Deutsche sind meist wegen der Sonne auf Mallorca. Fast immer ist es schön warm, das Licht ist besonders hell, und fast das ganze Jahr über kann man draußen aktiv sein. Die Sonne produziert schlichtweg gute Laune. Ein paar Insel-Deutsche allerdings profitieren noch ein wenig mehr von der Sonne als andere. Sie heißen Klaas Reuss, Matthias Luckhardt und Heinz Torwie und sind die Inhaber der Solarenergie-Unternehmen Enertec in Santa Maria und Solarta in Artà. Ihre Firmen zählen mit zu den größten auf dem Solarmarkt in Mallorca. Insgesamt beschäftigen sich auf der Insel etwa 30 bis 40 Unternehmen mit erneuerbaren Energien, doch die beiden deutschen Firmen sind die einzigen, die sich ausschließlich auf den Verkauf, die Installation und die Wartung von Anlagen zur Strom- und Wärmegewinnung aus Sonnenenergie spezialisiert haben. Trotz der Wirtschaftskrise und der reduzierten staatlichen Einspeisevergütung für Solarstrom ins allgemeine Netz blicken die beiden Unternehmen optimistisch in die Zukunft.

?Wir hatten bisher keinerlei Einbußen", sagt Klaas Reuss, einer der beiden Inhaber von Enertec. Gemeinsam mit seinem Partner Matthias Luckhardt beschäftigt Reuss in der vor zehn Jahren gegründeten Firma fünf Mitarbeiter. Ein weiterer Installateur soll demnächst anfangen. Torwie beschäftigt in seiner Firma Solarta 17 Mitarbeiter. Zwar sei eine Auftragsrückgang im Zuge der geringeren Bautätigkeit auf der Insel zu spüren, Mitarbeiter entlassen will er aber nicht. ?Wir haben außerdem mit dem Service ein starkes Standbein", sagt der 56 Jahre alte Chemie- Ingenieur. Beide Firmen richten sowohl Photovoltaik-Anlagen zur Energie-Selbstversorgung, etwa auf abgelegenen Fincas, als auch große Solarparks zur Stromgewinnung für das allgemeine Netz ein. Außerdem bieten sie solarthermische Anlagen zur Wassererwärmung an, die für Heizung und Swimmingpool genutzt werden können. In Zukunft wollen beide Firmen Solar­anlagen zur Kühlung anbieten. Torwie plant außerdem Anlagen für die Nutzung von Windenergie.

In der Vergangenheit konnten sich Enertec und Solarta über den Solar-Boom freuen, der dank der kräftigen Förderung vom spanischen Zentralstaat auf Mallorca ausgebrochen war. Enertec baute etwa im Auftrag eines deutschen Investors einen großen Solarpark bei Santanyí mit einer Leistung von mehr als 2,7 Megawatt. Solarta installierte mit seiner Tochterfirma Generaciò Fotovoltaica, deren Eigner Solarta zu einem Drittel ist, insgesamt sechs Solarparks mit einer Gesamtleistung von 13 Megawatt auf der Insel.

Während es vorher kaum nennenswerte Anlagen mit einer Einspeisung ins allgemeine Netz gab, wurden laut der Energiebehörde allein im Jahr 2008 auf den Balearen 24 Solarparks gebaut. Ausgelöst wurde der Boom durch die großzügige Einspeisevergütung (47 Cent pro Kilowattstunde), die der spanische Zentralstaat noch bis Ende September 2008 an die Solarparks zahlte. Allein die Ankündigung der Reduzierung dieser Einspeisevergütung auf nunmehr 32 Cent pro Kilowattstunde sorgte für eine frenetische Bautätigkeit. In ganz Spanien wurden in nur einem Jahr Anlagen mit einer Leistung von knapp 2.000 Megawatt eingerichtet, die Hälfte dessen, was in der ganzen Welt an Photovoltaik- Leistung installiert wurde. Auf den Balearen wurde die Leistung an Solarstrom auf rund 51 Megawatt ausgebaut, das sind laut der Energiebehörde drei Prozent der gesamten auf den Inseln erzeugten Energie.

Anlagen, die heute ans Netz angeschlossen werden, bekommen nun also weniger Subventionen. Zudem wurde die Zahl der Genehmigungen für Solarparks begrenzt, jährlich sollen nur noch höchstens 500 Megawatt im ganzen Land entstehen. Trotzdem können Solarparks für Investoren weiterhin ein gewinnbringendes Geschäft sein - schließlich sind auch die Kosten für die Einrichtung der Anlagen gesunken - , doch die Deckelung der Gesamtmenge macht dem schnell gewachsenen Wirtschaftszweig zu schaffen. Auch auf Mallorca ist die Solarbegeisterung aus dem Jahr 2008, wie in ganz Spanien, wieder abgeflacht. Laut der Energiebehörde wurden zwar bereits mehrere weitere Parks von der Landesregierung genehmigt, doch warten die Projekte auf die Zulassung zur Einspeisevergütung.

Für Unternehmen wie Enertec und Solarta auf Mallorca gibt es allerdings eine weitere spanische Regelung, die Aufträge verschafft. Denn im Gegensatz zu Deutschland existiert in Spanien seit 2007 eine Vorschrift, die die zwingende Nutzung von Solaranlagen zur Wasser­erwärmung vorschreibt. Demnach müssen neu gebaute Wohnhäuser zwischen 30 und 70 Prozent ihrer Warmwasserversorgung durch Solaranlagen decken. Abgesehen von staatlichen Förderungen und Forderungen führe aber auch das allgemein wachsende Bewusstsein für Umwelt und Klimawandel zu einer steigenden Nachfrage. ?Es gibt immer mehr Leute, die ökologisch bauen wollen", sagt Reuss.

Der 44 Jahre alte Unternehmer schätzt an seiner Arbeit vor allem auch den menschlichen Kontakt mit seinen Kunden. ?Wer sich für Solarenergie interessiert, hat meistens einen gewissen Bildungsstand und interessiert sich auch für kulturelle, soziale oder technische Themen. Da macht es Spaß zu arbeiten, auch wenn der Tag oft 12 bis 14 Stunden dauert." Sein Partner Luckhardt erinnert sich mit einem Grinsen daran, wie Reuss sich bei der Installation einer solarthermischen Anlage der Firma in einem privaten Anwesen am Pool mit einer Verlegerin über Literatur unterhielt, ?während ich mich um die Wärmepumpe gekümmert habe".

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

- ?Wir wollen auch Windenergie und Geothermie"