Puerto Portals ist einer der Orte, an dem selbst die Reichen Schlange stehen müssen. Wer im exklusivstem Yachthafen auf Mallorca westlich von Palma einen festen Liegeplatz für sein Boot haben möchte, muss sich in Geduld üben. Die Warteliste sei lang, sagt Hafendirektor Pau Roca. In diesen Tagen wird die noble Flaniermeile hergerichtet für die Feierlichkeiten anlässlich des 25-jährigen Bestehens. Feiern dürften nicht nur die Bootsbesitzer, Geschäftsleute und Gastronomen. Eigentlich könne ganz Mallorca darauf anstoßen, so einen Hafen zu besitzen, meint Roca.

Portals ist mehr als nur ein Ort, an dem etwa 670 Schiffe, darunter bis zu 60 Meter lange Yachten, im Wasser schaukeln. In rund 90 Ladenlokalen haben sich vor allem Geschäfts­treibende niedergelassen, die ihre Klientel unter den Gutbetuchten finden: Makler von Luxusimmobilien, Juweliere, Boutiquen edler Modemarken sowie Yachtbroker und -hersteller. Um viel Geld auszugeben, muss niemand das Hafengelände von Portals verlassen.

Unter den Luxushäfen im Mittelmeerraum gehört die Marina mit den Koordinaten 39º 32? Nord, 2º 35? Ost nach Einschätzung von Pau Roca mittlerweile zu den Top Five, was Service und Angebot betrifft. Man könne Portals durchaus in einem Atemzug mit Monte Carlo, Cannes oder auch Porto Cervo auf Sardinien nennen, sagt der Direktor. Claudio Marini, der Geschäftsführer des Edelrestaurants Tristán im Hafen, drückt es so aus: „Mallorca ist so etwas wie der Mercedes unter den Urlaubsgebieten, und Portals der dazugehörige Stern."

Die Geschichte von Puerto Portals begann 1975 mit einem miserablen Service: Nicht etwa in Portals selbst, sondern in einem anderen Yachthafen der Insel, den das deutsche Unternehmerehepaar Margarita und Klaus Graf (Teka-Gruppe) damals mit seiner Motoryacht angesteuert hatte. Man sei dort behandelt worden wie an einer besseren Tankstelle, erinnert sich Margarita Graf. Daraufhin fassten die Grafs den Entschluss, es besser zu machen und einen eigenen Hafen zu bauen. Im Juli 1986 wurde die Hafenanlage von Puerto Portals dann nach einem langwierigen Prozess (siehe Artikel rechts) nach dem Konzept der Grafs eröffnet. Die Grafs, die auf Mallorca unter anderem das Weingut Biniagual und das Hotel Son Caliu bewirtschaften, besitzen auch heute noch einen großen Teil der Ladenlokale.

Von der Wirtschaftskrise blieb auch der Nobelhafen nicht verschont. Doch sei man im Vergleich zu anderen Destinationen mit einem blauen Auge davongekommen, sagt Roca, der erste Anzeichen erkannt haben will, dass das Geschäft nach der Flaute langsam wieder anzieht. Auch die Schuhhändlerin Michaela Hüffer, die in Portals eine ihrer Top-As-Filialen betreibt, bemerkt einen deutlichen Aufwind: Vor allem die internationale Kundschaft habe in den vergangenen Monaten wieder zugenommen. „Es kommen viele Russen, aber auch Skandinavier."

Die Erreichbarkeit ist vielleicht das größte Pfund, mit dem der Hafen wuchern kann. Viele betuchte Bootsbesitzer schätzten die zügige Anreise. Nur 16 Kilometer vom Flughafen und 900 Meter von der Autobahn entfernt, sei Puerto Portals die optimale Destination für den Jetset. „Viel besser als Porto Cervo oder Monte Carlo", befindet Johannes Brechmann, der Geschäftsführer von Sanlorenzo, einem italienischen Yachtbauer, der in Puerto Portals seine Zentrale unterhält. „Für uns kam auf Mallorca kein anderer Standort in Frage." Die Ansicht teilt auch Immobilienunternehmer Matthias Kühn, der sein Lokal 1992 eröffnete: „Portals ist die wichtigste Flaniermeile der Insel."

Auch gelten die Boote in Puerto Portals als sicher. Vor Wetterunbilden, aber auch vor unliebsamen Gästen – für Letztgenannte sorgen etliche, auch private Sicherheitskräfte. Und dennoch sei es vor allem das Ambiente, das Puerto Portals unter den anderen Luxusdestinationen hervorhebt, sagt Ron Boogaard, Geschäftsführer des Yachtbrokers Drettmann International. „Wo sonst kann man beim Essen auf die Schiffe blicken?"

Mit Spaniens König Juan Carlos und dessen Motoryacht „Fortuna" kam Ende der 80er Jahre auch die Prominenz in den Hafen. Margarita und Klaus Graf hatten dazu nachgeholfen, indem sie das Tristán eröffneten. Mit dem Drei-Sterne-Koch Heinz Winkler an der Spitze war die Ausrichtung für den Hafen vorgegeben. „Ich sollte Mallorca vom Image der Putzfraueninsel befreien", erzählt Winkler. Zwei Jahre leitete der damalige Küchenchef des Münchner Feinschmeckertempels Tantris das Lokal, dann übernahm Sternekoch Gerhard Schwaiger. Das Tristán ist, neben dem Flanigans, das Flaggschiff in der Hafengastronomie und zieht nicht nur Yachtbesitzer an. „Etwa die Hälfte unserer Kundschaft kommt von außen", schätzt Geschäftsführer Marini.

Anders als in Monte Carlo finden sich die Prominenten nach einem Besuch in Portals nicht unbedingt auf den Klatschseiten der Boulevardpresse wieder. Wer unerkannt bleiben möchte, hat es in Portals einfacher als anderswo, sagt Pau Roca. Am Tag zuvor sei Bernie Ecclestone da gewesen, unbemerkt von der Öffentlichkeit. Auch der russische Ölmilliardär Roman Abramowitsch, derzeit Besitzer der größten Yacht der Welt, habe sich schon in Portals sehen lassen. Ohne Aufhebens zu machen. „Bei uns geht halt alles ruhiger zu."

Dabei werden im Hafen nicht nur die Bedürfnisse der Reichen und Schönen erfüllt. Portals befriedige die „Eitelkeit der Menschen unabhängig von der sozialen Klasse", meint Claudio Marini: „Bei uns kann jeder glücklich werden, indem er hier einen Kaffee trinkt und für ein paar Stunden in diese Welt abtaucht." Bodenständig erweist sich auch das Festprogramm. Am Freitag (1.7.) gibt es Flamenco, am Samstag (2.7.) Tango und am Sonntag (3.7.) Opernarien (jeweils ab 22 Uhr). Geladene Gäste feiern am Montag im Tristán. Und von Freitag bis Sonntag ist von 13 bis 19 Uhr für Kinderbelustigung gesorgt. „Die Kinder", sagt Claudio Marini, „sind unsere Kunden von morgen."

In der Printausgabe vom 30. Juni (Nummer 582) lesen Sie außerdem:

- Prominente im Hafen: Von Clinton bis Banderas

- der Streit um den Bau des Hafens vor 25 Jahren

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