Ein bisschen Aufmerksamkeit hatten sich die treuen Barça-Fans in Porreres ja erhofft. „Dass wir aber gleich Akkreditierungen zur Jubiläumsfeier ausstellen müssen - damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet“, sagt Fan-Club-Sprecher Sebastián Oliver. Vertreter von mehr als 20 verschiedenen Medien haben sich für die 25-Jahr-Feier der örtlichen peña am Samstag­abend (16.5.) angesagt. Dazu werden rund 1.000 Barça-Fans aus den insgesamt 31 Fan-Clubs auf den Balearen erwartet und voraussichtlich auch Joan Laporta, der Präsident vom FC Barcelona.

Besonders ihm wird die Aufmerksamkeit der vielen Kamera­teams gelten. Zwar will der FC Barcelona erst am Sonntagabend (17.5., 19 Uhr) in Palmas Ono-Stadion im Spiel gegen Real Mallorca den letzten noch nötigen Punkt zur Meisterschaft holen. Doch der Titelkampf in der spanischen Primera División könnte bereits am Vorabend, also zum Zeitpunkt der Gala in Porreres, entschieden werden. Dazu müsste der einzige verbliebene Verfolger, Real Madrid, im Spiel gegen Villarreal Federn lassen. „Was dann im Festsaal los ist, können sie sich ja vorstellen“, sagt Oliver mit einem Anflug von Euphorie. Porreres, wo Laporta die ersten Glückwünsche entgegennehmen würde, dürfte dann für einen kurzen Augenblick in den Mittelpunkt der spanienweiten Berichterstattung rücken.

Dabei befindet sich Mallorca schon seit Tagen im Barça-Fieber. Kein anderer Club hat - von Real Mallorca einmal abgesehen - so viele Anhänger wie die Katalanen, die nun ausgerechnet auf der Insel ihr Meisterstück machen können. „Das ist eine Frage der Identität“, sagt Bernat Nadal. Der Schriftsteller aus Manacor hat im vergangenen Jahr eine „philosophische Abhandlung“ über den FC Barcelona und seine Anhänger geschrieben. „Dadurch, dass wir die gleiche Sprache sprechen und auch auf Mallorca der Regionalismus eine Rolle spielt, gibt es eine gewisse Seelen­verwandtschaft“, glaubt der Autor. Dafür spricht auch die geografische Verteilung der Clubs: Rund 90 Prozent aller Barça-peñas befinden sich in den Dörfern im Inselinneren, wo Mallorca noch am ursprünglichsten ist. In Palma hingegen gibt es nur einen einzigen Club. Der große Rivale Real Madrid hat seine Insel-Hochburgen dagegen in den touristischen Küstendörfern und eben in Palma, wo sich im Laufe der Jahre viele Gastarbeiter vom spanischen Festland niedergelassen haben.

Die Euphorie über die derzeit wohl beste Vereinsmannschaft der Welt beschränkt sich freilich nicht nur auf die Barça-Fans. Auch die Konkurrenz und die ansonsten eher madridfreundlichen Sportzeitungen wie „As“ und „Marca“ ziehen ehrfurchtsvoll den Hut vor den Ballkünstlern aus der katalanischen Hauptstadt, die innerhalb von einer Woche ein Millionenpublikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen haben. Mit 6:2 wurde zunächst der Erzrivale und Rekordmeister Madrid im eigenen Stadion geradezu der Lächerlichkeit preisgegeben. Nur vier Tage danach erreichte die Mannschaft dann auch noch in einer nervenaufreibenden Partie gegen den FC Chelsea in London mit viel Rückendeckung des Schiedsrichters das Finale der Champions League (am 27. Mai gegen Manchester United in Rom).

Am Mittwoch (nach Redak­tionsschluss dieser Ausgabe) sollte dann mit einem Sieg über Athletic Bilbao der Königspokal und somit der erste Titel dieser Saison eingefahren werden. Selbst die größten Pessimisten halten diesmal das Tripel, den Gewinn von Pokal, Meisterschaft und Champions League, für möglich. Die Fachwelt ist sich einig: Die aktuelle Formation des FC Barcelona ist wohl die stärkste, die sich je das blau-violette Trikot übergezogen hat. Stärker als das Dream-Team unter Johan Cryuff, das 1991 erstmals den Landesmeisterpokal holte, und besser als die Mannschaft von Frank Rijkaard, der 2006 für den zweiten Erfolg in Europas Königsklasse verantwortlich zeichnete. Auch der deutsche Bundestrainer Jogi Löw zeigte sich bei seiner Stippvisite auf Mallorca beeindruckt von der Leistung der Katalanen: „Es ist die Mannschaft, die in Europa den spektakulärsten Fußball spielt“.

