Wer zwischen Banyalbufar und Valldemossa die engen Serpentinen nach Port des Canonge ­hinunterfährt, würde dort unten am Fuße der Tramuntana wohl kaum einen Poloplatz vermuten.

Im Grunde genommen sei es ja auch kein Polofeld, sondern allenfalls eine bessere „Bewegungs­wiese" für seine 17 Pferde, stapelt der deutsche Immobilienunternehmer Christian Völkers tief. Einmal im Jahr lädt er seine Freunde und Geschäftspartner zum hauseigenen Turnier. Weil die Weide auf dem Anwesen nicht so breit ist wie ein Original-Polofeld, wird in Port des Canonge anstatt mit vier – wie beim Polo eigentlich üblich – nur mit jeweils drei Spielern und Pferden gespielt. Einen meisterschaftstauglichen Platz gibt es auf der Insel nicht. Polo auf Mallorca – das ist keine Erfolgsgeschichte.

Am Freitag (30.7.) werden auf den Terrassen oberhalb des Platzes wieder weiße Zelte stehen. Dazwischen tummeln sich dann viele dem Dresscode entsprechend weiß gekleidete Gäste mit Sommerhüten und nippen an eisgekühlten Getränken. Das eigentliche Turnier ist bei der Veranstaltung eine Nebensache. Völkers richtet es vielmehr zur Unterhaltung seiner rund 200 Gäste aus 36 Ländern aus. Dabei handelt es sich vornehmlich um Lizenzpartner von Engel & Völkers. Im Anschluss bittet der Hamburger zum asado, einem argentinischen Grillfest, ins nahe gelegene Haupthaus seiner Finca.

Würde der 54-Jährige das Turnier nur für seine Polofreunde ausrichten, gäbe es wohl Bier statt Champagner. Denn Polospieler seien eigentlich bodenständig und geerdet. Elitär sei nur der Rahmen, für den bei großen Turnieren die Sponsoren sorgen, die Polo als Werbeplattform für ihre Edelmarken nutzen, sagt Völkers. Er selbst fährt zweimal im Jahr nach Argentinien, wo die Ballspielart zu Pferd eher ein Zeitvertreib der Landbevölkerung ist, und reitet mit den Gauchos durch die Pampa.

Nicht ganz so geerdet, aber doch ein wenig professioneller könnte es eigentlich auch auf Mallorca zugehen. Anläufe dazu gab es schon einige. Bereits 1998, zum Beispiel, versuchte in der Nähe von Campos ein deutscher Unternehmer, die Insel in ein Polo-El-­Dorado zu verwandeln. Vorbild war und ist noch heute Sotogrande in Andalusien, das sich vor allem in den Wintermonaten zu einem Anlaufpunkt für Polospieler aus Mitteleuropa entwickelt hat. 14 Plätze stehen den Pferdefreunden dort zur Verfügung. Mehr als 2.000 Polopferde befinden sich in den Stallungen.

„Mallorca bietet eigentlich noch viel bessere Voraussetzungen", sagt der deutsche Polo-Unternehmer aus Campos, der nicht möchte, das sein Name in der Zeitung steht. Hinter dem Vorhaben stand damals die Nobelhotelkette ­Raffles, die auf einem Grundstück von 100 Hektar in der Nähe des Es-Trenc-Strandes ein Hotel sowie rund 50 hochwertige Immobilien und eben den Poloplatz bauen wollte. „Die Zahl der Häuser war gering, wenn man bedenkt, dass es für die bebaubare Fläche von 180.000 Quadratmetern eine Genehmigung für mehr als 1.000 Wohneinheiten gab", so der damalige Initiator.

Die konservative Inselregierung unter Ministerpräsident Jaume Matas war begeistert. Mit dem Vorhaben sollte auch die im Vergleich zu anderen Kommunen strukturschwache ­Gemeinde Campos unterstützt werden. Doch dann kamen 1999 die Wahlen, Matas verlor die Macht und die erste Mitte-Links-Regierung unter dem Sozialisten Francesc Antich begrub das ehrgeizige Vorhaben an der Südostküste.

