Die Tourismusbranche auf Mallorca kennt Jordi Cerdó Cladera aus Muro seit 50 Jahren. Früher war er Hotelier, bis Ende der 90er-Jahre das All-inclusive die Insel zu erobern begann - da wollte er nicht mehr mitmachen. In der Folge arbeitete er als Touristenführer, versuchte einen Reisever­anstalter aufzubauen, mit Dependence in Düsseldorf, der aber bald wieder pleiteging. Inzwischen ist der Mallorquiner in Rente - doch zur Ruhe gesetzt hat er sich noch lange nicht. Vor gut einem Monat hat der 69-Jährige Mallorcas ersten Verband für Ferienaufenthalte (Federación de Estancias turísticas vacacionales) gegründet, einen Zusammenschluss von Eigentümern privater Ferienhäuser. Die Mitgliederzahl ist allein in den vergangenen beiden Wochen von 100 auf 400 gestiegen.

Herr Cerdó, hat die Verbandsgründung etwas damit zu tun, dass in knapp einem Monat die Touristensteuer eingeführt wird?

Nein, ich war seit zwei Jahren mit Kollegen von Vermietervereinigungen in Kontakt, vor allem in Alcúdia, in der Tramuntana und im Inselinneren, um die Verbandsgründung vorzubereiten. Wir waren bisher wie eine Herde ohne Schäfer. Nun haben wir uns zusammengetan, gemeinsam sind wir stärker.

Welche Ziele verfolgen Sie?

In erster Linie kämpfen wir gegen die Schattenwirtschaft. Uns geht es darum, dass alle Ferienhäuser als solche registriert werden, die Vermieter ihre Einnahmen ordnungsgemäß versteuern und auch die Urlaubersteuer entrichten. Auf den einschlägigen Internetportalen werden Unmengen an Unterkünften angeboten, deren Eigentümer keine Lizenz haben und keine Steuern zahlen und das oftmals auch noch ausnutzen und besonders günstige Preise anbieten. Ihren Gästen sagen sie dann, dass sie sich im Zweifelsfall als Freunde der Hausbesitzer ausgeben sollen. Sie glauben gar nicht, wie viele Freunde und Verwandte und Bekannte diese Leute haben, darunter übrigens auch viele Deutsche, die hier eine Finca besitzen. Wir appellieren an all diese Eigentümer, dass sie sich unserem Verband anschließen und die Vermietung anmelden. Dafür bieten wir Beratung und geben Hilfestellung bei allen bürokratischen Schritten. Die Mitgliedschaft bei uns ist kostenlos, aber wir fordern, dass die Mitglieder ihre Steuern zahlen und damit einen Beitrag zum Erhalt der Schönheit Mallorcas und der Infrastruktur leisten.

Sind die schwarzen Schafe in der Mehrheit?

Beim balearischen Tourismusministerium gemeldet sind etwas mehr als 8.000 Ferienhäuser, 2.000 bis 3.000 warten derzeit auf eine Genehmigung. Dazu gibt es bestimmt noch mal 8.000 Hausbesitzer, die schwarz vermieten.

Was ist mit Besitzern von Ferienapartments in Mehrfamilienhäuser, die bisher nicht genehmigbar sind - können sich die auch Ihrem Verband anschließen?

Nein, das ist eine andere Baustelle. Wir sind nur für freistehende Fincas, Chalets oder Dorfhäuser zuständig. Unseren derzeit noch provisorischen Hauptsitz in Sa Pobla werden wir demnächst nach San Joan verlegen, das liegt ziemlich genau in der Inselmitte. Der dortige Bürgermeister will uns ein Lokal zur Verfügung stellen.

Fänden Sie es gut, wenn auch das Vermieten von Apartments offiziell erlaubt wird?

