Die in Spanien gemeldeten EU-Ausländer bekommen künftig ein neues Zertifikat im praktischen Scheckkarten-Format. Dieses löst den derzeitigen Registereintrag bei der Ausländerbehörde in der unhandlichen Din-A4-Größe ab. Doch auch die neue Karte kommt ohne Foto aus und dient nicht als Ausweis. Dauerhaft in Spanien lebende Ausländer aus der Europäischen Union müssen daher auch weiterhin ihren nationalen Ausweis oder Pass mit sich führen. Die Karte soll nach Auskunft der Nationalpolizei nach und nach in ganz Spanien eingeführt werden. Bereits seit 13. April wird sie in der Region Kastilien und León ausgegeben. €Ein konkreter Termin für die Balearen steht noch nicht fest", sagte eine Sprecherin.

Mit dem neuen Zertifikat reagiert das spanische Innenministerium auf die zahlreichen Beschwerden und Probleme mit dem Registereintrag im Din-A4-Format. Bei vielen Behördengängen, Erledigungen sowie Flügen und Reisen mit der Fähre, bei denen der sogenannte Residenten­rabatt zum Tragen kommt, muss das Dokument, das in keinen Geldbeutel passt, vorgelegt werden. Bei vielen Mallorca-Deutschen sah das auf normales Papier gedruckte Zertifikat deswegen nach kurzer Zeit ziemlich mitgenommen aus. Stets stellte sich die Frage, wie man das Dokument, das meist im Original vorgelegt werden muss, am schonendsten transportiert.

Das ungeliebte €grüne Blatt" hatte im Frühjahr 2007 die bis dahin ausgegebene tarjeta de residencia ersetzt. Dieser €spanische Ausweis" war wesentlich praktischer und sah mit dem Passfoto darauf auch den spanischen Ausweisen ähnlich. Obwohl die tarjeta de residencia ebensowenig wie der Registereintrag ein wirklicher Ausweis war, wurde sie weitgehend problemlos als solcher genutzt.

Seit der Einführung des certificado de registro werden die tarjetas de residencia nach und nach aus dem Verkehr gezogen. Bei Ablauf müssen sie bei der Ausländerbehörde eingereicht werden. Die Residenten bekommen dann dafür das grüne Blatt bzw. in Zukunft die Greencard. Wer die tarjeta partout nicht abgeben will und etwa behauptet, sie verloren zu haben, kommt damit erfahrungsgemäß aber auch durch. Viele zeigen sie noch Jahre nach Ablauf vor, etwa bei Kreditkartenzahlungen im Supermarkt.

€Mit dem großen Registereintrag war eigentlich keiner zufrieden", berichtet eine Mitarbeiterin der Ausländerbehörde in Palma. Ob die wie nach einer eingelaufenen Wäsche aussehende Mini­fassung etwas daran ändert, ist zweifelhaft. Die anfängliche Freude über sie verfliegt bei genauerem Hinsehen schnell. €Das ist ja fantastisch", entfuhr es etwa der Gründerin des Vereins €Europeos por España" Kate Mentink, als sie von der MZ von der tarjeta erfuhr. Als ihr klar wurde, dass es sich lediglich um eine Format­änderung handelt, reagiert die PP-Politikerin aus Calvià enttäuscht. €Wir werden weiter kämpfen müssen", sagt die Britin, die sich seit längerem für die Wiedereinführung der tarjeta de residencia einsetzt. €Europeos por España" hat mehr als 8.000 Unterschriften von EU-Residenten auf Mallorca gesammelt und sie in den vergangenen Monaten bei der spanischen Zentralregierung eingereicht.

Mit einer Änderung hatte Mentink dennoch nicht gerechnet. €Wir hatten vor Weihnachten einen Brief bekommen, dass dies nicht beabsichtig sei", sagt sie. Im Falle ihres Wahlsieges wolle sich auch die balearischen PP für die Rückkehr zur tarjeta de residencia einsetzen.

In der Printausgabe vom 12. Mai (Nummer 575) lesen Sie außerdem:

- Serie Gemeindewahlen, Teil IX: Felanitx

- "Glaube an transatlantische Flüge": Flughafen-Chef geht in Ruhestand

- Wie funktioniert die Escola Global?

- "Unsere schwerste Sünde": Regierung der Balearen gedenkt Inquisition

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