Genaugenommen besitzt Mallorcas Inselrat nur einen einzigen Schneepflug. Er steht in einer Lagerhalle in Palma und wird in die Tramuntana geschafft, sobald der staatliche Wetterdienst Alarm gibt. Dass nach dem massiven Wintereinbruch in der Nacht auf Samstag (4.2.) dennoch die Straßen zügig wieder freigeschaufelt werden konnten, ist den elf Konzessionsfirmen zu verdanken, die für den Inselrat die Straßen in Ordnung halten.

„Wir hatten knapp 30 Räumfahrzeuge im Einsatz", sagt Rafel Gelabert, Dezernent für Straßenbau und -instandhaltung beim Inselrat. Neben dem eigenen Gerät kamen so vier weitere Schneepflüge zum Einsatz. Die Mitarbeiter funktionierten zudem kurzerhand universal einsatzbare Nutzfahrzeuge zu Räumfahrzeugen um – sie bekamen Frontpflüge aufgeschnallt.

In Sachen Wintereinbruch ist Mallorca in einer schwierigen Lage. Einerseits sind intensive Schneefälle wie am vergangenen Wochenende eher selten – die weißen Flocken fallen gewöhnlich nur in den höchsten Lagen und sind schnell wieder weggetaut. Andererseits müssen die Behörden trotzdem Vorkehrungen treffen – und können von sich behaupten, den winterlichen Stresstest bestanden zu haben. Die Bilanz des vergangenen Wochenendes: Alles ging glimpflich ab, Unfälle blieben aus, die zunächst 17 gesperrten Straßen waren zu Wochenbeginn wieder befahrbar – und die Freude über die ungewohnte Pracht überwog den Ärger über die Behinderungen. „Wir hatten mehr als 125 Personen im Einsatz", so Gelabert. „Ich möchte ihnen allen über Ihre Zeitung danken."

Das Sonderkommando Schnee begann in der Nacht auf Samstag gegen 3.30 Uhr. Gelabert wurde um 5.30 aus dem Bett geklingelt und verbrachte den Großteil des Wochenendes in der Verkehrsleitzentrale des Inselrats, wo Bildschirme den aktuellen Zustand von Palmas Ringautobahn, Schnellstraßen und Tunneln zeigen. Es war kein Routine-Einsatz: Schließlich hatte die sibirische Kältewelle für ungewohnte Schneeberge gesorgt. Vor allem der westliche Teil der Tramuntana war eingeschneit, Palma vermeldete mit bis zu sieben Zentimetern einen Jahrhundert-Schnee.

Dass dennoch kein Chaos ausbrach, hat mehrere Gründe. Zum einen war Wochenende, statt nach Palma zu pendeln konnten viele Mallorquiner zu Hause bleiben und den Schnee genießen. Mancherorts wie in Bunyola war ohnehin für mehrere Stunden kein Durchkommen. Zum anderen machte sich das generelle Krisenmanagement bezahlt. „Wir haben einen siebenköpfigen Krisenstab, der jederzeit einsatzbereit ist", so Gelabert. Sobald der Wetterdienst Alarm schlage, nehme ein Koordinator seine Arbeit auf – ob bei Unwetter, Überschwemmung oder Schneefall.

Bei jeder der Konzessionsfirmen ist Streugut eingelagert. So sei es kein Problem gewesen, die 45 Tonnen Salz aufzubringen, die jetzt gestreut wurden, erklärt Gelabert. Zudem habe man bei den Zulieferern in Palma und Ses Salines umgehend Nachschub geordert.

Palmas Airport hatte eine der seltenen Gelegenheiten, Enteisungsmittel einzusetzen. Dieses sei ausreichend gelagert, so eine Sprecherin. Zudem zahlte sich aus, dass Son Sant Joan in einem 2009 angekündigten Aktionsplan der Flughafenverwaltung Aena gegen „widrige klimatische Bedingungen" aufgenommen worden war. Er wurde anfangs von vielen belächelt. Am Wochenende kamen nun erstmals die Pflüge an umgerüsteten Kehrmaschinen zum Einsatz. Zudem steht ein Friction-Tester bereit – ein Spezialfahrzeug, das den Reibwert der Rollbahnen misst, also die Glätte. Zwar habe es Verspätungen gegeben, aber viele Flugzeuge seien schon verspätet eingetroffen. Auch das Spielfeld im Stadion Son Moix wurde rechtzeitig für die Begegnung am Samstagabend geräumt. Und der Bummelzug „Roter Blitz" von Palma nach Sóller konnte ebenfalls starten, nachdem die Schienen geräumt waren.

Nicht mit dem Schneefall gerechnet hatte hingegen die Firma, die an der Plaça d´Espanya in Palma eine Eispiste aufgebaut hatte. Das Zeltdach gab am Sonntagmittag unter der Schneelast nach. Entgegen Angaben des Veranstalters befanden sich sehr wohl Kinder auf der Eisfläche. Sie zogen sich leichte Verletzungen zu. Weitere Zwischenfälle waren vor allem dem Leichtsinn von Ausflüglern zuzuschreiben. So mussten sechs Personen aus ihren Fahrzeugen gerettet werden, nachdem sie bei Bunyola im Schneegestöber steckengeblieben waren. Die Behörden rieten von Ausflügen in die Berge ab und empfahlen den Einsatz von Schneeketten.

Billig wird der Sondereinsatz auf Mallorcas Straßen nicht, die Überstunden werden extra verrechnet. So sind in den Konzessionsverträgen Winterdienste vorgesehen, müssen aber finanziell ausgeglichen werden. Was das kostet, will Gelabert später ausrechnen, „derzeit haben wir andere Probleme". So gab der Wetterdienst zum Mittwoch wieder Alarmstufe Gelb aus.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 9. Februar (Nummer 614) lesen Sie außerdem:

- Interview mit Mallorcas Top-Wetterfrosch Agustí Jansà

- Statistik: Schnee, Kälte und Zwischenfälle in Zahlen

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