild in einem Passepartout geklebt. Wer auf dem Sofa sitzt, hat so das Gefühl, auf ein Stück Wand zu blicken, an der ein Bild hängt.

Den ehemals zweiten Wohnraum hat Jon Halvorsen in zwei getrennte Räume aufgeteilt und so zum Schlaf- ein Arbeitszimmer dazugewonnen. „Da die Wohnung an drei Seiten Fenster hat, bekommt jeder Raum genügend Licht.“ Im Schlafzimmer herrscht rund um die Uhr Mittsommernacht, die Wände leuchten tiefblau, an der welligen Zimmerdecke - die sich übrigens durch die komplette Wohnung zieht - prangen goldfarbene Sterne auf weißem Grund. Mit der blauen Stunde lässt es sich wunderbar einschlafen - und am nächsten Morgen entspannt wieder aufwachen.