Palme ist nicht gleich Palme

Wirklich heimisch ist auf Mallorca nur die Zwergpalme. Diese ist widerstandsfähig gegen Kälte: Der palmito gedeiht in den Bergen bis zu einer Höhe von 1.400 Metern. Sogar Waldbrände übersteht er ohne Schaden. Deshalb ist die Chamaerops humilis im Inselgarten die anspruchsloseste unter den Palmenarten. „Der palmito gedeiht sogar unter Pinien“, sagt Herminio ­Viñuelas. Der palmero ist Inhaber einer Firma in Inca, die auf Palmen spezialisiert ist.

Die einheimischen Fächerpalmen machen ihm wenig Arbeit. „Man muss sie regelmäßig an der Wurzel stutzen, wenn ein einziger hoher Stamm gewünscht wird“, sagt er. Die Zwergpalme, das ist bei wilden Exemplaren zu beobachten, neigt dazu, Rosetten zu bilden und als Strauch zu wuchern.

Die Dattelpalme dagegen kam mit den arabischen Besetzern auf die Insel. Seit dieser Zeit setzt man das exotische Gewächs bevorzugt an den Eingang eines Anwesens, wo es Besucher willkommen heißt.

Die Phoenix canariensis, die Kanarische Dattelpalme, sowie die Phoenix dactylifera, die echte Dattelpalme (auf Mallorca wird sie fasser genannt), sind Fiederpalmen mit langen Wedeln, die in den Oasen Nordafrikas wild vorkommen.

Häufig anzutreffen sind auf der Insel ebenfalls Fächerpalmen wie die Washingtonia robusta aus Mexiko, die man an den kräuselnden Fäden an ihren Blättern erkennt, oder die aus Kalifornien stammende Washingtonia filifera. Sie wird auch Petticoat-Palme genannt, weil die abgestorbenen Blätter den Stamm wie einen Rock umhüllen.

So werden sie gepflanzt

„Schon beim Pflanzen kann man Fehler machen“, sagt Karsten Henkel. Der Landschaftsgärtner aus Hamburg ist als Palmenschneider im Inselosten aktiv. Raue Nordwinde schaden den Palmen ebenso wie zu wenig Sonne. Die Meereshöhe bekommt ihnen zwar prächtig, Stürme von der Seeseite können ihnen jedoch mächtig zusetzen. Nicht nur der Standort muss mit Bedacht gewählt werden, sondern auch der Zeitpunkt des Pflanzens. Palmen, die nicht hier zu Hause sind, wachsen am besten an, wenn man sie zu Sommeranfang setzt.

Für die Pflanzgrube ist ein Aushub von mindestens einem Quadratmeter Erde notwendig. Darin wird ein flexibles Rohr mit einem Durchmesser von etwa 100 bis 150 Millimeter verlegt, das zur Bewässerung dient. Gefüllt wird die Pflanzgrube dann mit folgender Erdmischung: 50 Prozent Kompost, 25 Prozent Erde und 25 Prozent Sand. Nach dem Pflanzen sollte die Palme etwa sechs Monate bewässert werden. Die Oasengewächse holen sich die Feuchtigkeit aus der Erde, weshalb sie Botaniker „Tiefwurzler“ nennen.

Bei Palmen, die nicht auf der Insel zu Hause sind, kann es zu Problemen mit dem hohen Kalkgehalt des Leitungswassers kommen. Wer kann, gießt besser mit dem kalkarmen Regenwasser. Vorsicht ist auch bei Berieselungsanlagen geboten. Palmen mögen kein Wasser am Stamm und nicht zu viel Feuchtigkeit an den Wurzeln. Gegen die kalkhaltige, nährstoffarme Inselerde empfehlen Experten, den Boden drei Mal im Jahr mit Kompost zu düngen.

Schädlinge

„Wer seine Palmen vernachlässigt, muss sich nicht über Schädlingsbefall wundern“, sagt Viñuelas. Der Palmrüssler setzt insbesondere den Dattelpalmen, Phoenix canariensis, zu. Entdeckt ein Gartenbesitzer oder der palmero den Befall des schmatzenden Insekts, picudo rojo (Rhynchophorus ferrugineus), muss er diesen, so will es eine Verordnung, sofort bei der zuständigen Gemeinde oder bei den Pflanzenschutzexperten der Balearen-Regierung melden (Tel.: 971-17 61 00, von 8 bis 15 Uhr).

Meist hilft dann ein Kahlschnitt sowie eine begleitende Behandlung mit Insektiziden. Doch der Palmrüssler ist nicht der einzige Schädling, der den Inselpalmen zu schaffen macht: Ein Nachtfalter (Paysandisia archon) kam mit importierten Palmen aus Südamerika auf die Insel. Er legt seine Larven auf den Stammspitzen ab, die elfenbeinfarbenen Raupen fressen Hohlräume in das Palmholz. Die Palme reagiert mit Verfärbung der Blätter auf den Schädling.

Ratten

Keine Bedrohung stellen jedoch die Palmratten für die Gewächse dar. „Bevor ich hochsteige, klopfe ich an den Stamm, dann flüchten sie“, sagt Henkel. Bei den Ratten handelt es sich um einen kleinen Verwandten der Hausratte. Palmratten bauen Nester in den Kronen der Dattelpalmen, ernähren sich von deren Früchten und zerbeißen hin und wieder auch die Blattansätze. Da auf der Insel die Datteln nicht reif werden, kommt hier auch nicht der Metallgürtel zum Einsatz, der in wärmeren Zonen die reife Früchte vor dem Ungezieferfraß schützt. Auf Mallorca ernähren sich die Palmratten ansonsten von Orangen und Mandeln.

Gehen Sie nicht gleich auf die Palme

Ende Februar müssen die Palmen beschnitten werden. In der kalten Jahreszeit von November bis März legen die Palmen auf der Insel eine Wachstumspause ein. Auch Schädlinge sind im Winter nicht aktiv, sie fliegen in den ersten warmen Frühlingstagen aus. „Alle zwei, spätestens drei Jahre müssen die Fieder- und Fächerpalmen gestutzt werden“, sagt der Palmenschneider Herminio Vi­ñuelas. Aber nicht nur das. Er schält nach dem Schnitt sorgfältig die balona, so nennt man die Rundung im Stamm unter der Krone, mit der márcola, einem speziellen Schälmesser für Palmen. Nur wenn die Palmwedel oder -blätter regelmäßig fachgerecht geschnitten werden, bildet sich ein durchgängiges Ornament am Stamm, an dem man - Palmen können auf der Insel 100 bis 150 Jahre alt werden - die Jahresringe zählen kann.

Eine glatte Oberfläche am Stamm verhindert, dass sich Unkraut und damit auch Schädlinge einnisten. Niedrige Palmen können Hobbygärtner selbst schneiden. Hohe Palmen sollte man dem Fachmann überlassen. Vorsicht ist geboten vor Schäden, die espuelas, sichelartige Steigeisen, hinterlassen. Sie beschädigen den Stamm und machen es Insekten leicht, in die Stämme zu gelangen.

Stammschonend sind sogenannte bicicletas. Mit ihnen gelangen die palmeros am Seil und gesichert zu den Kronen. Es gibt auch Unternehmen, die ihre Schneider mit Kränen zu den Palmkronen befördern. Bei niedrigen Palmen kann mit Leitern gearbeitet werden.

Karsten Henkel, Palmenschneider in Cala Ratjada, Tel.: 676-75 93 63, Poda de Altura, Inca, Herminio Viñuelas, www.podasmallorca.com, Tel.: 617-24 13 68.