Lebensqualität misst sich per Definition am „Grad des subjektiven Wohlbefindens" - und der wiederum ist vor allem durch Aspekte wie saubere Umwelt, humane Arbeitsbedingungen und großzügiges Freizeitangebot bestimmt. Keine Frage: Mallorca ist in den Köpfen vieler der wahr gewordene Wohntraum. Doch wie zufrieden sind die Einwohner wirklich? Über die Ostertage hat die MZ zahlreiche Inselbewohner - Ausländer wie Mallorquiner - aus den verschiedenen Regionen der Insel - ausgenommen Palma - befragt. Das Ergebnis: Alle sind zufrieden, ja, begeistert von ihrem Wohnort, und sehen vor allem die Vorteile, die ihre Gegend bestimmen. Sie verraten aber auch, wo es noch hakt.

Südwesten

Lage und Anbindung

Für viele der absolute Pluspunkt. „Jeder Ort hier ist an die Autobahn angebunden, sodass man innerhalb von zehn Minuten überall ist. Auch die Busverbindung ist sehr gut", so Tina Ritter aus Santa Ponça. „Der Südwesten bildet die natürliche Verlängerung von Palma", lobt Immobilienmakler Hans Lenz. „Einige Urbanisationen müssen allerdings auf den neuesten Stand gebracht werden."

Umwelt

„Wir haben Berge und Meer", schwärmt Tina Ritter. Allerdings müsse man differenzieren. „Die Bebauung an der Küste ist ein umstrittenes Thema, dort kann man nicht mehr von Unberührtheit reden", sagt Heiko Lüllemann aus Andratx. Die Befragten bezeichnen vor allem die kleineren Dörfer im Hinterland als idyllisch.

Freizeit

Läden, Ärzte, Schulen, Sport­möglichkeiten - alle Befragten heben das „geballte Angebot" hervor. „Und für Kino, Theater und Nachtleben fährt man halt ins nahe Palma", so Zahnärztin Heike Strunz.

Menschen

Nirgends leben so viele (gut betuchte) Ausländer wie im Südwesten. Das macht die Region zur teuersten auf dem Immobilienmarkt. „Es ist eine gute Mischung aus Urmallorquinern und international Zugereisten", so Heike Strunz, die abseits der Küste wohnt. Eselkarren finde man aber auch in den Dörfern fern der Touristen-Hotspots schon lange nicht mehr, so Hans Lenz. Störfaktor: die Party­urlauber in Magaluf.

Job/Ausbildung

„Hier ist auch im Winter etwas los", findet Tina Ritter. Allerdings sind sich alle Befragten einig, dass sich das Job-Angebot hauptsächlich auf Gastgewerbe, Handwerk, Bauwesen und Immobilien bezieht. Man könne aber gut nach Palma pendeln, um dort zu arbeiten.

Südosten

Lage und Anbindung

Llucmajor hat eine exzellente Bus- und Autobahnanbindung", so Teilzeit-Residentin Susanne Kases. Anders in Richtung Santanyí: „Das Autobahnprojekt Campos-Llucmajor muss endlich begonnen werden. Und es mangelt an Linienbussen", so der mallorquinische Jungpolitiker Jordan Thomas aus Cala d'Or.

Umwelt

Die Mehrheit der Befragten lobt die großen Naturschutzgebiete: Cala Mondragó und Es Trenc. „Die Strände Sa Ràpita und Es Trenc sind in eine zauberhafte Dünenlandschaft eingebettet und zählen zu den schönsten der Insel. Die Natur wirkt weitgehend unberührt", so Susanne Kases. Ebenfalls von vielen gepriesen: die kleinen, teils unbebauten Buchten an der Ostküste. Nachteil: die schlechte Trinkwasser-Qualität.

Freizeit

Je weiter im Südosten man wohnt, desto spärlicher werden die Angebote zu Nachtleben und Shopping. „Etwas mehr Vielfalt wäre schön", sagt Jordan Thomas. Die Vielfalt an Sportmöglichkeiten dagegen sei groß: Der Südosten gilt als Paradies für Küstenkletterer. Auch die Kunstszene um Santanyí wird geschätzt.

