Die Karten sind verteilt, der Einsatz lautet: 992 Hektar Fläche, 43.073 Hotelbetten, das Zuhause von rund 30.000 Einwohnern sowie der zukünftige Urlaub von jährlich 1,1 Millionen Touristen. Jetzt, da die Konzeptionsphase abgeschlossen ist und die Pläne für die neue Playa de Palma konkret sind, hat eine Pokerrunde begonnen, bei der kein beteiligter Spieler seine Karten zu früh auf den Tisch legen will.

Die Konsortiumsvorsitzende Margarita Nájera (PSOE) hat die Karten ausgegeben, ihr gegenüber nehmen Hoteliers, Politiker, Anwohner und Geschäftsleute Platz. Nájera selbst zeigt derzeit gute Miene zum bösen Spiel – nachdem der balearische Ministerpräsident Francesc Antich (PSOE) vergangene Woche den geplanten Boulevard in Can Pastilla und die Abrisspläne für 91 Wohnungen gestoppt hat, muss ein neues Konzept für das Viertel her. „Da müssen wir noch mal ran", so Nájera im MZ-Interview (S. 6). Ihr Job ist seit dem Veto von Antich ein riskanter Balance-Akt – sie soll eine neue Playa formen, dabei aber möglichst niemandem weh tun. Der geplante Abriss der restlichen 260 Wohnungen und zunächst 12 Hotels wird nun erst recht in Frage gestellt.

Die Politiker, allen voran Palmas Bürgermeisterin Aina Calvo, fürchten einen Denkzettel der Wähler bei den Wahlen im kommenden Frühjahr. „Wir müssen zurückrudern", so die balearische Tourismusministerin Joana Barceló (PSOE) gegenüber der MZ. „Wir haben mit dieser geradezu hysterischen Reaktion nicht gerechnet." Es seien Fehler in der Kommunikation begangen worden, so Barceló, aber sie sei zuversichtlich, dass das Projekt auf die richtige Bahn komme.

Auch die oppositionelle Volkspartei (PP) laviert, der Konsens zeigt Risse: Man unterstütze das Projekt nicht um jeden Preis, sagt José María Rodríguez, PP-Sprecher in Palma. Die Betroffenen lässt die Partei in einem eigens eingerichteten Info-Büro umsorgen. Auch die Absetzung von Nájera stellt die PP zur Debatte. Nur die Regionalpartei Unió Mallorquina bekannte sich in der Diskussion offen zur Notwendigkeit von Abrissen, um etwas Neues an der Playa schaffen zu können. Die betroffenen Anwohner, die sich auf der Verliererseite sehen, haben unterdessen noch nicht alle Karten ausgespielt – bei einer für den 14. September geplanten Demo wollen sie sich Gehör verschaffen.

Doch ohne Abrisse sei auch keine wirkliche Erneuerung möglich, gibt der Dekan der balearischen Architektenkammer, Lluís Corral, zu bedenken. Bei allen berechtigten Bedenken im Detail müsse am Ende das Gemeinwohl überwiegen – und mit ein paar Pinselstrichen sei die Playa de Palma nicht zu retten.

Ein wahrer Pokerface-Meister ist Francisco Marín. Der Sprecher der Hoteliers an der Playa kritisiert, dass das Konsortium die falschen Hotels abreißen wolle – verrät aber nicht, welche angeblich 30 Häuser stattdessen weg sollen. Andererseits sei die geplante Halbierung der Zahl der Hotelbetten nicht zumutbar. Die Playa solle am Ende schließlich nicht zur Wohngegend wie in Cala Major werden. Im Spiel sind auch millionenschwere Entschädigungszahlungen – kein Hotelier wird sein Haus unter Wert verkaufen wollen.

„Das ganze Projekt ist sehr unglücklich gestartet", sagt Álvaro Middelmann, Spanien-Chef von Air Berlin und Ex-Vorsitzender von Mallorcas Fremdenverkehrsverband. „Ich frage mich, warum man nicht erst einmal die Hotels abreißt, die ohnehin keine Betriebsgenehmigung mehr haben." Dies wäre ein Signal, dass endlich etwas in Bewegung käme. „Ich fürchte nun, dass das ganze Projekt ins Wanken gerät. Die Vorgehensweise ist ein Zeichen der Arroganz der Politik."

Die weiteren Spielzüge stehen fest, der Ausgang ist offen: Nach Ende der Einspruchsfrist am 6. Oktober sollen Palma und Llucmajor bis Jahresende die endgültige Marschroute für alle städtebaulichen Maßnahmen festlegen. Nach den zu erwartenden einschneidenden Veränderungen im Projekt steht eine weitere öffentliche Auslegung an. Der Govern rechnet schon nicht mehr mit einer Verabschiedung vor den Wahlen im Mai. Die Playa als Wahlkampfthema – schlechte Karten für Nájera.