Von S. Droll und A. Sánchez

„Der Schönheitstourismus existiert, das wahre Ausmaß allerdings kennen wir nicht", sagt Carlos Almoguera, der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes für Reiseveranstalter auf den Balearen (AVIBA). Sowohl in Spanien als auch in Deutschland boomt das Geschäft mit Faltenkillern wie Botox und Fillern. Statistiken darüber, wie viele Ausländer unter den jeweiligen Patienten sind, gibt es nicht. Doch in zahlreichen Praxen und Kliniken auf Mallorca werden Menschen aus der ganzen Welt medizinisch verjüngt.

„Es gibt einen eindeutigen Trend zu ästhetischen Behandlungen", sagt auch Cordula Ahnhudt. Die deutsche Hautärztin betreibt seit fünfeinhalb Jahren eine Praxis in Bendinat. Ihr Konzept, das normale Leistungsspektrum eines Hautarztes mit Kosmetik und Schönheitsbehandlungen zu verbinden, kommt an. Dabei hat sich die Standort-Wahl als Glücksgriff herausgestellt. Viele Mallorca-Residenten und Urlauber haben das nötige Kleingeld für die zum Teil mehrere tausend Euro teuren Behandlungen. Ihre Patientenkartei ist international. Viele Engländer und Amerikaner sind darunter, aber auch Deutsche und Russen.

Verschämte Deutsche

Zuhause wird das gute Aussehen dann mit der Erholung auf der Sonneninsel erklärt. „Die deutschen Frauen reden nicht so offen darüber, dass sie schon eine Behandlung haben machen lassen. Die gehen damit nicht so offen um wie die Britinnen", sagt die Ärztin. Immer jüngere Frauen kommen für eine Botox-Spritze. „Das machen viele schon um die 30", sagt Ahnhudt.

Wem Spritzen und Laser nicht mehr ausreichen, sucht Chirurgen auf. Das Angebot auf der Insel ist breit. Allein in der Clínica Juaneda beschäftigen sich rund zehn Ärzte mit ästhetischen Korrekturen wie Fettabsaugungen, Faceliftings und Augenlidstraffungen. Dort steht auch immer wieder Deutschlands bekannter Schönheitsarzt Werner L. Mang am

OP-Tisch.

Deutsche Patienten suchen auch auf Mallorca gerne deutsche Ärzte auf. „Das Vertrauen zu dem Arzt, der die Operation macht, ist sehr wichtig", sagt der Mund- und Kieferchirurg Tim Liesenhoff. Den Großteil seiner Arbeit machen Schönheitsoperationen im Gesicht aus, und rund 40 Prozent seiner Patienten sind deutsche Residenten und Touristen. „Die Insel ist leicht erreichbar, und sie sind hier anonym."

Beauty - All-inclusive

Neu ist es, die Kombination aus Schönheitsoperation und Ferien auch als solche zu vermarkten. Der spanische Schönheitschirurg José Ignacio García Ceballos bietet auf seiner viersprachig aufgebauten Internetseite ein „All-in-one-Paket" an: Operation, Krankenhauskosten, Anästhesiehonorar, Verbandmaterial, Flughafen-Abholung sowie luxuriöse Unterkunft. „Mich wundert ja, dass das niemandem vorher eingefallen ist", sagt Ceballos.

Vor vier Monaten gründete er nach langen Auslandsjahren in Großbritannien und Belgien in Palma seine Mallorca Medical Group für Schönheits-OPs mit Mallorca-Urlaub. Am besten komme die Werbung über Internet bei Briten an, sie machen die Mehrheit von Ceballos Patienten aus. Rund 25 Prozent seien jedoch Deutsche, sagt Ceballos. Im Gegensatz zu den Briten seien sie ernsthafter und vorsichtiger bei der Sache. „Sie wollen es ganz genau wissen", sagt Ceballos. Bei ihm läuft die komplette Beratung über Internet und Telefon. Erst zur Operation fliegen die Patienten ein. Die Aufenthaltsdauer danach hängt vom Eingriff ab. „Bei einer Brustvergrößerung sollte man danach noch mindestens sieben Tage bleiben, mehrere Nachuntersuchungen müssen gemacht werden."

Im Gegensatz zu einer Operation sind Faltenglättungen via Botox-Spritze oder Filler im Mallorca-Urlaub auch spontan möglich. In den Hotels angeschlossenen Beauty-Centern von Stefanie Glinkiewicz etwa wird auf Wunsch ein entsprechender Arzt vermittelt. „Hier haben die Leute Zeit und sind relaxt, das ist ein zusätzliches Bonbon für den Urlaub und nicht so auffällig wie das Straffen beim Facelifting", sagt Glinkiewicz. Sie selbst hat sich vor kurzem das erste Mal Botox in die Stirn spritzen lassen. „Weil alle gesagt haben, dass ich immer so böse gucke. Danach runzelt man nicht mehr." In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

Botox und Co: Die sanften Faltenkiller

Soziologin: "Wir wollen alt und jung zugleich sein"

Inkognito-Lifting fern der Heimat