Von Frank Feldmeier So werde es aus dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 107 Millionen Euro geben. ?Das ist praktisch genauso viel wie im Zeitraum 2000 bis 2006", sagt Garau. Da sei es in Kauf zu nehmen, dass aus anderen Fonds voraussichtlich weniger Geld fließe.

Der Geldstrom aus Brüssel kann viele unterschiedliche Namen haben. Einige Zuschüsse werden auch an die spanische Zentralregierung ausgezahlt und anschließend von ihr im Land weiterverteilt. Nach der Erweiterung gehört Spanien zwar nicht mehr zum Club der Länder, deren Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner unter 90 Prozent des EU-Durchschnitts liegt und die somit Anspruch auf den Kohäsionsfonds haben. Das Land bekommt aber noch eine abnehmende Übergangshilfe gewährt.

EU-Hilfen für alle Regionen

Die Balearen profitieren zudem von Hilfen für die einzelnen Regionen. Die Förderfähigkeit hängt vom Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner ab. Liegt es unter 75 Prozent des EU-Durchschnitts, wird die Region im Programm ?Konvergenz" gefördert, wofür 80 Prozent der Mittel bereitstehen. Zu diesen ärmeren Regionen gehören in Spanien Galicien, Kastilien-La Mancha, die Extremadura und Andalusien, in Deutschland Brandenburg-Nordost, Mecklenburg-Vorpommern, Chemnitz, Dresden, Dessau, Magdeburg und Thüringen. Alle anderen Regionen - wie im Übrigen auch die Balearen - werden im Programm ?Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung" gefördert, für sie stehen 16 Prozent der Gelder zur Verfügung.

Neben dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) werden die Balearen Geld aus den Fonds für Soziales, Landwirtschaft sowie Fischwirtschaft erhalten. Die voraussichtlichen 107 Millionen Euro aus dem EFRE sind für Hilfen bei Unternehmensinvestitionen vorgesehen sowie auch für die Bereiche Infrastruktur, Telekommunikation, Umwelt, Energie oder Forschung. Garau hat Geld beantragt unter anderem für die geplanten neuen Strecken im Zugverkehr, für eine neue Forschungsabteilung in der Balearen-Universität und Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden - der Regierungswechsel sei gerade noch rechtzeitig gekommen, um einige Prioritäten zu ändern. Im Prinzip ließen jedoch die strengen Vorgaben aus Brüssel ohnehin nur wenig Spielraum, so Garau.

Das Bruttoinlandsprodukt auf den Balearen hat sich mittlerweile dem EU-Durchschnitt angepasst. Hilfsfonds für eine reiche Region? Für Garau ist die Förderung nur logisch: ?Das ist keine Frage der Armut, sondern der Gerechtigkeit", so der Abteilungsleiter. ?Diese Gelder erhalten auch Berlin, Madrid oder London." Zudem seien die Balearen schon seit vielen Jahren Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum in Spanien. Nicht berücksichtigt werde zudem die Insellage der Region. Eine Studie der Balearen-Universität habe ergeben, dass unterm Strich in etwa doppelt so viel Geld von den Balearen Richtung Brüssel fließe als umgekehrt.

Bis Dezember nächsten Jahres ist nun noch Zeit, die Gelder aus dem Förderzeitraum 2000-2006 auszugeben. So entsteht derzeit in Camp de Mar in der Gemeinde Andratx für 16 Millionen Euro eine neue Entsalzungsanlage, bei der die EU 54 Prozent zuschießt. Sie soll bis Mitte nächsten Jahres fertiggestellt werden.Ein wichtiges Projekt der vergangenen Jahre war unter anderem das neue, 300.000 Quadratmeter große Terminal von Palmas Airport, das mit 4,5 Millionen Euro kofinanziert wurde. Noch vor seiner Einweihung 1997 hatte das Abfertigungsgebäude die Grenzen seiner Kapazität erreicht.

Weitere Beispiele für kofinanzierte Projekte sind das unterirdische Müllabsaugsystem in Palmas Altstadt (14,4 Millionen Euro) oder die Entsalzungsanlage in der Bucht von Palma (32,3 Millionen Euro). Zahllose kleinere Projekte, die in den vergangenen sieben Jahren in den Gemeinden auf Mallorca gefördert wurden, füllen einen dicken Aktenordner.

Neue Jobs dank EU

Die EU-Zugehörigkeit hat die Balearen verändert. Als Spanien 1986 der Europäischen Union beigetreten war, lag das Bruttoinlandsprodukt gerade einmal bei 68 Prozent des EU-Durchschnitts. Der Rückstand ist mittlerweile aufgeholt, und besonders die Balearen haben eine rasante Entwicklung durchlaufen: In Landwirtschaft und Viehzucht hat sich die Zahl der Arbeitsplätze halbiert, dafür entstanden viele neue Jobs im Dienstleistungssektor, neben dem Tourismus etwa auch im Bankensektor. Kein Wunder also, wenn die Beihilfen für die Inseln in den kommenden Jahren nicht mehr so breit gestreut werden. Garau: ?Wenn wir weniger Geld bekommen, ist das auch ein gutes Zeichen."

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