Neben dem vergangene Woche an dieser Stelle vorgestellten Weingut Can Axartell des deutschen Unternehmers Hans-Peter Schwarzkopf ist dieser Tage noch eine weitere große Bodega auf Mallorca der Öffentlichkeit präsentiert worden. Das Weingut Son Mayol gehört einem eher im Hintergrund wirkenden Schweizer namens Gregor Hirschmann, dessen Familie 1967 die auf Geschäftsflüge spezialisierte Fluggesellschaft Jet Aviation gründete und sie 2005 wieder verkaufte. Gregor Hirschmann hat den Großteil des Anwesens 2006 erworben und da­rauf auch die bekannte Angusrind-Farm Son Mayol eröffnet. Weitere Ländereien kamen 2012 hinzu. Nun also die Bodega, in die circa sechs Millionen Euro investiert worden sind. Bis zu 40 Prozent davon wurden - ebenso wie im Fall von weiteren mallorquinischen Bodegas, darunter auch Can Axartell - mit Zuschüssen des Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft bestritten.

"Wir machen den besten Wein auf Mallorca", erklärten vollmundig bei der Präsentation die Verantwortlichen von Son Mayol, Marie Berbé, Önologin und technische Leiterin, sowie Geschäftsführer Joan Nadal. Ob dem so ist, wird sich noch herausstellen. Der teuerste Wein der Insel ist er allemal. Der 2014er-Jahrgang, der noch in Kooperation mit der Bodega Ànima Negra entstanden ist, kommt ab März 2017 für 45 Euro (Premier Vin) und 75 Euro (Grand Vin) in den Handel. Insgesamt gibt es davon gerade mal 6.000 Flaschen. Die Menge soll sich in den folgenden Jahren vervierfachen. Auf der Insel hat La Vinoteca von Juan Luis Pérez de Eulate den Alleinvertrieb.

Aber was macht diesen Rebensaft so besonders, so teuer? Beide sind im Barrique ausgebaut (Premier Vin 12 Monate, Grand Vin 14 Monate), beide haben 14,5 Prozent Alkoholgehalt. Der Premier Vin besteht je zur Hälfte aus Cabernet Sauvignon- und Merlot-Trauben. Beim Grand Vin sind es fast 60 Prozent Cabernet Sauvignon, fast 40 Prozent Merlot und ein wenig Petit Verdot. Die Trauben der verschiedenen Lagen werden separat geerntet und ausgebaut, später zur Cuvée zusammengeführt.

Geschmacklich ist der Premier Vin leichter, feiner, fruchtiger, ausgewogen. Er hat weniger Tannine und sei - wie Berbé sagt - „femininer". Der Grand Vin hingegen hat weitaus mehr Intensität, Holzaromen, Körper, Struktur und eine tiefrote Farbe.

„Beide sind keine mallorquinischen Weine", wie Berbé klarstellt, sondern würden wie Bordeaux-Weine ausgebaut. Dafür hätte man die aus Bordeaux stammende Berbé, die dort auch studiert hat, schließlich engagiert. Sie sammelte zudem auch auf Weingütern in Russland, Chile, Indien und Russland Erfahrung.

Ihr zur Seite steht ihr früherer Chef Patrick Léon, der als Berater fungiert („er ist etwa einmal pro Monat hier"). Der über 70-jährige Léon ist unter Winzern eine schon fast legendäre Figur. Er hat nicht nur sein eigenes Weingut, Château Les Trois Croix, sondern viele renommierte Weingüter weltweit beraten oder geleitet. Darunter so bedeutende Namen wie Opus One in Kalifornien oder auch Château Mouton Rothschild, das er 20 Jahre führte - fünf davon mit Barbé als Mitarbeiterin.

Rothschild ist auch das exklusive Vorbild, wenn man hier von Bordeaux-Weinen spricht. Und das, obgleich man weder den Boden noch das Klima der französischen Weinanbau-Region vorfindet. Insgesamt stehen bei Son Mayol 20 Hektar Anbaufläche zur Verfügung, wovon bislang acht Hektar genutzt werden, die seit fünf bis acht Jahren bepflanzt sind.

Von den hiesigen autochthonen Traubensorten, die aktuell in aller Weinmacher-Munde sind und mehr und mehr „fremde" Trauben durch Pfropfung ablösen, will man bei Son Mayol (noch) nichts wissen. „Das ist nicht unsere Linie und wir finden, dass diese Trauben auch keine Weine in der Qualität ergeben, wie wir sie uns vorstellen." Dies sagt Barbé übrigens ohne viele Weine der Insel zu kennen, wie sie selbst zugibt ?

Auch beim Thema Bio-Wein bleibt man auf Abstand. Denn man wolle, so Berbé, perfekte Trauben und gesunde Weinberge, und dafür bedürfe es nun einmal der natürlich kontrollierten chemischen Schädlingsbekämpfung.

Das Etikett des Grand Vin soll alljährlich von einem anderen Künstler gestaltet werden, der dann auch im gleichen Jahr mit einer kleinen permanenten Ausstellung in der Bodega vertreten sein wird. Den Anfang macht die mallorquinische Malerin Francesca Martí.

Ein Besuch der architektonisch attraktiven Bodega am Rand von Establiments ist zunächst nur Fachbesuchern vorbehalten - auch das eine Parallele zu Can Axartell. Begründet wird dies mit den aktuell nur wenigen Mitarbeitern. Für Events könne die Bodega samt der 1.200 Quadratmeter großen Terrasse allerdings gemietet werden.

Es ist ein eleganter Bau mit geschwungenem und komplett mit Solarmodulen belegtem Dach, entworfen vom valencianischen Architekten Javier Campos. Gärtanks, Fasslager und Abfüllanlage sind in den beiden unterirdischen Geschossen untergebracht. Von oben kann man durch einen Glasboden ins erste Untergeschoss auf die zwölf Holztanks aus französischer Eiche schauen, von denen jeder 3.600 Liter fasst. Eine über zehn Meter hohe Steinwand, errichtet im Stil der Trockensteinmauern, verbindet beide Untergeschosse. Die außergewöhnliche Ästhetik des Anwesens geht mit neuester Technik und Methodik einher. Wie auch die Bodega Can Axartell nutzt man in Can Mayol die neueste Generation an Auslese-Maschinen und die Gravitationsmethode. „Die Trauben sollen pfleglich behandelt werden, denn nur so erhält man die besten und feinsten Aromen", erklärt Berbé.

Bodega Son Mayol, aktuell noch kein Besuch möglich,C/. Lloc de Can Mallol s/n, Establiments. Tel.: 871-60 00 26,www.bodegasonmayol.es,Weinkauf via La Vinoteca,

www.bodegasonmayol.es

www.lavinoteca.info