Es ist ein bisschen wie bei dem Reim von den zehn kleinen Negerlein: Der Markt der deutschen Mallorca-Fluggesellschaften ist in ständiger Bewegung, und die Zahl der Airlines nimmt ab. Konnten Kunden vor einigen Jahren noch zwischen sechs deutschen Anbietern sowie Billigfliegern wie Easyjet und Ryanair wählen, sind es derzeit noch vier Airlines aus Alemania. In naher Zukunft könnte sich die Zahl noch einmal reduzieren. Und dann waren´s nur noch zwei?

Verhandelt wird derzeit um ein Dreierbündnis zwischen Tuifly, Condor und Germanwings: Der deutsche Branchenprimus Lufthansa sowie die Reiseriesen Tui und Thomas Cook wollen Chancen und Risiken einer Fusion ihrer Sprösslinge ausloten, um Air Berlin die Stirn zu bieten. Nach wochenlangen Spekulationen hat Thomas Cook die Gespräche inzwischen offiziell bestätigt, aber auch vor zu großen Erwartungen gewarnt. Die Verhandlungen seien ?in einem frühen Stadium", die Konditionen nicht vereinbart. Es sei deswegen noch längst nicht gesagt, dass die Gespräche auch zu einer Transaktion führen. Und nicht zuletzt haben auch noch die Wettbewerbshüter ein Wörtchen mitzureden.

Von wegen Qual der Wahl

Falls ein Zusammenschluss zustande kommen sollte, hätte das massive Folgen für das Angebot von Mallorca-Flügen - Residenten wie Urlauber hätten nicht mehr die Qual der Wahl bei der Buchung ihres Insel-Flugs: Auf der einen Seite gäbe es den eindeutigen Marktführer Air Berlin, der im vergangenen Jahr laut Statistik der spanischen Flughafenverwaltung Aena rund sechs Millionen Passagiere von und nach Palma flog. Und auf der anderen Seite entstünde eine neue Airline oder zumindest Kooperation, die auf Basis der Passagierzahlen aus dem vergangenen Jahr auf knapp 3,3 Millionen Fluggäste käme. Auch so bliebe Air Berlin also unangefochtener Marktführer auf Palmas Airport Son Sant Joan.

Zu den Rechenspielen gehört auch, die mögliche Flotte der möglichen zwei neuen Konkurrenten gegeneinander aufzurechnen. So hat der Ferienflieger Condor 34 Jets, der Lufthansa-Billigflug-Ableger Germanwings 27 Maschinen und die Tuifly 48 Flugzeuge. Das ergäbe rein rechnerisch 109 Jets im Vergleich zu den 120 Maschinen, die Air Berlin im Einsatz hat.

Gelassenheit bei Air Berlin

Damit würde die Luft für Air Berlin dünner, heißt es in den Analysen der deutschen Medien. ?Gelingt der Zusammenschluss, entsteht eine Fluggesellschaft, die auf Augenhöhe mit Air Berlin wäre", urteilte die ?Frankfurter Allgemeine Zeitung". Bei dem Marktführer auf Palmas Airport und Zweiten im deutschen Flugmarkt gibt man sich jedoch zumindest öffentlich gelassen. Für Air Berlin ?würde sich nicht allzu viel ändern", sagte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold. Die Wettbewerber blieben schließlich dieselben, mit denen man sich jetzt schon auseinandersetze. Zum anderen sei es aus Wettbewerbsgründen ohnehin unwahrscheinlich, dass das neue Dreier-Bündnis das Licht der Welt erblicke. Hunold zeigte sich überzeugt davon, dass das Bundeskartellamt den Zusammenschluss nicht genehmigen würde.

Auch Rechtsanwalt Ronald Schmid, Experte für Luftverkehrs- und Reiserecht, hält es für fraglich, dass die Wettbewerbshüter eine Fusion ohne Weiteres durchwinken. ?Es würde mich sehr erstaunen, wenn sie die geplante Dreier-Fusion genehmigen, ohne massive Auflagen festzulegen." Schließlich hatten die Kartellbehörden ja auch bei der dann doch nicht verwirklichten Fusion von Air Berlin und Condor einige Bedenken geäußert. ?Der neue Fluggesellschafts-Verbund im Umfeld der Lufthansa würde eine neue Marktmacht kreieren", gibt Schmid zu Bedenken. ?Damit würden sich die Marktverhältnisse stark verschieben."

Denn der Billigflieger Germanwings wird von Lufthansa kontrolliert. Condor wiederum gehört zu 75 Prozent Thomas Cook, 25 Prozent liegen bei der Lufthansa. Im Gegensatz zu Air Berlin hätte die neue Airline mit Lufthansa, Tui und Thomas Cook drei starke Anteilseigner, argumentiert die ?Süddeutsche Zeitung": ?Tui und Thomas Cook dürften versuchen, ihre eigenen Gäste vor allem mit der fusionierten Airline zu befördern." Denkbar wäre, dass die Wettbewerbshüter als Bedingung für einen Zusammenschluss stellen, dass sich die Partner von Verbindungen auf Strecken trennen müssten, auf denen ihre Dominanz zu groß wäre.

Was aus HLX und LTU wurde

Seit längerem wird der Mallorca-Markt über den Wolken ausgedünnt. So ging im Sommer vergangenen Jahres aus der Zusammenführung von Hapag-Lloyd Express (HLX) und Hapagfly die Airline Tuifly hervor. Während Hapag-Lloyd (später Hapagfly) schon 1972 als Ferienfluggesellschaft gegründet worden war, entstand HLX vor sechs Jahren als Lowcost-Flieger der Tui AG. Er mischte mit dem Slogan ?Fliegen zum Taxipreis" im europäischen Billigflugmarkt mit und transportierte im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Mallorca-Passagiere.

Die Marke LTU verschwand schließlich im August 2007. Im Zuge ihrer kräftigen Expansion übernahm Air Berlin die Düsseldorfer Fluggesellschaft und konnte damit erstmalig auch Langstreckenflüge anbieten. Im Zuge der Integration der LTU wurden 26 Flugzeuge in die Air-Berlin-Flotte eingegliedert. Hunolds Airline hatte zudem vor vier Jahren 24 Prozent der Wiener Fluggesellschaft Niki von Niki Lauda übernommen und führt seitdem eine sogenannte Low-Fare-Allianz.

Auch wenn das geplante Dreier-Bündnis nicht zustande kommen sollte, schreitet die Konsolidierung in der Luftfahrtbranche voran. Die Lufthansa etwa will die belgische Gesellschaft Brussels Airlines übernehmen und hat auch Interesse an der österreichischen Austrian Airlines bekundet. Und bevor von einem Dreierbündnis die Rede war, wollte die Tui ihre Tochter Tuifly in ein Bündnis mit Germanwings und Eurowings einbringen. So oder so - in Zeiten gewaltig gestiegener Rohölpreise wird es am Himmel über Europa übersichtlicher werden. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

Billigflieger in Nöten: Wo kann man noch sparen?

Experte: "Langfristig werden die Tickets teuerer"