Ein Eis am Stiel für die lieben Kleinen und ein Krug Sangria für Mama und Papa: Ein Besuch in den einfachen, chiringuito genannten Buden war früher mal der Höhepunkt des Strandtages auf Mallorca. Sandige Füße tapsten über Boden aus Gußbeton, die Toiletten nutzte man nur in äußersten Notfällen, und ob die von Limonadenherstellern gesponserten Plastikstühle wegen des eigenen Schweißes oder eher aus anderen Gründen so klebrig waren, wollte niemand so genau wissen. Doch das chiringuito ist – spätestens seit dieser Saison – out. Angesagt sind jetzt Beach Clubs. Fast jede Woche eröffnet auf Mallorca ein neuer seine Pforten. Spektakulärer Höhepunkt dürfte die Einweihungsparty des Nikki Beach in Magaluf sein. Wer am 28. Juni bei der ersten offiziellen Party des weltweit vertretenen Strandlokals dabei sein will, sollte nicht geizen: Die Reservierung eines VIP-Tischs mit eigenem Kellner, Champagner und Finger Food kostet 5.000 Euro. Doch auch für Normalverdiener gibt es Alternativen. Wir haben zusammengetragen, was es über die neuen Lokale zu wissen gibt.

Das Gesetz

Vor allem Hotelketten weihen dieser Tage ihre Strandclubs ein. Meliá, Iberostar und Luabay sind nur einige der mallorquinischen Unternehmen, die seit dieser Saison im Strand-Business mitmischen. Doch warum erst jetzt? Die Antwort findet sich im Entwurf des neuen balearischen Tourismusgesetzes, das noch im Juli verabschiedet werden soll. Darin wird den Hotels erlaubt, auch außerhalb der klassischen Geschäftsbereiche – Übernachtung und Verköstigung – aktiv zu werden. Als eine solche Nebenaktivität wird auch der „Club de Playa" aufgeführt. Der Clou: Hotelfremde Gäste dürfen in den Clubs ebenfalls bedient werden. Zwar erheben Freizeitunternehmer Einspruch wegen unlauterem Wettbewerb. Dass dieser aber in der endgültigen Fassung berücksichtigt wird, ist unwahrscheinlich.

Das Konzept

Im Gegensatz zum einfachen chiringuito haben diese Lokale einen gewissen Event-Charakter. „Ein Beach Club bietet Chill-Out-Ambiente, in dem man Essen, Trinken, Siesta, Tanzen und Erholung kombinieren kann. Und das in einem raffinierten Umfeld mit viel Design", erläutert Architekt Álvaro Sánz, der das Gebäude des neuen „Nikki Beach" in Magaluf entworfen hat.

Für Ivan Lorger, PR-Manager des schon 2005 eröffneten Puro Beach, liegt der Schlüssel zum Erfolg eines Beach Clubs darin, „anders und immer einen Schritt voraus zu sein." Wer auch bei mallorquinischem Publikum Erfolg haben will, muss zudem die Eigenheiten der Insulaner kennen. „Ein Mallorquiner geht nicht gerne durch ein Hotel, um in den Beach Club zu gelangen. Bei uns erreicht man den Club auch vom Strand aus", erklärt Gori Vicens, Marketingchef des Luabeach. Der Club gehört zu den drei Hotels der Luabay-Kette in Palmas Stadtteil Cala Major und feierte am 7. Juni seine Eröffnung.

Francisco Berga betreibt seit diesem Jahr den Seaclub Mharès am Hotel Delta (Cap Blanc, Puig de Ros). Bis im vergangenen Jahr gehörte die Anlage noch zum Hotel Delta, jetzt ist es ein eigenständiges Strand­lokal, das seinen Besuchern einiges bietet. „In einem Beach Club kann man den ganzen Tag verbringen, von morgens bis weit nach dem spektakulären Sonnenuntergang", so Berga. Im Mharès wie auch in vielen anderen Clubs gehört die Aufteilung verschiedener Ebenen zum Konzept. Diese unterscheiden sich beispielsweise durch Musikstil, Design oder Beleuchtung.

Die Lage

In der Hand ein gekühltes Getränk, die Füße im warmen Sand eingegraben: Das ultimative Urlaubsfeeling gibt es unter anderem im Nassau Beach (Portitxol, Palma). Doch es geht auch anders. Im Club Le Pool des Hotels Meliá de Mar in Illetas stehen die in Weiß gehaltenen Liegebetten auf grünem Rasen im Schatten hoher Aleppo-Kiefern. Dass hier nur Erwachsene Zutritt haben, bemerkt man sofort: an der paradiesischen Stille. Ein kleiner Strand bietet aber auch hier direkten Zugang zum Meer.

Selbst an der Promenade von Arenal ist ein Strandclub zu finden: Der Pabisa Beach Club hebt sich positiv von den anderen Touristenkneipen der Umgebung ab und verströmt ein für die Playa angenehm entspanntes Ambiente.

Da­s Mharès nennt sich gar nicht erst Beach Club, denn Sand ist in den ehemaligen Kalksandsteinbrüchen der Umgebung eher Mangelware. Der Sea Club liegt auf Felsen, bietet dafür aber einen tollen Blick auf die Bucht von Palma. Ohne störende Straßen oder Anwohner in der Umgebung ist auch hier die Stille ein entscheidender Faktor. Solange sie nicht von ambitionierter Musikgestaltung unterbrochen wird.

