Kaum war die Website mit den Inhalten der neuen Ausgabe aktualisiert, stand in der Redak­tion der Mallorca Zeitung am vergangenen Donnerstagmorgen (23.6.) das Telefon nicht mehr still. Der Bericht über die Pfändung der Finca Son Coll von Boris Becker bei Artà löste ein großes Medienecho aus. Weit über 100 zumeist deutschsprachige, aber auch internationale Medien griffen die Nachricht von der Beschlagnahmung von Beckers Luxus-Villa auf. Die Mallorca Zeitung hatte davon exklusiv berichtet.

Der „Bild"-Zeitung war die Geschichte am Freitag sogar der Aufmacher auf Seite eins wert. „Diese Villa wird für Boris zum Horror-Haus" titelte das Blatt im Innenteil und bezog sich in ihrem Bericht auf die Informationen der Mallorca Zeitung. Auch „Spiegel Online" nahm die MZ als wichtigste Quelle für einen ausführlichen Bericht („Gepflegter Garten, gepflegter Streit"). Die US-amerikanische Presseagentur Associated Press und die britische Tageszeitung „Daily Telegraph" waren unter den internationalen Medien, die sich für Beckers Finca interessierten.

Wie die MZ berichtete, hat ein Gericht in Palma Boris ­Becker dazu verurteilt, der mallorquinischen Gartenbaufirma Jardines Alfabia, die das Anwesen jahrelang gepflegt hatte, aber nicht bezahlt worden war, knapp 300.000 Euro zu zahlen. Als Sicherheit für die Zahlung beantragte der Anwalt des Unternehmens die Pfändung der Finca. Dem wurde von der Justizverwaltung stattgegeben.

Boris Becker spielte die Angelegenheit gegenüber der „Bild"-Zeitung zunächst herunter: „Das ist alles nicht so dramatisch. Wenn sich jemand im Unrecht wähnt, bleibt es ihm überlassen, Rechtsmittel einzulegen." Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen. Später bestritt er auf seiner Internetseite www.borisbecker.tv, dass die Finca rechtlich vom Gärtner beschlagnahmt worden ist: „Eine Pfändung der Finca hat es nicht gegeben und wurde auch nicht beantragt."

Das allerdings ist nachweislich falsch. Wie aus einer entsprechenden Verfügung hervorgeht, die der MZ vorliegt, wurde die Pfändung nicht nur beantragt, sondern auch angeordnet. Boris Becker kann die Finca zwar weiterhin nutzen – noch gehört sie ihm –, aber bei Nicht-Zahlung der Schulden droht die Versteigerung.

Auch die „Bunte" machte ­Beckers nicht enden wollende Probleme mit der Finca zum Aufmacher ihrer aktuellen Ausgabe. Becker soll für sein Anwesen einst etwa 1,5 Millionen Euro bezahlt haben und weitere zwei Millionen Euro in den Umbau der Finca investiert haben. Verkauft werden sollte Son Coll vom Immobilienunternehmer Matthias Kühn, der 2007 einen Verkaufspreis von 15 Millionen Euro anpeilte. Neben der Gartenbaufirma gibt es auch noch ein Bauunternehmen, das demnächst vor Gericht Schulden von knapp 500.000 Euro einfordern will.

Ungeachtet der Vorwürfe will sich Boris Becker seinen Mallorca-Urlaub nicht vermiesen lassen. „Ich werde wie im vergangenen Jahr mit meiner Familie ab Mitte Juli auf unserer Finca unser Sommerlager aufschlagen", sagte er der „Bild"-Zeitung. Zurzeit arbeitet er für die BBC als Kommentator beim Tennisturnier in Wimbledon.