Das soll die Regierung ruhig legalisieren. Die Sonne auf der Insel scheint für alle. Auch Apartmentbesitzer haben das Recht, an Touristen zu vermieten. An der Küste machen sie den Hotels Konkurrenz, aber ich sehe darin kein Problem, wenn sie sich anmelden und Steuern zahlen. Ein Verbot bringt doch nichts, weil diese Art von Tourismus längst existiert, es wird so oder so vermietet.

Die Hoteliers geben den Vermietern von Ferienhäusern und -wohnungen die Schuld an der Überfüllung der Insel - obwohl 65 Prozent der Touristen immer noch in Hotels absteigen.

Ich will mich nicht mit den Hoteliers anlegen. Aber wir Fincavermieter sind es, die das Inselinnere beleben, dank unserer Ferienhäuser sind die Dorfplätze im Sommer nicht ausgestorben, sondern voller Touristen. Ein Gast von mir lässt mehr Geld auf der Insel als ein Dutzend All-inclusive-Urlauber. Wir sorgen dafür, dass der Tourismus besser verteilt wird und alle was vom Kuchen abbekommen, nicht nur Hoteliers und Reiseveranstalter. In Muro etwa gibt es rund 80 Ferienhäuer, in Llubí 70, auch in Sa Pobla und Búger. 80 Häuser mit im Schnitt vier Betten pro Dorf, das macht 320 Urlauber, so viele wie in ein Hotel passen. An sich keine große Sache, aber für ein Dorf ist das viel wert, weil es 80 Familien Einnahmen beschert. Zudem gehen die Gäste in die örtlichen Geschäfte, Bars und Restaurants.

Machen Sie auch Lobby-Arbeit, um die Position der Ferienvermieter zu verbessern?

Wir wollen uns in vielerlei Hinsicht für unsere Mitglieder einsetzen. Es gibt zum Beispiel Agenturen, die sich an den Eigentümern bereichern und pro Tag, den sie die Finca vermieten, 30 bis 40 Prozent Provision nehmen. Wir haben einige Agenturen, mit denen wir zusammenarbeiten, die 15 oder 20 Prozent verlangen und sich um alles kümmern. Wenn wir genug Mitglieder haben, können wir auch günstigere Beiträge mit Versicherungen aushandeln oder zum Rathaus gehen und bessere Straßen und Ausschilderungen fordern. Für die Zukunft könnte ich mir auch die Einführung von Kategorien vorstellen, statt Sternen vielleicht Sonnen, je nach Ausstattung der Häuser. Das sorgt für Transparenz und schiebt Gaunern, die mehr versprechen als sie bieten, einen Riegel vor.

Ab Juli müssen auch Ihre Gäste Touristensteuer zahlen. Halten Sie die Abgabe für sinnvoll?

Die Frage ist, was die Urlauber davon halten. Ich habe unter meinen Gästen, fast ausnahmslos Deutsche, eine kleine Umfrage gemacht, und mir sagten alle, dass sie gerne eine Ökoabgabe zahlen, wenn das Geld zum Erhalt der Insel verwendet wird. Das sind Leute, die es seit Jahren gewohnt sind, 5 Euro pro Tag zu bezahlen, nur um den Nordseestrand betreten zu dürfen.

Wie zieht man die Steuer als Fincabesitzer ein?

Wir haben mit dem Finanzamt gesprochen und sind uns einig, dass die bequemste Variante das Modul-Modell ist. Je nach Anzahl der Tage, die man vermietet, gibt es fünf Module. Anhand eines speziellen Schlüssels und abhängig von der Bettenzahl wird eine Jahrespauschale errechnet, die man ans Finanzamt abführt. Bei sechs Plätzen und einer Vermietdauer von 60 bis 120 Tagen im Jahr wären das 230 Euro, das bringt keinen um. Ich rate, die Steuer in den Übernachtungspreis einzubeziehen, in diesem Jahr ist es dafür vielleicht zu spät, aber ab kommendem Jahr.

Weitere Infos per E-Mail (federacion.etv@gmail.com).