Viele Artikel und Vorträge beschäftigen sich in letzter Zeit mit dem Thema Erbschaftssteuer in Spanien und deren Vermeidung. Das Problem ist bekannt. Spa­nien hat einen der höchsten Steuersätze innerhalb der EU (bis über 80 Prozent!) und ist auch bei den Freibeträgen mehr als kleinlich. Daher werden Investoren und verunsicherten Eigentümern in Großveranstaltungen, in kleinen exklusiven Runden oder im direkten Beratungsgespräch Informationen zu „legalen Möglichkeiten" der Steuerminderung vorgetragen. Internationale Steuersparmodelle werden dort genauso verkauft wie Treuhandlösungen. Schweizer Wohnsitze, österreichische Stiftungen oder Liechtensteiner Anstalten sind hier noch nicht einmal zu den Exoten zu zählen. Die Angebotsliste der Steuersparmodelle ist ebenso lang wie die angebliche Erfahrung und das „Insiderwissen" der Berater.

Schnell werden Berateraufträge unterzeichnet, weil die Zeit drängt. Die Maschinerie läuft dann an und gewinnt an Eigendynamik. Leider beachten die Betroffenen nicht – oder es wird schlicht verschwiegen –, dass viele dieser Steuersparmodelle langfristig mehr Schaden als Nutzen anrichten können. Oder dass diese Modelle nicht funktionieren, weil der Auftraggeber sein Leben komplett nach dem Modell ausrichten muss. Zudem arbeiten die Berater nicht umsonst, so dass die vermeintlichen Steuerersparnisse am Ende oft in Form von Honoraren in die Taschen der Berater und Dienstleister fließen. Bei solchen langfristigen Steuer­sparmodellen habe ich bis heute keine einzige vollständige Auflistung aller über die Jahre entstehenden Kosten und Honorare zu sehen bekommen.

Auch sind sich viele nicht wirklich im Klaren darüber, dass ein Modell nur dann funktioniert, wenn alle Parameter eingehalten werden. So ist bei internationalen Lösungen meist der Umzug in ein anderes Land (Österreich, Schweiz) unumgänglich, um keinen Steuerbetrug zu begehen. Ändern sich Ihre persönlichen Umstände oder merken Sie, dass das neue Leben so nicht zu meistern ist, dann drohen neben neuen Kosten in einigen Fällen auch empfindliche Strafen. Sicher ist in diesen Fällen dann nur, dass Sie für die neuen Kosten und den entstandenen Schaden allein aufkommen werden. Zudem sollte nicht vergessen werden, dass auch Mitarbeiter der Finanzämter diese viel versprechenden Anzeigen lesen oder in den Informationsveranstaltungen sitzen, in denen Sie geworben werden. Es ist in unserem Informationszeitalter so gut wie unmöglich, einen bedeutenden Schritt voraus zu sein.

Einige Berater mögen es durchaus gut mit Ihnen meinen, jedoch sollten Sie zunächst immer beachten, dass die meisten Erbschaftssteuern und deren Höhe theoretischer Natur sind. Auch kann bereits bei der Vorbereitung einer Investition in Spanien ein wesentlicher Beitrag und der Grundstein zur späteren Erbschaftssteuer­ersparnis gelegt werden. Hier kommen neben dem effektiven Einsatz von lokalen Belastungen, Vermögens­aufteilungen, dem Niesbrauch und Gesellschaftslösungen auch testamentarische Regelungen in Betracht. Die Lösung zur Steuer­ersparnis liegt im größten Teil der Fälle meist sehr nah.

Persönlich bin ich der Ansicht, dass Steuerlösungen zunächst wie gute Geldanlagen geprüft werden sollten:

l Sie und Ihre Erben müssen das verkaufte Steuersparmodell durch und durch verstehen.

l Das Modell muss sich Ihren tatsächlichen Gegebenheiten und Lebensumständen anpassen (und nicht umgekehrt).

l Es muss langfristig angelegt und bezahlbar sein.

l Das Steuermodell muss auch ohne den Berater oder seine Hintermänner funktionieren.

Fällt bereits dieser grundlegende Test negativ aus, ist das Spiel der Berater verloren, und es ist besser, eine andere Lösung zu suchen.

Der Autor ist Rechtsanwalt und Abogado in Palma, Tel.: 971-10 55 11.