„Man suchte ein Sinnbild für den Politikwechsel", glaubt der Unternehmer. „Da hat man den Polo­platz begraben." Das Vorhaben sei jedoch auch schlecht kommuniziert worden. In der Presse war die Rede von 1.000 Häusern, die am Strand von Es Trenc entstehen sollten. Das rief die Umweltschützer auf den Plan.

Auch wenn er das Raffles-Projekt in dieser Form nicht mehr betreiben würde, ist der Deutsche nach wie vor von dem Polo-Potenzial der Insel überzeugt. Es bedürfe dazu keiner Baumaßnahmen, sagt er. Die Infrastruktur stehe, und es gebe genügend Stallungen sowie Ackerland für die Plätze. Wegen der guten Anbindung sei Mallorca viel attraktiver als Sotogrande, das zwei Autostunden entfernt vom Flughafen in Málaga liegt.

Polo als Wirtschaftsfaktor: In Sotogrande habe sich ein eigener Wirtschaftszweig um diesen Sport gebildet. Mehrere hundert Pferdepfleger, Trainer, Veterinäre seien dort beschäftigt. Dazu werde Getreide und Stroh benötigt, das auch der dortigen Landwirtschaft gehörig Auftrieb verschafft habe.

Doch zurzeit sind alle Polo-­Initiativen auf Mallorca ins Stocken geraten. Nicht zuletzt fehlen Sponsoren, die solche Projekte auf der Pferdeinsel Mallorca finanzieren. Davon kann auch der Immobilienunternehmer Kai Precat ein Lied singen, der auf dem Gemeindegebiet von Llucmajor einen Country-Club mit integriertem Polo-Feld bauen wollte. Die Genehmigung der Gemeinde hatte er bereits in der Tasche, dann kam die Krise, und der Sponsor, der das rund 12 Millionen Euro teure Projekt bezahlen sollte, sprang ab.

Ein Problem sei dabei auch das schlechte Image, das der Sport auf Mallorca habe, sagt Precat. Und damit ist nicht nur das auch in Deutschland verbreitete Naserümpfen über den Reichen-Sport gemeint. Zu den Imageproblemen hätten auch viele unseriöse Anbieter beigetragen, die sich in den vergangenen Jahren an Luftnummern versucht hätten.

Beim Thema Polo und Mallorca fallen auch Christoph Curvers eine ganze Menge Geschichten ein. Kein anderer Sport habe auf der Insel so viele dubiose Veranstalter inspiriert wie dieser, sagt der Herausgeber des Hamburger Polo-Fachmagazins „Pace". Erst 2009 beispielsweise traten zwei vermeintliche Initiatoren mit einem großen Event an der Playa de Palma in Erscheinung. Mit Preisgeldern in Höhe von einer Million Euro wollten die Veranstalter die 24 besten Polospieler der Welt nach Mallorca locken und vor großem Publikum am Strand von Can Pastilla ein „Grand Masters ­Beach Polo" ausspielen lassen. „Die Sponsorenmappe war perfekt gemacht. Aber da hatte alle Professionalität auch schon ein Ende", erinnert sich Curvers.

Weder habe es eine Genehmigung für das Turnier am Strand gegeben, noch ließen sich die besten Polospieler der Welt für lau auf die Insel locken. Die spanische Küstenbehörde lässt Polo am Strand generell nicht zu – das merkten die vermeintlichen Veranstalter erst, als die Werbebroschüren bereits gedruckt waren. Der einzige wirkliche Sponsor, der sich anfänglich von dem Projekt hatte locken lassen, verabschiedete sich, als er Wind von den unseriösen Machenschaften bekommen hatte.

Ein weiteres für dieses Frühjahr an der Playa de Palma angekündig­tes Turnier namens Beach Polo Trophy kam ebenfalls nicht zustande. Auch hier hatten die Veranstalter nicht berücksichtigt, dass Polo am Strand für die Behörden ein rotes Tuch ist. Und es wohl auch bleiben wird, wenn so weitergemacht wird.

In der Printausgabe vom 29. Juli (Nummer 534) lesen Sie außerdem:

- Stichwort Tierschutz: Wie auf die Pferde geachtet wird

- Der erste Beach-Polo-Cup: Ibiza hat die Nase vorn

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