Ob mit iPhone oder teurer Spiegelreflexkamera: Damit die Fotos vom schönen Urlaub auch tatsächlich schön werden, sind ein paar Punkte zu beachten. Wir haben uns vom Hamburger Fototrainer Frank Fischer das kleine Einmaleins für Ferienbilder erklären lassen. Fischer gibt seit zehn Jahren Fotokurse und leitet auch auf der Insel Seminare. Für Ende Februar 2012 plant er wieder eine Mallorca-Fotoreise. Der Mallorca Zeitung hat der 38-Jährige verraten, welche Tipps und Tricks er seinen Schülern an die Hand – oder besser – an den Auslöser gibt.

Der richtige Zeitpunkt

Die lachende Mittagssonne in südlichen Gefilden erschwert schöne Urlaubsfotos. „Möglichst nicht das Mittagslicht nutzen, sondern besser mit Morgen- oder Abendlicht fotografieren", sagt Frank Fischer. Denn wenn die Sonne im Zenit stehe, sorge die Anatomie des Menschen dafür, dass sich die Augenhöhlen verdunkeln. „Auf den Fotos zeigen sich diese Schatten durch zwei schwarze Punkte im Gesicht", sagt der Fototrainer. Außerdem sei morgens und abends das Licht schöner und wärmer. Wer dennoch bei Mittagslicht fotografieren will, der kann gegenblitzen. So wie es die Fotografen der Stars auf dem roten Teppich machen. Das hellt das

Gesicht trotz steiler Sonneneinstrahlung auf.

Die richtige Platzierung

Den meisten Fotos tut es gut, wenn das Motiv nicht in der Bildmitte ist, sondern auf einer der Drittellinien des Bildes. Gerade beim Urlaubsklassiker „Strandbild" kann man den Himmel betonen, wenn man den Horizont auf die untere horizontale Drittellinie legt. Die Liebste, der Sandstrand und das Meer hingegen werden betont, wenn man den Horizont auf die obere horizontale Drittellinie legt. Noch besser in Szene setzt man die Liebste, den Liebsten oder das spielende Kind, wenn man sie auf einer vertikalen Drittellinie des Bildes verortet. Das hängt auch damit zusammen, dass der Blick beim Betrachten von Fotos von links nach rechts schweift. Allerdings sollte dabei beachtet werden, was noch rechts von dem Hauptmotiv zu sehen ist. Findet sich dort nichts Interessantes, steigt der Betrachter schnell aus dem Bild aus.

Die richtige Augenhöhe

„Jeder von uns ist nun mal so groß, wie er ist und den meisten Fotos sieht man das auch an", weiß Frank Fischer. Oft helfe es, einfach in die Hocke zu gehen. Gerade wenn man Kinder fotografiert, sei die erwachsene Augenhöhe häufig problematisch. Die Kleinen wirkten dann „von oben herab" fotografiert, das sehe herablassend aus. Bei der Strandfotografie empfiehlt es sich, mit dem eigenen Standpunkt zu experimentieren. Die Kleinen und ihre Sandburg kommen beispielsweise ganz groß raus, wenn man sie aus einer liegenden Position fotografiert. „Irgendwo hochzuklettern, kann auch eine gute Idee sein", sagt Frank Fischer.

Der richtige Winkel

Die Kamera schräg zu halten, mache nur Sinn, wenn auch das Motiv schräg ist. „Beim Meer empfiehlt sich das nicht, das sieht dann immer so aus, als ob das Meer auslaufen würde", sagt Frank Fischer. Aber bei Dingen, die eh „verrückt" seien, betont eine schräge Kamera­haltung beispielsweise moderne Architektur oder die Action eines Beachvolleyball-Spiels.