Job/Ausbildung

Jobmöglichkeiten im Tourismus­ gibt es viele. „Allerdings sind sie oft auf den Sommer beschränkt", so Jordan Thomas. Im Hinterland ist auch die Landwirtschaft verbreitet.

Menschen

Etliche deutsche Residenten sind hier schon seit Jahrzehnten etabliert. „Viele engagieren sich und bringen sich ein. Sie gehören dazu", lobt Jordan Thomas.

Nordosten

Lage und Anbindung

„Das Straßennetz ist in den vergangenen Jahren enorm verbessert worden", so Mallorca-Urgestein Hans Peter Berchtold. „Der Nahverkehr mit dem Bus könnte aber besser sein, er ist im Winter ungenügend und unpünktlich", bringt René Kielhorn aus Porto Cristo die Kritik vieler auf den Punkt.

Umwelt

Hügel, Wälder, Küsten und Strände - „es ist die perfekte Mischung", so Immobilienmakler Frank Steinhoff.

Auch alle anderen Befragten loben die landschaftliche Abwechslung. Abgesehen von Cala Millor gäbe es an der Küste nur wenige große Hotelkomplexe. Pluspunkte: der Naturpark Llevant und die Meeresschutzzone.

Freizeit

Wander- und Mountainbike-Strecken, Wassersportangebote, Tennis- und Golfplätze. „Für mich als Sportliebhaber ist das top", so Gastwirt Michel Heijman aus Capdepera. „Und wer mal richtig feiern möchte, fährt eben nach Cala Ratjada", sagt Frank Steinhoff. Er lobt die Radstrecke Vía Verde und die teils naturbelassenen Strände. „Wenn man Augen und Ohren offen hält, findet man ein buntes Kulturprogramm", so Künstlerin Barbara Radinger aus Artà. Sie lobt die vielen kleinen Theater- und Tanzgruppen und Volksfeste. Manacor biete ein Grundangebot an Shoppingmöglichkeiten, „Wellnessbereiche in mehreren Hotels können auch von Nicht-Hotelgästen genutzt werden", so Residentin Marja Link. Um einmal Großstadtluft zu schnuppern, gehört für viele ein Ausflug ins 40 bis 60 Minuten entfernte Palma dazu. Berchtold: „Wir freuen uns aber immer, wenn wir wieder auf dem Rückweg sind."

Job/Ausbildung

„In diesem Punkt schwächeln wir leider, da die allermeisten Jobs nur Saisonjobs sind", so Berchtold. „Hier gibt es fast nur Hotels, die maximal sechs bis zehn Monate öffnen", so auch Marja Link. „In Manacor werden aber Ausbildungskurse für Jugendliche angeboten", so Frank Steinhoff, der die neue Akademie von Rafa Nadal lobt.

Nordküste

NordküsteLage und Anbindung

Viele Befragte loben das gut ausgebaute Straßennetz. „Durch den Bau der Autobahn sind Norden und Süden der Insel einander viel näher gerückt", so Radsportdirektor Marcel Iseli. Kritisch sieht er nur die mangelnde Pflege der Radwege, die Radfahrer zwingt, auf die Straßen auszuweichen.

Umwelt

Als „fantastischen Kontrast zum zugebauten Südwesten" bezeichnet die Mallorquinerin Angèlica Mont­serrat die Playa de Muro. „Die Zone zwischen Can Picafort, Santa Margalida, Muro und Playa de Muro könnte mit dem Naturschutzgebiet S'Albufera nicht natürlicher sein", so auch Marcel Iseli. Wie auch andere Gesprächspartner lobt er die Schönheit der Bucht von Alcúdia. Als negativ wird nur das Kohlekraftwerk Es Murterar empfunden. „Es ist ein Schandfleck", sagt Montserrat.

Freizeit

In Bezug auf (Wasser-)Sport- und Wanderangebote fehlt es den Befragten an nichts. Auch mit den Einkaufsmöglichkeiten sind die meisten zufrieden. „Für ein tolles Kinoerlebnis und ausgiebiges Shopping muss man aber doch bis Inca oder noch weiter fahren", so Maria Schultke aus Port de Pollença. Bars und Diskotheken sind in Alcúdia meist nur im Sommer geöffnet.

