In diesen Tagen klingelt das Telefon wieder unaufhörlich. Die Anrufer warten ungeduldig auf eine Antwort zum Thema „Nicht-Residenten-Bescheinigung". Der Hintergrund: In der MZ-Ausgabe vom 19. November war ein zweiseitiges Formular des spanischen Innenministeriums abgedruckt worden, das zuvor ein Leser eingesandt hatte. Mit dieser Bescheinigung über einen Nicht-Residenten-Status hatte er verhindern können, dass Beamte der Ortspolizei sein Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen abschleppten. Die Polizisten akzeptierten den vermeintlichen Beweis, dass es sich bei dem Fahrer um eine Person handelte, die sich weniger als 183 Tage im Jahr in Spanien aufhält. Triumphierend wandte er sich an die MZ-Redaktion : „Ich kann nur ­allen Nicht-Residenten empfehlen, ein certificado 28 N für 122,70 Euro zu beantragen."

Seither steht das Lesertelefon von Barbara Pohle nicht mehr still. Wie so oft in den vergangenen zehn Jahren, in denen die MZ-Redakteurin mehr als 3.000 Leserfragen und -antworten veröffentlicht hat. Die vielen Anfragen von Lesern, die Pohle bearbeitete, ohne dass die Fragen nachher abgedruckt worden wären, nicht mitgerechnet.

Im Falle der Nicht-Residenten-Bescheinigung 28 N ist die am häufigsten gestellte Frage etwa: Wo bekommt man dieses Formular und welche Dokumente sind bei den Behörden vorzulegen? Barbara Pohle hat bei zwei Service- und Steuerbüros, sogenannten gestorías, nachgefragt. Deren Antwort lautet folgendermaßen: Bei dem Formular handelt es sich um eine Bestätigung für das spanische Finanzamt, es ist ein Nachweis, mit dem der Inselbewohner erklärt, dass er sein Einkommen nicht in Spanien versteuert.

Worauf sich natürlich sogleich eine Nachfrage anschließt: Kann der Nicht-Resident, der dieses Formular in der Hand hat, unbegrenzt sein Kfz mit deutschem Kennzeichen auf der Insel fahren? Braucht man nun kein Fährticket mehr im Handschuhfach mitzuführen, mit dem man nachweisen kann, dass das Auto erst kürzlich auf die Insel kam? Die gestorías und Barbara Pohle sagen „nein", denn bei der Steuerpflicht steht das Auto und nicht der Halter im Vordergrund. Ein Pkw darf nur 183 Tage im Jahr innerhalb Spaniens gefahren werden. Es spiele dabei keine Rolle, ob der Halter Resident sei oder nicht. Es liege auf der Hand, dass der spanische Staat für Autos, die auf seinen Straßen fahren, selbst Kfz-Steuer in Rechnung stellen darf. Auf Anfrage der MZ erteilte hingegen das spanische Innenministerium die Auskunft, dass es sich um eine komplizierte Angelegenheit handele, die mit der juristischen Abteilung der Ausländerbehörde abgeklärt werden müsse.

Es dürfte also weiterhin Klärungsbedarf bestehen - wie eigentlich immer, wenn es um dieses Thema geht. Die Ummeldepflicht für Autos mit deutschem Kennzeichen - das war in all diesen Jahren zweifellos der Aufreger Nummer eins am Lesertelefon. Es begann im Mai 2005, als die MZ erstmals über Polizeikontrollen und die Beschlagnahme von Fahrzeugen mit deutschem Kennzeichen berichtete. Die Schlagzeile lautete damals: „Polizei macht Jagd auf deutsche Kfz-Kennzeichen".

Daraufhin wandet sich Mike S. aus Can Picafort besorgt ans Lesertelefon von Barbara Pohle:

„Seit mein Schwiegervater Ihren Artikel ´Jagd auf Kennzeichen D´ gelesen hat, traut er sich nicht mehr, mit dem Auto aus der Garage zu fahren. Muss er wirklich damit rechnen, dass an jeder Ecke Beamte lauern, die sein Auto von den Zollfahndern abschleppen lassen? Auch wenn er einen Stempel des spanischen TÜV hat?"

Barbara Pohle konnte beruhigen: „Die Polizei führt immer wieder Kontrollen bei Fahrzeugen mit deutschem Kennzeichen durch. Natürlich nicht an jeder Ecke. Der spanische TÜV reicht nicht aus, wenn Ihr Fahrzeug länger als ein halbes Jahr auf der Insel ist. Ganz beruhigt kann Ihr Schwiegervater erst dann über die Insel fahren, wenn sein Auto ein spanisches Kennzeichen hat. Das Ummelden lohnt sich auf jeden Fall."

