Es gibt weiß Gott schlimmere Aufgaben, als zu Recherche­zwecken Bier zu testen. Schuld an der Verkostung des Gerstensaftes ist Ralf Breede. Der 50-jährige Hamburger hat zwei Flaschen seines „Ralf"-Bieres mitgebracht - es ist mindestens das dritte deutsche Bräu auf Mallorca (siehe Kasten). Die eine Sorte heißt „Comandante", die andere „Tuareg". Das ist von dem Norddeutschen, der seit 20 Jahren auf der Insel lebt, natürlich ein klein wenig politisch gemeint.

Die Biere haben es in sich. Wer das caña-Einerlei von Mahou, San Miguel oder Cruzcampo gewohnt ist, staunt nicht schlecht. Schon allein die Farbe: Das Bier des gelernten Brauers und Mälzers Breede hat eine dunkle, bernsteinfarbene Tönung. Der Geschmack ist extrem würzig; man meint, verschiedene Früchte herauszuschmecken. Die beiden Biere ähneln sich im Aroma, wobei das Comandante noch etwas würziger ist.

Doch das ist ohnehin alles Ansichtssache: „Für jeden schmeckt das Bier ein bisschen anders, jeder nimmt die Aromen anders wahr", sagt Breede, der gemeinsam mit seinem mallorquinischen Kompagnon Joan Vanrell seinen Heimatort Maria de la Salut mit dem Gerstensaft versorgt, der unter der Marke „Ralf" verkauft wird. Das Bier komme in den Bars vor Ort sehr gut an, wo es für 2,50 Euro pro 0,33-Liter-Flasche zu haben ist. Auf den Markennamen seien übrigens die Menschen in Maria gekommen. „Ich bin kein Narzisst,aber die Leute haben immer von meinem Bier als Ralf gesprochen, ich konnte den Namen dann irgendwann nicht mehr ändern", sagt Breede, der sein täglich Brot derzeit bei einem Autovermieter am Flughafen verdient.

Für den Hausgebrauch in Maria de la Salut braut Breede schon seit Jahren. Er kam 1996 als Brauer für eine damals im ehemaligen Schlachthof s´Escorxador in Palma eingerichtete deutschen Hausbrauerei, die nach nicht einmal zwei Jahren wieder geschlossen wurde. In Maria

de la Salut waren zunächst vier Männer aus dem Ort mit von der Partie. Gemeinsam kaufte man sich für 1.000 Euro einen Braukessel und legte los. Poc a poc sprangen drei der Männer ab, übrig ist inzwischen nur noch Vanrell. An die 70 Versuche bedurfte es, bis Comandante und Tuareg das Licht Mallorcas sahen.

Den Startschuss zur Kommerzialisierung des Bieres fiel dann im November 2015. Damals machte die Mikrobrauerei Tramuntana dicht und gab die Brau-Utensilien günstig ab. „Davor wäre es für uns finanziell nicht drin gewesen", sagt Breede. Auch das gebrauchte Equipment kostete noch rund 60.000 Euro.

Gemeinsam mit Vanrell richtete sich Breede in einer ehemaligen Schreinerei ein. Viele Stunden Handarbeit und mehrere Zollkontrollen später konnten die beiden Ende Mai ihre ersten Chargen brauen und am 12. Juni ihre ersten Kisten verkaufen. Die Mengen sind bisher überschaubar. Bis heute haben die beiden rund 5.000 Liter gebraut, aber auch nur, weil ein Großhändler eine größere Bestellung aufgegeben hat.

Bis zum Jahresende rechnet Ralf Breede nun noch mit rund 1.200 bis 2.000 Litern. „Aber das ist okay, wir wollen langsam wachsen. Wir haben keine Eile."

Wer die Biere testen will, kann das unter anderem auf der Fira de la cervesa artesana am 10. September in Mancor de la Vall. Kontakt Ralf Breede: info@cervezaralf.com