Als Ausländer auf Mallorca steht man vor der Qual der Wahl, wenn es darum geht, sich auszuweisen. Mit der Tarjeta de Residencia? Ist offiziell gar kein Ausweisdokument und wird inzwischen nicht mehr ausgestellt. Mit dem Reisepass? Passt nicht ins Portemonnaie und ist deswegen nicht immer dabei. Mit dem Personalausweis? Ist irgendwann abgelaufen, und ohne Erstwohnsitz in Deutschland fühlen sich die dortigen Meldeämter nicht mehr zuständig.

Sollten sie aber. Denn Bürger mit Wohnsitz auf Mallorca können grundsätzlich im gesamten Bundesgebiet einen Personalausweisantrag stellen, sagt Alexandra Pietsch, Pressesprecherin im Bundesinnenministerium: "Die Beantragung eines neuen Personalausweises durch Auslandsdeutsche unterscheidet sich im Verfahren nicht von der sonstigen Personalausweisbeantragung."

Da für in Deutschland nicht meldepflichtige Personen nach geltender Rechtslage keine deutsche Ausweisbehörde zuständig ist, können sich Mallorca-Deutsche aussuchen, bei welcher Stelle sie vorstellig werden. Einzige Ausnahme sei Hamburg, sagt Pietsch, dort sei kein Antrag möglich. Um den Flug nach Deutschland kommt allerdings niemand herum - eine Online-Beantragung sei schon deswegen nicht denkbar, da durch das persönliche Erscheinen des Antragstellers eine Identifizierung ermöglicht und sichergestellt werde, dass tatsächlich für die richtige Person ein neues Dokument produziert werde.

Da die Ausstellung des Personalausweises in Ländergesetzen geregelt ist, sollten sich Antragsteller auf jeden Fall vorher mit der jeweiligen Meldebehörde in Kontakt setzen und sich über Gebühren und erforderliche Unterlagen informieren lassen. Fällig werden in der Regel 8 Euro, Abweichungen sind jedoch möglich. Vorgelegt werden muss der alte Ausweis, der Pass oder die Geburtsurkunde sowie ein Foto (siehe unten).

Für den Fall, dass sich eine Behörde weigere, das Dokument auszustellen, rät Pietsch vom Bundesinnenministerium, auf die Regelungen in den Ländergesetzen zu verweisen. Dort sei in Form einer Kann-Regelung die Ausstellung von Personalausweisen für Auslandsdeutsche vorgesehen. "Ein Rechtsanspruch der Mallorca-Residenten besteht jedoch nicht."

So funktioniert es: Meldeamt vorwarnen, Antrag ausfüllen, Abholung organisieren

ýIch will Ihnen ja nicht zu nahe treten", sagte Rolf Siegert, als er mit dem Beamten eines Meldeamts in Deutschland telefonierte und dieser nichts von seinem Antrag auf einen "Perso" wissen wollte. Siegert bat ihn um eine Fax-Nummer. Kurz darauf hatte der Beamte einen Auszug aus den gesetzlichen Vorschriften vor sich liegen. Nach einem Anruf von ihm im Innen-ministerium war alles geklärt, Siegert konnte die "Mission Personalausweis" starten.

Das bisherige Ausweisdokument von Siegert, der Vizepräsident des deutsch-mallorquinischen Freundschaftsvereins (AAM) ist, war schon vor vielen Jahren abgelaufen. Und der bordeauxfarbene Reisepass ist dem Deutschen einfach zu unpraktisch. "Immer mit diesem Buch von Pass herumzufliegen, das hat mich gestört." Er hat zwar die Tarjeta de Residencia, diese wird jedoch inzwischen nicht mehr von allen Airlines als Ausweisdokument anerkannt, und sie kann nach Ablauf der Gültigkeit auch nicht mehr erneuert werden.

Da sich Auslandsdeutsche nicht an ein bestimmtes Meldeamt wenden müssen, verband Siegert kurzerhand einen Besuch bei seinen Eltern mit dem Behördengang. Nachdem die Beamten vorgewarnt waren, sei die Sache in zehn Minuten erledigt gewesen. Vorgelegt habe er ein Passbild, den abgelaufenen Personalausweis, eine Kopie der Einschreibung bei der Gemeinde auf Mallorca (Empadronamiento) sowie einen Auszug aus der Heiratsurkunde. Die Kosten hielten sich in Grenzen: Während der Reisepass inzwischen richtig teuer geworden ist (59 Euro für Pässe, die für Personen ab 24 Jahren ausgestellt werden), zahlte Siegert 7,50 Euro - "das Passbild war teurer". Das unschlagbar kostengünstige Ausweisdokument für Reisen in der EU ist gültig für zehn Jahre bei Personen ab 24, bei jüngeren Antragstellern sechs Jahre.

Weiterer Vorteil: Für den Personalausweis können bislang noch klassische Passfotos vom Foto-Laden an der Ecke verwendet werden anstatt der "biometrietauglichen" Fotos, die für den Reisepass notwendig sind und ebenfalls teurer zu Buche schlagen.

Auch die Bearbeitungszeit hält sich im Vergleich mit dem Reisepass in Grenzen - nach zwei Wochen war das neue Ausweisdokument im Fall von Siegert fertig. Da der Personalausweis nicht nach Mallorca geschickt werden konnte, stellte der Deutsche schon bei der Beantragung im Meldeamt eine Bevollmächtigung für eine Cousine aus. Diese holte den neuen Personalausweis ab und brachte ihn beim nächsten Besuch mit auf die Insel.

Mit ihrer Adresse bereiten die Mallorca-Deutschen den Beamten im heimischen Meldeamt ein weiteres Problem. Da kein Wohnort in der Bundesrepublik angegeben werden kann, wurde beispielsweise auf der Rückseite des Dokuments auch schon der Vermerk ýkein fester Wohnsitz" eingetragen - was im Übrigen auch bei Obdachlosen üblich ist. Um mit dem Personalausweis später keinen falschen Eindruck zu erwecken, sollten Insel-Deutsche den Adressvermerk prüfen.

"In Personalausweisen von Auslandsdeutschen wird der Eintrag 'ohne Wohnanschrift im Inland´ vorgenommen", sagt Alexandra Pietsch, zuständige Sprecherin im Bundesinnenministerium. ýAbweichungen davon sind nicht vorgesehen."

Doch bei mehreren tausend Meldeämtern in Deutschland sind eben nicht alle auf dem gleichen Wissensstand. Siegert berichtet etwa, dass bei einer Bekannten sogar die vorherige Adresse in Deutschland eingetragen wurde, die nach ihrem Wegzug nach Mallorca gar nicht mehr gültig war. Siegert: "Das ist eigentlich ein Fall von Urkundenfälschung."