Die Frage, wie der Club ein Fußballspiel gewinnt, spielt ähnlich wie beim Erzrivalen Real Madrid eine große Rolle. So mussten in der Vergangenheit oftmals Trainer wie der Holländer Louis van Gaal gehen, obwohl sie einige Erfolge aufzuweisen hatten. Van Gaals Taktik, die er dem Team auferlegte, war unattraktiv und des FC Barcelona nicht würdig, hieß es seinerzeit. Reines Sicherheitsdenken ist in Barcelona verpönt. „Der Club darf und muss auch verlieren können. Ansonsten wären alle seine Siege nichts wert“, bringt es der Fußball-Philosoph Bernat Nadal auf den Punkt.

Dass der FC Barcelona derzeit brillant spielt und auch noch erfolgreich ist, wird einem Mann zugeschrieben, der mit seinen gerade 38 Jahren manchmal noch selbst wie ein Spieler wirkt. Coach Pep Guardiola scheint die Philosophie des Clubs verinnerlicht zu haben: „Der Trainerjob ist nichts für ewig. Auf der Bank muss man sich vergnügen und mutig sein“, hat er einmal in einem Interview mit „El Mundo“ gesagt. Guardiola selbst ist beim FC Barcelona aufgewachsen, genau wie seine wichtigsten Leistungsträger. Der argentinische Supertechniker Messi stammt ebenso wie die beiden Europameister Iniesta und Xavi aus der cantera, wie man in Spanien die Nachwuchsabteilung nennt.

Iniesta wird am Sonntag (17.5.) beim Spiel im Ono-Stadion fehlen, weil er sich im Meisterschaftsspiel am vergangenen Sonntag gegen Villarreal in der Schlussphase einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen hat. Mit Tränen in den Augen humpelte das Megatalent vom Feld, wohlwissend, dass er mit dem Pokalendspiel das erste große Finale der Saison verpassen würde. Auch der Mexikaner Marquéz sowie der Franzose Thierry Henry sind verletzt. Fürs Finale der Champions League gesperrt ist zudem Abidal. Die hohe Belastung in drei verschiedenen Wettbewerben verlangen am Ende der Saison offenbar ihren Tribut. Doch signalisierte Iniesta, dass er in Rom im Finale der Champions League dabei sein werde. Koste es, was es wolle, so Iniesta am Montag (11.5.), an dem Tag, als er 25 Jahre alt wurde. Und es klang nach mehr als nur einem Geburtstagswunsch.

EINTRITTSKARTEN

Preise zwischen 40 und 80 Euro

Schon vergangene Woche bildeten sich vor den Kassenhäuschen von Palmas Fußball-Stadion Son Moix lange Schlangen. Zu Beginn der Woche spekulierte die mallorquinische Presse darüber, ob das Stadion seit langer Zeit wieder einmal richtig voll wird. Dazu müssten alle rund 17.000 Mitglieder des Clubs von ihrem Sitzplatz Gebrauch machen. Die Plätze im freien Verkauf werden bis zum Anpfiff am Sonntag (17.5.) alle vergriffen sein - trotz der hohen Preise, die bei jedem Spiel gegen Barcelona oder Real Madrid verlangt werden.

So kosten die Eintrittskarten für Erwachsene je nach Kategorie zwischen 40 und 80 Euro, für Kinder zwischen 12 und 25 Euro.

Die Kassenhäuschen sind am Donnerstag (14.5.) und Freitag zwischen 10 und 14 und zwischen 16 und 18.30 Uhr geöffnet, am Samstag noch eine halbe Stunde länger bis 19 Uhr.

Am Sonntag bis zum Ende der ersten Halbzeit um 19.45 Uhr.

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

- „Das unbewaffnete Heer Kataloniens“