Die richtige Staffelung

Für einen 3-D-Effekt im zweidimensionalen Foto sorgen Personen oder Gegenstände im Vordergrund, im Hintergrund und dazwischen. „So entsteht eine räumliche Staffelung, wie sie das Auge vom Sehen kennt", erklärt Frank Fischer. Die Kathedrale beispielsweise wirke oft besser, wenn man sie nicht von Nahem, sondern mit etwas Distanz und einer Blume oder einer Skulptur im Vordergrund fotografiere.

Der richtige Auslöser

Stimmungsvolle Fotos nach Sonnenuntergang sind nur mit einem riesengroßen Blitz zu schaffen. Damit die Bilder ohne Blitz trotzdem noch etwas werden, empfiehlt der Fototrainer, mit Stativ, Kamerakissen oder einem Felsvorsprung, Tisch oder Ähnlichem zu arbeiten. Wenn die Kamera in Position ist, vermeidet man ein Verwackeln am einfachsten mit Hilfe des Selbstauslösers. Einfach die gewünschte Position und Zeit einstellen, auslösen. „Dann einfach die Kamera machen lassen", sagt Frank Fischer, „für alles Weitere sollte die Automatik ohne Blitz reichen."

Die richtige Schärfe

Tiefenschärfe heißt, dass auch das Meer hinter der in die Kamera lachenden Frau noch scharf auf dem Foto zu sehen ist. Dafür arbeitet der Fotograf ohne Zoom und tritt sehr nahe an sein Motiv heran. „Manchmal lohnt es sich aber auch, sich vom Motiv zu entfernen und es heranzuzoomen", rät Frank Fischer. Das ist dann der Fall, wenn man den Hintergrund unscharf halten will, beispielsweise bei einem Porträt. Das scharfe Hauptmotiv wirkt so noch stärker, der Hintergrund geheimnisvoller. Landschaftsaufnahmen wirken dagegen noch weiter, feiner, wenn man ohne Zoom arbeitet.

Die richtige Farbe

„Mallorca ist für Farbaufnahmen ideal", findet Fischer. Der Kontrast zwischen den orange-beigen Steinen, Häusern, Felsen und dem blauen Sommerhimmel harmoniere nach dem Kreis der Komplementärfarben. „Das macht in der Farbzusammenstellung automatisch ein gutes Foto", sagt Frank Fischer. Auch sei es sinnvoll, nicht nur bei blauem Himmel Fotos zu machen. Schäfchenwolken etwa schaffen Kontrast und Tiefe. Kein klassisches Urlaubswetter, aber es mache die Urlaubsfotos interessanter.

Der richtige Blick

Damit man nicht eine unschöne Überraschung bei der Durchsicht der Urlaubsfotos erlebt und Mülleimer und Aschenbecher im Hintergrund lauern, ist es wichtig, aufmerksam auf den Monitor oder durch den Sucher zu sehen. „Auch rechts und links schauen und nicht nur auf das Hauptmotiv!", rät Frank Fischer. Und um in engen Gassen keine Bilder zu machen, die Häuser nach oben extrem schlank machen, also stürzende Linien auf die Fotos produzieren, fokussiere man am besten Details.

Das richtige Modell

Damit die Liebsten im Urlaub gerne das Fotomodell spielen, heißt es vor allem: erst fragen, dann genaue Instruktionen geben und viel loben. Wichtige Tipps für tolle Porträts sind, dass das Model eine Schulter leicht nach vorne dreht und das Kinn nach vorne reckt. „Man fühlt sich wie eine Schildkröte, aber das wirkt auf Fotos sehr gut", weiß Frank Fischer. Von Profilbildern rät der Fototrainer eher ab. Auch Fotos von liegenden Menschen werden nur selten gut.

Der richtige Augenblick

Sehenswürdigkeiten fotografiert man am besten, wenn nicht so viel los ist. Ansonsten gilt: „Die Kunst des Schnappschusses ist, die Situation zu erkennen", sagt Frank Fischer. Der richtige Augenblick lässt sich nur schwer provozieren. Es gelte, mit offenen Augen durch den Urlaub zu wandeln und Glück zu haben. Und dann einfach knipsen.

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