In die Briefkästen der Haushalte auf Mallorca flattern in diesen Tagen zahlreiche bunte Umschläge - sie enthalten Stimmzettel für die

Wahlen am kommenden Sonntag (24.5.). Anders als in Deutschland kann man die papeleta auf diese Weise schon ins Wahllokal mitbringen und den Umschlag ohne Umweg über die Wahlkabine direkt in die Urne einwerfen. Ein weiterer Unterschied: Statt ein Kreuzchen bei der Partei seiner Wahl zu machen, stecken die Wahlberechtigten einfach die jeweilige - in jedem Fall unbeschriebene - Wahlliste ihrer Partei in den Umschlag.

Sei es aus Kosten- oder Umweltschutzgründen beteiligen sich nicht alle Parteien an der massenhaften Versendung ihrer Wahllisten - ohnehin liegen papeletas auch in Stapeln auf Tischen in den Wahllokalen aus. Nicht vergessen werden darf dagegen ein Ausweisdokument, das man am besten zusammen mit der Wahlbenachrichtigung vorzeigt, die ebenfalls in den vergangenen Tagen bei allen Wahlberechtigten im Briefkasten gelandet sein sollte. Auf ihr ist die Adresse des Wahllokals vermerkt. Gewählt werden kann am Sonntag zwischen 9 und 20 Uhr.

Da gleichzeitig über die Zusammensetzung von drei verschiedene Institutionen auf den Inseln entschieden wird, haben die Wahl­zettel und Umschläge verschiedene ­Farben: Für das Balearen-­Parlament steht Sepia, für den Inselrat Hellblau, für den Gemeinde­rat Weiß. Während Wähler mit spanischer Nationalität somit drei Umschläge in die jeweilige Urne ihres Wahllokals werfen dürfen, steht EU-Ausländern, die ins Wahlregister eingetragen sind, nur der weiße Stimmzettel zu, der über den neuen Bürgermeister in der Gemeinde ihres Wohnsitzes entscheidet.

Mit dem sepiafarbenen Wahl­zettel wird über Mehrheits­verhältnisse im Balearen-Parlament entschieden, nicht über Direktkandidaten. Denn im Gegensatz zu deutschen Landtagswahlen gibt es keine Erst- und Zweitstimme. Die Reihenfolge des Einzugs ins Balearen-Parlament ist neben dem Anteil der für die Partei abgegebenen Stimmen durch die Wahllisten fest vorgegeben.

Damit zudem alle Inseln gemäß ihrer Bevölkerungszahl vertreten sind, gibt es vier Wahlkreise: Auf Mallorca entfallen 33 Abgeordnete, auf Menorca 13, auf Ibiza 12 sowie auf Formentera ein Abgeordneter. Bei knappen Mehrheitsverhältnissen kann ­Letzterem strategische Bedeutung zukommen - nicht umsonst verzichtet die neue Linkspartei Podemos bewusst auf einen eigenen Kandidaten auf Formentera, um so nicht in Folge der Zersplitterung des linken Lagers den einzigen der Insel zustehenden Parlamentssitz der PP zuzuspielen.Um bei der Sitzverteilung berücksichtigt zu werden, muss eine Partei im jeweiligen Wahlkreis die Fünf-Prozent-Hürde überspringen - an ihr scheiterte zuletzt 2011 die inzwischen wegen Korruption aufgelöste Unió Mallorquina. Die absolute Mehrheit im Balearen-­Parlament liegt bei 30 Abgeordneten.

Lange Zeit ein Schattendasein bei den Wahlen haben die Inselräte gespielt - wurden sie früher auf Grundlage der fürs Parlament abgegebenen Stimmen zusammengesetzt, gibt es seit 2007 einen eigenen Stimmzettel für den Consell - so soll der Institution mehr demokratische Legitimation verliehen werden. Zwar hat Mallorcas Inselrat mit seinen 33 Abgeordneten inzwischen weitgehende Zuständigkeiten vor allem in den Bereichen Raumordnung, Straßenbau und Müllentsorgung von der balearischen Landes­regierung (Govern) übernommen. Doch die Übertragung weiterer Kompetenzen wurde wegen der Krise der öffentlichen Haushalte auf Eis gelegt.