Dabei hatte die Rubrik einen ganz beschaulichen Anfang erlebt. In der ersten Ausgabe der MZ, die am 12. Mai 2000 erschien, hieß das Lesertelefon der ersten Stunde noch „MZ direkt". Die Redaktion bot den Lesern einen Service von Ärzten, Psychologen, Rechtsanwälten, Notaren und Steuerberatern unter folgendem Motto an: „Wir bauen auf Kommunikation. Deshalb haben wir offene Ohren. Für Ihre Fragen und Probleme. Für Ihre Informationen, Anregungen und Erfahrungen. Der heiße Draht für alle Fälle. Barbara Pohle ist auf Draht. Hört zu, klärt ab, gibt Rat."

Die Leser sprangen sofort darauf an. Kurz nach Erscheinen der ersten Ausgabe klingelte bereits das Telefon. Am Telefon war MZ-Leserin Helga L. Sie hatte für zwei Arztbesuche in einer privaten Arztpraxis in Alcúdia 150 Mark gezahlt. Die AOK ersetzte ihr nur ein Drittel der Kosten. Ihre Frage lautete: Wie kann ich in Zukunft solche hohen Arztkosten im Mallorca-Urlaub vermeiden? Die Lösung des Problems war damals der Auslandskrankenschein E-111, der Leserin wurde empfohlen, das Formular bei der Zweigstelle in Palma abzuholen und damit die öffentlichen Gesundheitszentren (centros de salut oder PAC) zu konsultieren.

In der dritten MZ-Ausgabe ging es dann unter anderem um ein Frage von Rosemarie S. Sie war noch immer im Besitz des alten Führerscheins und wollte den „grauen Lappen" gegen den EU-Führerschein eintauschen. Sie erkundigte sich: Muss ich zusätzlich ein ärztliches Attest vorlegen, wenn ich älter als 70 Jahre bin? Die Antwort beschrieb sehr ausführlich, wie man die rosafarbene EU-Version der Fahrerlaubnis bekommt. Ein medizinisches Attest wurde erst zwei Jahre später notwendig und kostete damals 3.905 Peseten.

Rosemarie S. wurde übrigens eine treue Leserin dieser Zeitung, 2003 lud sie Barbara Pohle in ihren Patio ein. Die MZ stellte sie zudem in der Serie „Pflanzen und Gärten vor". Als die Richterswitwe Mallorca aus Altersgründen verließ, verabschiedete sie sich bei der MZ mit den besten Wünschen.

Auch folgende Fragen wurden zu Dauerbrennern: Wie beantragt man die NIE-Nummer, wie meldet man sich bei der Gemeinde an, und wie kommt man zu einer Residencia? Erstmals wandte sich Ulrike K. aus Consell mit diesen Problemen im Juni 2000 an die MZ. Sie wollte sich ein Auto kaufen. Im letzten Augenblick drohte das Geschäft wegen einer fehlenden NIE-Nummer zu scheitern. Diese war der MZ-Leserin bis dahin kein Begriff. Die Anwort brachte erstmals die Tarjeta de residencia ins Spiel. Denn diese brauchten damals Ausländer, die sich länger als drei Monate pro Jahr in Spanien aufhalten. Vorher musste allerdings die NIE-Nummer beantragt werden, damals noch bei der Delegación del Gobierno in Palmas Carrer Constitució Nr. 4, gleich an der Plaça de la Reina.

Längst nicht alle Fragen zum Thema residencia konnten in der Zeitung Platz finden. Lange Zeit wurde tagtäglich über die Dokumente Auskunft gegeben, die vorzulegen waren. Dazu gab es Informationen zur Frage, wie man sich bei der Gemeinde anmeldet und zu welchen Zeiten die Behördenschalter geöffnet waren.

Im April 2007 war die Aufregung groß, als die residencia abgeschafft und durch den Eintrag ins Ausländerregister ersetzt wurde. Ausnahmsweise einmal nicht Barbara Pohle, sondern der damalige MZ-Redakteur Tom Gebhardt zeigte kurz darauf im Selbsttest „Greencard nach 140 Minuten", wie man sich das neue Dokument mit dem geringsten Aufwand besorgen konnte. Doch die neue gesetzliche Regelung zur Registrierung der Ausländer zog eine Menge von Fragen nach sich. Beispielsweise diese von Kai B. aus Calvià:

Wo besorgt man sich den Antrag für die Anmeldung ins Ausländerregister? Die Antwort lautete: Über einen Link auf der Website des spanischen Innenministeriums. Mittlerweile ist es noch einfacher geworden, das Formular zu erhalten. Denn im „Starter-Kid" für Neuinsulaner auf der MZ-Homepage wird man direkt zum Innenministerium geleitet.

Doch nicht alle der über 3.000 Fragen drehten sich um behördliche Dinge. Manchmal musste Barbara Pohle auch in familiären Angelegenheiten mit Rat und Tat zur Seite stehen: Hanna N. aus Inca wandte sich mit folgendem Problem ans MZ-Lesertelefon: Mein Sohn hängt nur zu Hause rum, gibt es hier in Spanien eine Alternative zur deutschen Lehre? Es ist zu hoffen, das sich Hanna N. zu einem Kontakt mit der Institution Fodesma aufgerafft hat, wie es ihr das Lesertelefon empfahl. Vielleicht hat der 15-Jährige einen Ausbildungsplatz bekommen und ist heute Natursteinmauer- oder Bootsbauer.