Die Musik

Einfach nur das Meeresrauschen genießen ist nicht. Im Beach Club ist musikalische Daueruntermalung Pflicht. Wer was auf sich hält, der gibt sogar eine eigene CD mit dem Club-Sound heraus (Purobeach, Nikki Beach). Oft wird die Musik auf die Tageszeit abgestimmt: Morgens meditative Klänge, mittags Lounge-Musik, abends die obligatorischen Chill-Out und House-Rhythmen. Am Wochenende locken viele der Clubs mit DJ-Sessions oder Live-Musik. Das Luabeach bietet jeden Abend einen anderen Musikstil: von Funk über sanfte Elektro-Klänge bis hin zu Jazz.

Das Publikum

Da ein Türsteher die Atmosphäre entspannter Freiheit deutlich beeinträchtigen würde, selektieren einige Beach Clubs über die Preise. Die großzügigen Poolbetten im Nikki Beach sind für drei Personen ab 150 Euro zu haben, das günstigste Sandwich kostet 17 Euro – die Gefahr, dass sich volltrunkenes Arbeitervolk unter das erlesene Publikum mischt, ist so gebannt. Das Motto des Clubs lautet nicht umsonst: Tell only your best friends. Man will unter sich bleiben. Deshalb gibt es auch einen Pick-up-Service für die Yachtbesitzer, die mit ihren schwimmenden Villen in der Bucht von Magaluf ankern sollen.

Das Purobeach sucht ein ähnliches Publikum, für einen Burger am Pool zahlt man auch hier 19 Euro. Marketingchef Lorger empfindet das Nikki Beach trotzdem nicht als Konkurrenz. Das Nikki verleihe Mallorca durch seinen guten Namen ein kosmopolitischeres Image, dass die Insel dringend nötig habe. Und der Markt für High-Class-Beach Clubs sei definitiv vorhanden. „Sorgen mache ich mir erst, wenn es so viele Beach Clubs wie Immobilien­büros auf der Insel gibt", fügt Lorger hinzu.

Doch auch Normalverdiener finden ihre Nische. Das Luabeach setzt ganz gezielt auf After-Work-Besucher aus Palma, die zum Feierabend ein bißchen Strandfeeling genießen wollen: Ein großes Bier kostet hier drei Euro. Auch im Mharès ist zumindest der Preis für einen Liegestuhl erschwinglich: Für schlappe 15 Euro Tagesmiete bekommt der Gast auch noch Sonnenschirm, Handtuch und Willkommensdrink dazu. Der Pabisa Beach Club eignet sich auch für Familien: Während die Kinder auf dem hauseigenen Minigolf-Platz spielen, genießen die Eltern einen Drink auf der benachbarten Terrasse.

Das Design

Plastikliegen und ranzige Coca-Cola-Stühle haben in einem Beach Club natürlich nichts verloren. Der ganz große Renner sind die so genannten Bali-Betten: Überdachte Liegewiesen, deren zarte Stoffvorhänge sich im Wind bauschen und einen Hauch von Privatsphäre suggerieren. Zwanglos sollen Möbel und Dekoration wirken, Naturmaterialien wie Holz, Stein und Leinen dominieren. Dazu passen auch die klassischen Sonnenschirme aus Palmwedeln. Im Mharès ist die Dekoration ganz auf den Sandstein der Umgebung abgestimmt, Liegen und Sitzmöbel sind in Beigetönen gehalten. In den anderen Clubs überwiegt Weiß. Architekt Álvaró Sánz erklärt, warum: „Weiß ist die Farbe des Sommers, die Abwesenheit von Farbe, es steht für Freiheit und Frieden. Zudem hebt sich die sonnengebräunte Haut gut davon ab."

Der Drink

Was hat man eigentlich getrunken, bevor es Caipirinha und Mojitos gab? Egal, beide Cocktails sind seit Jahren nicht mehr aus den Strandclubs dieser Welt wegzudenken. Ein etwas neuerer Trend ist die Wiederauferstehung des Gin Tonic: Der Klassiker wird heute an eigenen Bars angeboten, an denen der Gast aus einer Vielzahl von Gin-Sorten und Tonic-Variationen wählen kann. Auch der klassische Champagner kommt im Kühler neben der Bali-Liege richtig gut. Wobei man am Vormittag besser Frucht-Shakes oder Smoothies schlürft.

Die Extras

Wer will schon den ganzen Tag nur rumliegen? Damit keine Langeweile aufkommt, bieten fast alle Clubs zusätzliche Leistungen. Massagen stehen ebenso hoch im Kurs wie hauseigene Verkaufsstände, an denen von Musik über Strand-Mode bis hin zu Hippie-Kettchen alles geboten wird, was man so braucht – schließlich werben viele mit dem Begriff „Lifestyle", und die dazu passenden Accessoires kann man ganz bequem vor Ort erwerben. Im Nikki verbreiten laut Eigenwerbung „sexy Tänzer" die richtige Partystimmung. Zudem überbieten sich die Clubs mit speziellen Motto-Partys: Von der asiatischen Vollmondparty über „White Nights" inklusive Feuerwerk und Champagnerduschen bis hin zur Gin-Tonic-Verkostung lassen sich die Betreiber vor allem für die Wochenenden so einiges einfallen.