Deutsche, die in Spanien ihren Führeschein machen, sparen unter Umständen viel Geld. Durchschnittlich kostet der Erwerb des Führerscheins der Klasse B in Spanien 859,95 Euro. Vorausgesetzt, die Prüfungen werden auf Anhieb bestanden. In Deutschland muss für einen Auto-Führerschein derselben Klasse mindestens doppelt so viel bezahlt werden.

In Palma ist es, statistisch gesehen, sogar noch preiswerter. Durchschnittlich 810,68 Euro kostet hier der normale Auto­führerschein. 4,6 Prozent weniger als in Restspanien. Richtig billig ist es für die in Galicien Ansässigen. In A Coruña ist beispielsweise der begehrte „Lappen“ schon für durchschnittliche 519,96 Euro zu haben. Am teuersten, so das Ergebnis einer Studie der Verbraucherschutzinitiative Facua - Consumidores en Acción, ist es in Pamplona (1.221,38 Euro). Die Verbraucherschützer hatten vor wenigen Wochen die Preise von 266 Fahrschulen in 29 spanischen Großstädten verglichen. Die Preise gelten selbstverständlich auch für Ausländer. Vorausgesetzt, sie leben überwiegend in Spanien und sind hier gemeldet.

Das günstige Preisniveau liegt möglicherweise daran, dass es noch bis in die späten 90er Jahre in Spanien durchaus üblich war, nach Feierabend oder an den Wochenenden mit seinem Nachwuchs, der Freundin oder mit wem auch immer im privaten Wagen für den Führerschein zu üben. Offizielle Verkehrsübungsplätze, abgelegene Landstriche oder leere Parkplätze der großen Supermarktketten stellten für die Nachwuchsfahrer und ihre ungeschulten Lehrer ein ideales Übungsterrain dar. Und den Prüfern der spanischen Verkehrsbehörde (Tráfico) war es schließlich egal, von wem sich der Prüfling die theoretischen und praktischen Fahrkenntnisse angeeignet hat.

Abgesehen davon, dass die meisten Supermarkt-Parkplätze inzwischen außerhalb der Öffnungszeiten geschlossen sind, hat sich daran bis heute im Prinzip nichts geändert. Allerdings verlässt sich die überwiegende Mehrheit aller Führerscheinprüflinge inzwischen mehr auf die Hilfe professioneller Fahrlehrer als auf die Tipps von Papa.

Aber auch die Fahrschulen haben freie Hand. Sie müssen sich im Rahmen ihrer Ausbildung lediglich an die Straßenverkehrsordnung halten. Es gibt keine vorgeschriebene Anzahl von Pflichtstunden. Weder bei der Theorie noch in der Praxis. Sobald der Fahrlehrer glaubt, sein Schützling sei reif für die Prüfung, wird er angemeldet.

„Theoretisch“, so scherzt man bei der Fahrschule Auto Activa in Palmas Zentrum, „kann der Schüler nach der ersten Fahrstunde zur Prüfung zugelassen werden.“ In der Schule, die bereits seit 1936 Autofahrer ausbildet, habe es aber einen solchen Fall noch nie gegeben. „Wer es in einem Monat schafft, gehört zu den Schnellsten.“

Damit die Fahrschule alle bürokratischen Formalitäten für den künftigen Führerscheininhaber erledigen kann, muss dieser mindestens 18 Jahre alt sei, ein gültiges Ausweisdokument vorlegen, und - falls es sich nicht um einen Spanier handelt - nachweisen können, dass er überwiegend in Spanien lebt. Dies geschieht entweder mit der Tarjeta de Residencia oder dem Registerauszug der Ausländerbehörde (Certificado de Registro). Für den Führerscheinantrag werden zwei Passfotos benötigt. Darüber hinaus ist noch ein medizinisches Fahrtauglichkeitszeugnis vorzulegen (kann auch nachgereicht werden). Die Untersuchung kostet - je nach Arzt - um die 50 Euro. Für das Zertifikat werden ebenfalls zwei Passfotos benötigt.

Die Kosten für die theoretische und praktische Führerscheinprüfung werden bei den meisten spanischen Fahrschulen nicht einzeln verrechnet. Sie sind in dem Pauschalpreis der Theoriestunden bereits inbegriffen. Bei der Fahrschule Auto Técnica belaufen sie sich auf 290 Euro. Jede Fahrstunde kostet 26 Euro. Bis auf das 20 Euro teure Lehrbuch fallen keine weiteren Kosten mehr an. Eine 50-prozentige Anzahlung auf den Kurspreis ist üblich. Die Verbraucherschützer von Facua empfehlen dringend Preisvergleiche. Allein in Palma schwanken die Fahrschul-Preise um bis zu 200 Euro.

Sprachprobleme gibt es zumindest bei der theoretischen Prüfung nicht. Diese kann auch mit deutsch- oder englischsprachigen Testbögen durchgeführt werden. Damit reduzieren sich mögliche Sprachsorgen auf die Kommunikation mit dem Fahrlehrer. Bei der Theorieprüfung werden 30 Fragen gestellt. 27 davon müssen richtig beantwortet werden. Wurden früher fast nur Verkehrszeichen abgefragt, drehen sich heute etwa ein Drittel der gestellten Fragen um die Fahrsicherheit.

Auch bei der praktischen Fahrprüfung wird genauer und vor allem länger getestet. Wurde früher gerade einmal fünf Minuten lang um den Block gerollt, dauern aktuelle Fahrprüfungen eine knappe halbe Stunde. Der spanische B-Führerschein gilt - wie sein deutsches Pendant - in ganz Europa. Im Gegensatz zur deutschen Fahrerlaubnis ist er aber nicht unbegrenzt gültig. Gemäß dem spanischen Gesetz muss in regelmäßigen Abständen die Fahrtüchtigkeit mit einem medizinischen Attest belegt werden. Bei Autofahrern ist das alle zehn Jahre der Fall, ab einem Alter von 45 Jahren alle fünf Jahre, ab 70 alle zwei Jahre.

So bekommt man in Spanien zweifellos schneller und billiger die Fahrerlaubnis ausgehändigt. Dies geht aber offensichtlich zu Lasten des Langzeitgedächtnisses. Eine Studie des Fahrschulverbands CNAE, der Zurich-Versicherung und der Universität von Valencia hat ergeben, dass 96,5 Prozent der spanischen Autofahrer die theoretische Führerscheinprüfung nicht bestehen würden, wenn sie diese erneut ablegen müssten.