Aus einem anderen Grund wählte Gisela B. aus Schleswig die MZ-Nummer: Meine 95-jährige Mutter wünschte sich zum Geburtstag einen Flug von Hamburg nach Mallorca, um sich das neue Haus ihres Enkels anzusehen. Gibt es einen speziellen Flugservice für alte, aber mutige Menschen?

Die Antwort verwies auf den Rollstuhlservice der Fluggesellschaften, die Passagiere auf Wunsch am Check-in abholen. Ob die Hausbesichtigung der alten Dame tatsächlich stattgefunden hat, teilte die Leserin leider nicht mit.

Die kürzesten Fragen wurden beispielsweise zu Thai-Chi-, Yoga- und Salsakursen gestellt. Auch „Wo lerne ich Bauchtanz?" gehörte dazu. Die Brasilianerin Helwa brachte persönlich die Daten ihrer Academia Helwa, Danza de Vientre ins Verlagsgebäude. Die längste Frage hingegen war zwei DIN-A4-Seiten lang und trug die Überschrift „Fragen zum Leben auf Mallorca". Frisch pensioniert schrieb Ines S. auf, was sie zum Kauf einer Finca wissen wollte. Das Schreiben wurde häppchenweise beantwortet, und der Leserin für weitere Auskünfte eine gestoría empfohlen.

Auch das Thema Haustiere durfte in der Rubrik Lesertelefon nicht fehlen. Da gab es einen depressiven Kater, den ein Leser an Weihnachten nicht zu Hause lassen wollte. Für einen Windhund wurde eine Hunderenn­bahn gesucht, und aus Andratx kam eines Morgens eine eilige Anfrage von Dieter D. wegen eines verirrten Federviehs: In meinem Garten hat sich ein Pfau häuslich niedergelassen. Es handelt sich um ein männliches Tier, das viel Dreck macht und meine Beete verwüstet. Was soll ich tun? Die einzige Lösung für den Pfau bot der Natura Parc in Santa Eugènia, wo man sich um herrenlose Tiere und hoffentlich auch um den randalierenden Pfau kümmerte.

Richtig Ärger gab es nach der Veröffentlichung dieser Frage einer Leserin: Wir haben kürzlich in unserem Garten ein Holzhaus aufgestellt. Ein Beamter der Policía Local forderte uns nun auf, das Haus binnen 24 Stunden abzureißen. Können Sie uns weiterhelfen? Die Antwort, dass sie schlechte Karten für eine nachträgliche Baugenehmigung habe, half ihr nicht weiter. Fortan entrüstete sie sich wegen der Veröffentlichung ihrer Frage: Im Dorf sei sie ohnehin wegen des Holzhauses ausgelacht worden, jetzt stünde die Blamage auch noch in der Zeitung …

Für Erheiterung in der Redaktion sorgte hingegen folgendes Problem von Hans E. aus Esporles: In Rezeptbüchern liest man oft: die Zwiebel in Würfel schneiden. Haben Sie das mal gemacht? Wenn ich schneide, zerfällt die Zwiebel in einzelne Schichten, die so gar keine Ähnlichkeit mit Würfeln haben. Wie würfelt man nun eine Zwiebel? Auch darauf wusste Barbara Pohle eine Antwort: „Ob beim Zwiebelschneiden Würfel entstehen, hängt davon ab, ob Ihr Messer richtig scharf ist. Aber nur ein Teil der Zwiebel - sie ist bekanntlich rund - ergibt eine exakte Würfelform. Wenn Sie die Zwiebel in der Mitte teilen und alle Rundungen abschneiden, so dass die Zwiebel rechteckig wie ein Ziegelstein vor Ihnen auf dem Schneidebrett liegt, können Sie mit geraden Längs- und Querschnitten gleich große Würfelstücke schneiden. Stört es Sie wirklich beim Essen, wenn Zwiebelstücke etwas schräge Kanten haben?"

Ist sie nun unfehlbar, die gute Barbara Pohle? Nein, natürlich nicht. Irren ist bekanntlich menschlich. Und so hat auch Barbara Pohle kürzlich daneben gelegen, als Ingo H. darum bat, die richtige Reparaturwerkstatt für eine Kaffeemaschine der Marke Jura ausfindig zu machen. Haben Sie eine Idee? Barbara Pohle wurde auch nach längerer Recherche nicht fündig. Nach ihrer Antwort, für eine Jura-Maschine gebe es auf der Insel keine Hoffnung, erreichten sie zahlreiche Leserzuschriften. Unter denjenigen, die eine Werkstatt wussten, war auch Carl B. aus Felanitx, der den Hinweis mit folgendem Lob schloss: „Ansonsten sind Ihre Leserfragen und ihre Antworten sehr informativ und gut recherchiert."

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