Plötzlich standen zwei Männer vor Diana Dorfners (Name geändert) Tür in Llucmajor und forderten sie dazu auf, ihre Gasvorrichtungen kontrollieren zu lassen. „Sie sagten mir, dass man dazu alle fünf Jahre verpflichtet sei und zeigten ihre Firmenausweise vor", erinnert sich die Deutsche. Weil ihr die Situation dennoch zweifelhaft vorkam, holte sie eine spanische Nachbarin dazu, die sich ebenfalls von den Männern, die in einem verbeulten roten Auto aufgetaucht waren, überzeugen ließ, dass ihr Vorgehen korrekt war. Draufhin überprüften die beiden Gaskontrolleure die Installation der Gasflasche, die Dorfner für ihren Küchenherd verwendet, und wechselten den Schlauch und den Anschluss der Flasche aus. Dann die saftige Rechnung inklusive Garantieschein: 103,31 Euro bezahlte die Deutsche den beiden Männern von „Balear de Butano S.L." in bar. Doch hinterher hatte sie das Gefühl, einem Schwindel aufgesessen zu sein. „Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich die reingelassen habe." Zu Recht.

Bereits seit Jahren versuchen mehrere Gasanlagen-Wartungsunternehmen auf Mallorca und in ganz Spanien ahnungslosen Bürgern mit überraschenden Kontrollbesuchen Geld aus der Tasche zu ziehen, indem sie von einer verpflichtenden Inspektion sprechen und sich ihre Dienste extrem überteuert bezahlen lassen. Tatsächlich ist es Vorschrift, dass Installationen für Gasflaschen (mit Butan- und Propangas) wie etwa für Küchenherde oder zur Wassererwärmung alle fünf Jahre von einem Fachmann überprüft werden. Dieser stellt dann ein fünf Jahre gültiges Zertifikat mit Stempel der Balearen-Regierung aus. Doch der Bürger entscheidet, welches Unternehmen er mit der „revisión periódica" beauftragt. Nur die schwarzen Schafe der Branche erscheinen unangemeldet vor der Haustür.

In den vergangenen Monaten hat das dubiose Vorgehen zudem stark zugenommen. „Wir bekommen jetzt jeden Tag mindestens ein oder zwei Anrufe von Bürgern, die mit dieser Masche übers Ohr gehauen worden sind und fragen, was sie jetzt tun können", berichtet der zuständige Abteilungsleiter im balearischen Wirtschaftsministerium, Guillem Fullana. Auch Rechnungen von bis zu 900 Euro für läppische Reparaturen seien schon bezahlt worden. Ein fairer Preis liegt dagegen bei rund 60 Euro.

Oftmals geben sich die Firmenmitarbeiter als Inspektoren der Balearen-Regierung oder Vertreter der Firma Repsol aus, drohen mit Anzeigen und Geldbußen, falls die Kontrolle nicht gemacht werde, oder behaupten, dass sich die entsprechende Verordnung geändert habe oder dass die Gefahr eines Gasaustritts bestehe. Oftmals werden mehr Teile ausgetauscht, als tatsächlich notwendig ist. Die balearische Verbraucherschutzbehörde hat allein in diesem Jahr von Anfang Januar bis zum 20. September bereits 100 Reklamationen in Bezug auf Reparatur und Instandhaltung von Gasinstallationen erhalten. Bekannt sind sogar die Namen der suspekten Firmen: Revigas, Mejoras del Gas, Arreglador, Jofenal und Balear de Butano. Gegen sie liegen die meisten Beschwerden vor. Doch wenn ein Kunde erst einmal einen derartigen Vertrag unterschrieben und bereits bezahlt hat – wie in Dorfners Fall bei Balear de Butano – ist nichts mehr zu machen. Und meistens ist nicht einmal das von den Firmen ausgestellte Garantie-Zertifikat das tatsächlich gültige Dokument der Balearen-Regierung. Die Firmen, die oftmals vom spanischen Festland stammen, sind vor allem in ländlichen und vom Tourismus geprägten Gegenden mit vielen Zweitwohnsitzen unterwegs.

