Doris Kirch lebt seit fast 13 Jahren auf Mallorca, unter­richtet Deutsch, Spanisch, Englisch und Mandarin-Chinesisch und bietet ausländischen Insel-Neulingen Hilfestellung bei Behördengängen. Außerdem verwaltet die 51-Jährige die im November 2014 gegründete Facebook-Gruppe „Auswandern nach Mallorca (Anregungen und Tipps von Auswanderern)", die inzwischen mehr als 2.800 Mitglieder zählt.

Frau Kirch, was sind typische Schwierigkeiten, mit denen die Auswanderer kämpfen?

Wenn man hier geschäftlich tätig werden will, sind Sprachkenntnisse das A und O, und das unterschätzen viele. Auch bei der Krankenversicherung sind manche schlecht informiert. Die melden sich in Deutschland ab, obwohl sie hier noch keine Versicherung haben. Für Selbstständige sind zudem die Tarife sehr hoch, die man sich erst einmal leisten können muss. Und dann ist da noch das Problem, dass oftmals nicht alle Familienmitglieder von der Auswander-Idee begeistert sind. Manchmal können einem die Partner, die ihre guten Jobs in Deutschland aufgegeben haben und mitgezogen sind, oder Kinder, die auf einmal in eine öffentliche Schule gehen müssen, wo nur Spanisch und Katalanisch gesprochen wird, richtig leid tun. Mallorca kann das Paradies sein, aber auch die Hölle. Im Fernsehen wird das gern überzogen dargestellt, aber es gibt tatsächlich schreckliche Fälle.

In welche Fallen tappen Existenzgründer gerne?

Wer ein Lokal eröffnen will, sollte die Lage gut wählen. Und bedenken, dass die Konkurrenz groß ist und dass es nicht unbedingt noch ein 50. Restaurant in Peguera braucht. Auch wer etwas Neues ausprobiert und zum Beispiel ein Fish-Spa aufmacht, wird nicht lange der Einzige bleiben, sodass am Ende möglicherweise keiner mehr genug verdient. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder neu zu erfinden und flexibel zu sein, auch finanziell.

Scheitert der Neuanfang häufig am Geld?

Leider ja. Wer sich hier etwas aufbauen will, braucht finanzielle Rücklagen. Letztens bekam ich eine Mail: ´Ich habe jetzt das Geld fürs One-Way-Ticket zusammen, ich komme.´ Um Himmels Willen, nein! Auch unterschätzen viele die Lebenshaltungskosten und meinen, man bekäme hier eine warme Wohnung für 350 Euro.