Nach dem Bericht der Mallorca Zeitung über einen falschen Arzt an der Playa de Palma will die Ärztekammer der Balearen gegen den Deutschen vorgehen, der ohne ärztliche Zulassung Patienten behandelt haben soll. Für Mittwochabend (7.9.) war dazu eine Sitzung des Vorstandes geplant. „Wir haben vor, den Fall bei der Justiz zur Anzeige bringen", sagte Antonio Bennasar, Vorsitzender der Ärztekammer, im Vorfeld. Falls sich herausstellen sollte, dass Richard M. Kuntze von Hasenberg (Name geändert) nicht nur ohne Zulassung tätig war, sondern zudem – wie befürchtet – keinen Abschluss als Arzt vorweisen könne, wolle die Kammer in einem künftigen Verfahren zudem als Nebenkläger auftreten. „Für mich wiegt aber genauso schwer, dass jemand ohne Zulassung als Arzt arbeitet. Das ist illegal", betont Bennasar.

Patienten weist er darauf hin, dass auf den Balearen unproblematisch über die Internetseite der Ärztekammer www.comib.com nachgeprüft werden kann, ob ein Arzt auf den Inseln zugelassen sei. Unter dem Feld „Consulta pública de colegiados de España" muss lediglich der vollständige Name eingegeben werden. Für die Ärztekammer sei es schwierig, „falsche" Ärzte zu identifizieren. „Wir haben keine Inspektoren, sondern sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen." Die Apotheken würden bei Privatrezepten die Zulassungsnummer des Arztes oft nicht überprüfen. Kuntze habe sich zudem offensichtlich ausschließlich innerhalb der deutschen Gemeinde auf Mallorca bewegt. „Da ist es normal, dass wir nichts erfahren." Kuntze war offenbar mehrere Jahre auf Mallorca als Arzt aktiv.

Es ist nicht das erste Mal, dass die balearische Ärztekammer mit dem Missbrauch des geschützten Berufstitels zu tun hat. „Es gab Krankenpfleger hier, die sich als Arzt ausgaben. Die waren dann aber auch psychisch aus dem Gleichgewicht." Auch gegen deutsche Ärzte auf der Insel gab es schon Anzeigen. „Es kam schon öfter vor, dass sich deutsche Kollegen einen Facharzttitel wie Gynäkologe oder Traumatologe vor die Praxis hängten, wozu sie nicht berechtigt waren." Andere deutsche Ärzte hätten dies bei der Kammer angezeigt.

Wie die MZ berichtete, behandelte Kuntze an der Playa de Palma als Notarzt deutsche Touristen und Residenten, erfand einen Mediziner-Lebenslauf und präsentierte sich im Internet als „Leitender Direktor" einer Tages-Unfallklinik, die es gar nicht gab. Außerdem soll er Versicherungen in Deutschland mit falschen Arztrechnungen betrogen haben. Mittlerweile wies auch „Ärzte ohne Grenzen" darauf hin, dass die Organisation keine Ärzte-Zulassungen ausstelle. Kuntze hatte erklärt, im Besitz einer Sonderzulassung der Vereinigung zu sein.