Bunt oder uni, matt oder glänzend, schlicht oder pompös: Egal wie, sie dürfen wieder raus, denn die kalte Jahreszeit ist vorbei und das Thermometer steht auf Cabrio-Wetter. Kaum ist der Schnee geschmolzen, rollen die ersten Oldtimer-Freunde ihre historischen Schätze wieder aus den Winterquartieren. Die Szene erwacht zum Leben.

Reich, verschlossen und selbstverliebt: Wer in Schubladen denkt, wird enttäuscht. In den Oldtimer-Clubs der Insel trifft sich fast alles, was die Gesellschaft zu bieten hat. Vom einfachen Arbeiter, der für 2.000 Euro einen alten Porsche ergattern konnte, bis zum Unternehmer, der sich für denselben Betrag mal eben neue Sitzbezüge gekauft hat. Wer klassische Autos liebt, sie hegt und pflegt, muss also keineswegs vermögend sein.

„Bei uns ist jeder willkommen, nicht nur die reichen Fahrer. Alle sitzen an einem Tisch", sagt Juan Fullana (37), Sprecher der mallorquinischen Sektion des Internetforums Sólo Porsche. Auf der spanischen Plattform diskutieren die Liebhaber der Traditionsmarke über neue und alte Modelle, organisieren Veranstaltungen und helfen sich gegenseitig bei der Suche nach Ersatzteilen. In der Community spiele es keine Rolle, wie teuer der eigene Porsche war. „Außerdem entscheidet jeder selbst, wie viel er für seinen Wagen ausgeben will", sagt Fullana, der sich seine Brötchen als Pilot verdient.

Dabei ist nicht von der Hand zu weisen, dass wohl die Mehrheit der Oldtimer-Fans auf der Insel ihre Schäfchen längst im Trockenen und eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit erreicht hat. Schließlich ist der Kaufpreis nicht die einzige Investition, die ein Autonarr tätigen muss. Erst recht bei den günstigen Einstiegsmodellen. „So ein altes Auto kann schnell das Doppelte des Anschaffungspreises kosten oder mehr", sagt Hartmut Uebbing (56).

Besonders bei Porsche, denn die hochwertige Technik lasse sich der Konzern teuer bezahlen. Da würden für ein Einzelteil auch mal 10.000 Euro fällig. Uebbing, oldtimerverrückt seit seiner Jugend, spricht aus Erfahrung, denn er hat schon einige Modelle besessen und reparieren müssen. Aktuell fährt er zwei Automobilklassiker, einen Porsche 944 (Baujahr 1983) und einen Alpha Romeo Giulia (1976). Wichtig sei, dass man beim Oldtimer-Kauf den richtigen Sachverstand mitbringt oder sich zumindest an jemanden wendet, der sich damit auskennt. „Sonst kauft man schnell die Katze im Sack."

Wer Sachverstand sucht, wird auch auf Mallorca schnell fündig. Mindestens neun Vereinigungen treffen sich mehr oder weniger regelmäßig, um sich und ihre Leidenschaft für alte Autos zu feiern. Einige von ihnen widmen sich ausschließlich einer Marke, zum Beispiel Volkswagens Käfer oder dem von der Austin und Morris Motor Company gebauten Mini. Andere sind offen für alle Oldtimer.

Eine wichtige Rolle spielt bei allen die gegenseitige Hilfe. „Wenn jemand etwas braucht - zum Beispiel ein seltenes Einzelteil - kann er das Clubnetzwerk nutzen", sagt Juan Fullana von Sólo Porsche. Viele Mitglieder seien Mechaniker, hätten reichlich Erfahrung mit Oldtimern und stünden stets Rede und Antwort.

Neben der technischen Unterstützung liegt Fullana aber vor allem die Gemeinschaft am Herzen. In einigen Clubs, wie zum Beispiel Sólo Porsche, sind fast ausschließlich Spanier organisiert - Ausländer sind dennoch willkommen, Autobegeisterung verbindet. Internationaler geht es schon jetzt im Club de Cotxes Clàssics de Mallorca (CCC) zu: ein Drittel Spanier, ein Drittel Deutsche, ein Drittel Briten.

Gemeinschaft - das heißt auch Familie. Besonders Kinder könnten viel vom Hobby ihrer Eltern lernen, findet Volker Lange (60) vom CCC. „Indem sie sich mit Oldtimern beschäftigen, merken sie, dass es sich lohnt, Altes zu bewahren." Frauen sind für die Oldtimer-Szene erfahrungsgemäß schwerer zu gewinnen. Gelingt es dem

autobegeisterten Mann nicht, könne das eine Familie spalten und die Partnerschaft daran zerbrechen. „Der Vater wäre ja immer alleine unterwegs", sagt Fullana. Darauf müssten die Clubs unbedingt achten.

Schon die mit dem Hobby verbundenen Ausgaben können zu einer Ehe-Krise führen. „Ich könnte jeden Tag neue Teile für meine Autos kaufen und muss deshalb aufpassen, dass ich nicht übertreibe", sagt ein mallorquinischer Sammler, der lieber anonym bleiben möchte. Man dürfe nicht alles in das Hobby investieren, sondern müsse sich Ziele setzen. „Am Ende sollte sich meine Frau auch noch einen Mantel kaufen können."

Geld sei überhaupt ein heikles Thema, ist in der Szene immer wieder zu hören. Es gibt die Selbstdarsteller, die nach Beachtung lechzen und ihren wertvollen Fuhrpark bei jeder Gelegenheit zur Schau stellen. Sie sind aber eine Minderheit und nicht besonders beliebt. Die meisten Oldtimer-Liebhaber stehen ungern im Rampenlicht, bleiben lieber unter sich. Je mehr Autos jemand besitzt, desto scheuer wird er.

Grund für die Zurückhaltung: Neid und Missgunst. Das sei vor allem ein Problem für Firmeninhaber, die auf Mallorca ihre Geschäfte machen und Oldtimer im Wert von mehreren hunderttausend Euro besitzen, heißt es. So könnte beispielsweise ein Bauunternehmer Schwierigkeiten bekommen, wenn er mit dem Tischler von nebenan um den Preis für Holzbretter verhandelt. Viele Leute würden darauf mit Unverständnis reagieren: „Wer so viele teure Autos hat, darf doch nicht um jeden Euro feilschen."

Kontakt zu Mallorcas Oldtimer-Szene:

Wer sich für alte Autos interessiert, findet auf Mallorca schnell Anschluss, zum Beispiel bei folgenden Vereinigungen:

Club de Cotxes Clàssics de Mallorca: Tel.: 971-22 00 99, www.ccc-mallorca.com

Sólo Porsche: Tel.: 607-32 37 76, www.soloporsche.com

Club Clàssics de Mallorca: Tel.: 699-97 16 54, www.classicsdemallorca.com

Club Cotxes Antics de Mallorca: Tel.: 629-39 34 41

Veteran Cars Mallorca: Tel.: 971-79 75 71

Club Vehicles Antics Carros de Foc: Tel.: 971-65 02 78

Club de Motes i Cotxes Antics „Es Pistó“: Tel.: 971-26 10 87

Club Mini Balear: Tel.: 971-60 18 05

Club 600 Balears: Tel.: 971-47 73 92

Amics dels Escarabats (AEIB): www.aeib.info

In der Printausgabe vom 18. März (Nummer 515) lesen Sie außerdem:

- Alles startklar für die „Rally Clásico Isla Mallorca"

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