Menschen

„Es gibt mittlerweile immer mehr Zugezogene vieler Nationalitäten, aber wir Mallorquiner sind noch in der deutlichen Überzahl", bringt es Angèlica Montserrat auf den Punkt. Allein in Can Picafort sei das ein wenig anders.

Tramuntana

Lage und Anbindung

Je nach Dorf sind die Wege in andere Regionen recht beschwerlich. Parkplatzmangel und verstopfte Serpentinenstraßen sehen viele Befragte im Sommer als Problem. Doch das gehöre nun einmal dazu. Im Winter genieße man die Abgeschiedenheit.

Freizeit

„Außer Lebensmitteln und Souvenirs gibt es hier nicht viel zu kaufen", so Beate Serrano, die seit vielen Jahren in Valldemossa lebt und ihr Dorf über alles liebt. „Für viele Residenten dürfte es im Sommer ein Nachteil sein, dass Valldemossa nicht am Meer liegt." Denn die wenigen Badestellen der Tramuntana seien dann überlaufen. „Kulturelle

Veranstaltungen, Shopping und Nachtleben gibt es wenig, aber das wusste ich ja vorher", so Susanne Grashoff aus Fornalutx. „Vielleicht vermisse ich ein bisschen Kulturveranstaltungen", so der Mallorquiner Joan Costa. Den Künstler Nils Burwitz inspiriert die Ruhe und Farbenpracht. Er lobt zudem das Kulturzentrum der Coll-Bardolet-Stiftung.

Umwelt

Wenn es auf Mallorca unberührte Natur gibt, dann in der Tramuntana. Alle sind sich einig: Wer Natur liebt, ist hier glücklich.

Menschen

„Die Menschen in der Region sind wundervoll, es gibt hier glücklicherweise noch sehr viele Urmallorquiner", findet Susanne Grashoff.

Job/Ausbildung

„Arbeit zu finden ist bei uns eher schwierig", sagt Joan Costa. In der Tramuntana fühlt sich wohl, wer im Homeoffice arbeitet.

Inselmitte

Lage und Anbindung

„In einer halben Stunde erreicht man die meisten Strände, die Hauptstadt und die Tramuntana", schwärmt Antoni Salas, Bürgermeister von Costitx. Je nach Dorf variiere die Qualität des öffentlichen Nahverkehrs. „Wir haben guten Zugang zu Autobahnen, Zug und Busverkehr", so Mallorca-Urgestein Günter Stalter aus Marratxí. „Die Busverbindung stellt ein Problem da, sie sollte ausgebaut werden", findet Silke Lebelt, Unternehmerin in Santa Eugènia.

Umwelt

Keine Küste, keine Berge, dafür aber weite Felder und Weiden. „Es gibt noch viele unbebaute Flecke, mit Wald, Wiesen und Trockensteinmauern", so Günter Stalter. Dem stimmt Antoni Salas zu. „Allerdings wurden gerade auf Privatgrundstücken auch zahlreiche Bausünden begangen."

Freizeit

„Das kulturelle Angebot ist ausbaufähig, wir sind es aber gewohnt, in andere Gegenden zu fahren", sagt Antoni Salas. Vor allem in den Gemeinden nahe Palma wie Marratxí ist der Trip in die Hauptstadt Alltag. Gelobt werden die zahlreichen Wochenmärkte der Inselmitte. „Und es gibt viele Nachbarschaftsaktivitäten in den Dörfern", so Rodi Polonyi aus Petra. Und jede Menge Radsport.

Menschen

Alle sind sich einig: Nirgends auf Mallorca wohnen wohl noch so viele Mallorquiner wie in der Inselmitte. „Hier ist das authentische Mallorca mit seinem Charakter und seiner Geschichte zu finden", so Antoni Salas. Und das gefällt. „Ich liebe die Gespräche mit den Mallorquinern", so Silke Lebelt. Von Touristenmassen bleibt die Inselmitte noch verschont.

Job/Ausbildung

„In den Küstenregionen ist die Auswahl an Jobmöglichkeiten größer", so Antoni Salas. Auch weiterführende Schulen sind rar. Lebelt: „Natürlich arbeiten die meisten nicht im Dorf. Es gibt aber durchaus einige selbstständige Unternehmer hier."

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