Die Verbraucherschutzbehörde und das Wirtschaftsministerium wollen nun eine Kampagne starten, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. „Wir denken daran, zum Beispiel am Hals der Gasflaschen eine Information anzubringen", sagt Verbraucherschutz-Sprecherin Natalia Blanes. Angesichts der Vielzahl der Beschwerden sollen die Fälle nun auch dem Staatsanwalt vorgelegt werden.

Das balearische Wirtschaftsministerium verurteilt zwar die Geschäfts-praktiken der Unternehmen mit Drücker-Methoden. Absurderweise erhöht sich damit aber die Sicherheit der Haushalte mit Gasflaschen-Installationen. Denn viele Bürger umgehen den Abschluss eines Vertrags mit einem Versorgungsunternehmen wie Repsol, indem sie sich die Gasflaschen auf dem Schwarzmarkt holen und dann immer wieder austauschen. Die vorgeschriebenen und vom jeweiligen Versorgungsunternehmen geforderten Inspektionen führen sie nicht durch.

So handeln Sie richtig:

Je nach Art der Gasversorgung gibt es in Spanien zwei verschiedene Arten von Kontrollen.

Fall 1

Bei einer zentralen Gasversorgung mit einem Zähler überprüft das jeweilige Versorgungsunternehmen (auf Mallorca Gesa oder Repsol) im vorgeschriebenen Zeitraum von fünf Jahren die Vorrichtungen. Die inspección periódica wird vom Unternehmen vorab mit einem Hinweis im Hausflur oder einem Brief angekündigt und zum staatlich festgelegten Preis von 43 Euro plus Mehrwertsteuer durchgeführt. Die Kosten müssen nicht bar bezahlt werden, sondern werden in der üblichen Rechnung aufgeführt.

Fall 2

Mit Gasflaschen betriebene Installationen müssen ebenfalls alle fünf Jahre kontrolliert und gegebenenfalls repariert werden. Dazu muss ein Unternehmen beauftragt werden, dass das offizielle Zertifikat der revisión periódica ausstellt. Eine Liste zugelassener Gasanlagenwartungsunternehmen findet sich auf der Internetseite des balearischen Wirtschaftsministeriums. Zunächst auf http://industria.caib.es gehen und dort „llistat empreses autoritzades" anklicken. Unter „empreses d´installacions de gas" gibt es dann eine Liste mit mehreren hundert Firmen. Das Ministerium empfiehlt, ein Unternehmen in der Nähe zu kontaktieren und sich zunächst einen Kostenvoranschlag (presupuesto) machen zu lassen. Auch das Formular für das offizielle Revisionszertifikat kann man auf der Seite einsehen. Zunächst auf „Ajudes i tràmits" klicken, dann auf „installacions", dann auf „Gas". Unter der Überschrift „Altres documents" findet sich dann das PDF-Formular „certificat de revisiò periòdica d´installacions individuals" (siehe Ausriss oben). So muss das von dem Unternehmen ausgestellte Dokument aussehen.

Hinweise

– Lassen Sie auf keinen Fall Leute ins Haus, die Ihnen eine Überprüfung Ihrer Gas-Installationen anbieten, wenn Sie diese nicht selbst angefordert haben.

– Die Schläuche der Gasflaschen müssen nur ausgewechselt werden, wenn sie Defekte aufweisen oder ihr aufgedrucktes Verfallsdatum abgelaufen ist. Sie können auch vom Besitzer ausgewechselt werden. Neue Schläuche sind in Fachgeschäften erhältlich.

– Die Anschlüsse auf den Gasflaschen haben keine festgelegte Verfallszeit, sollten aber nach zehn Jahren ausgetauscht werden.

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