Zwei Jahre suchte Ottmar Nau nach einer spektakulären Lage auf Mallorca und fand sie 2005 oberhalb des Örtchens Artà. Dort stand eine ehemalige Mühle mit Steinhaus und einem kleinen Weinberg zum Verkauf. Der Blick von dort oben reicht über die umliegenden Hügel bis zum Meer, schwärmt der Jurist mit einem Immobilienunternehmen in Berlin. „Ein schönes Haus kann man überall auf der Welt bauen, doch ohne Ausblick nützt das schönste Anwesen nichts.“

Dass es sich bei dem Domizil um eine ehemalige Mühle handelt, erhöht den Reiz des Anwesens zusätzlich. Zwei Jahre lang baute Ottmar Nau es um, soeben ist auch ein Fotoband darüber erschienen. In einem Kapitel wird darin der Geschichte von Mallorcas Mühlen nachgegangen. Laut dem Historiker Mosén Antoni Gili, der aus Artà stammt und dort lebt, ist es nicht einfach, die Wurzeln von Es Moli d‘en Morei zurückzuverfolgen, beziehungsweise eine genaue Chronologie zu erstellen. Mit Mallorcas Mühlen sei schon immer gerne spekuliert worden. Man kaufte und verkaufte mit erhöhten Preisen, um möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Denn die „kleinen Industriegebäude“ waren für den Ort notwendig, um Getreide in Mehl zu verwandeln - und somit unverzichtbar zur Herstellung des täglichen Brotes. So wie sich die Namen der Mühlen änderten, änderten sich auch ihre Besitzer und die Gebäudestrukturen.

So viel steht fest: „Bis 1980 stand auf dem Hügel von Es Moli d‘en Morei ausschließlich der alte Mühlturm mit einem angrenzenden kleinen Steinhaus“, wie Ottmar Nau erzählt. Anfang der 1990er Jahre wurde rund ums Steinhaus ein Neubau mit weitläufigen Terrassen und einem Schwimmbad errichtet. Doch dem Wohnhaus fehlte es an Charme und Ausstrahlung. „Der Wohnraum war begrenzt und die Einrichtung aus dunklem Mahagoniholz passte nicht zum Stil des Hauses“, sagt der heutige Besitzer. Zudem fehlte es an Heizmöglichkeiten und Haustechnik, es gab nur ein zentrales Telefon. Die Umbauarbeiten seien wie chirurgische Eingriffe gewesen. Um dem Domizil mehr Licht und Leichtigkeit zu geben, stockte Nau das Haus um eine halbe Etage auf 400 Quadratmeter Wohnfläche auf, ließ überall die neuwertigen rot-braunen Deckenbalken herausreißen und durch antike Balken ersetzen. Der Boden wurde komplett erneuert, Fußbodenheizung und Kabelkanäle verschwanden im Erdgeschoss elegant unter grob geschliffenem Marmor, im Obergeschoss unter polierten Zementböden.

Der damals vor dem Haus liegende Pool wich einer großzügigen Terrasse mit Wasserspiel, unter der nun auch noch Platz ist für ein zweites Gäste-Apartment. Der neue Pool fand in einem privaten Bereich, eingebunden in die Natur, an der Seite des Mühlenturms seinen Platz. „Mit Gästen steige ich gerne über die Wendeltreppe den Turm hinauf und zeige ihnen die tolle Aussicht“, erzählt Ottmar Nau, der mehrere Monate im Jahr auf Mallorca lebt und arbeitet.

Die Inneneinrichtung des Hauses sollte der äußeren Großzügigkeit entsprechen. „Da die Räume im Erdgeschoss etwas klein sind, waren wuchtige Möbel tabu“, so der Unternehmer. Das Interieur sollte eine Mischung aus antik und modern sein, mit punktuell sehr hochwertigen Antiquitäten. Wie etwa zwei venezianischen Sesseln oder einer Madonnen-Statue aus Norditalien aus dem 18. Jahrhundert. Die Eckschränke im Kaminzimmer, die als Glasschränke dienen, sind ebenfalls aus dieser Zeit und stammen aus einem barocken Kirchenportal in Italien. Im 19. Jahrhundert wurden sie zu Eckschränken umgebaut. Und zwei antike Stühle, ganz aus Leder, standen ursprünglich in einem spanischen Herrenhaus. Das Bad hat Ottmar Nau zusammen mit einer Berliner Innenarchitektin entworfen.

Die meiste Zeit des Jahres kann man in Es Moli d‘en Morei aber sowieso im Freien verbringen. Hier findet jeder einen Lieblingsplatz. „Morgens sitzen wir zum Beispiel am liebsten auf der seitlichen Terrasse, dort geht die Sonne auf und man hat einen schönen Blick über die Weinfelder“, so der Hausherr. Den Weinberg hatte er vor drei Jahren in vernachlässigtem Zustand übernommen. Ottmar Nau lud zwei deutsche Winzer aus Rheinhessen ein, um den Weinstock wieder aufzupäppeln und den Ertrag zu steigern. „Letztes Jahr konnten wir den ersten hauseigenen Wein produzieren und in diesem Jahr wird die Ernte noch besser“, ist sich Nau sicher. Allerdings, so der gebürtige Marburger, habe er bei aller Liebe zu Es Moli d‘en Morei schon wieder ein neues Objekt im Blick, das seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen wird. „Ich habe mich in ein Château in Frankreich verliebt, das ich gerne restaurieren möchte.“

Das Buch zur Mühle: Es Moli d‘en Morei, Jovis Verlag, 176 Seiten, 150 Abbildungen. 42 Euro.