Klara M. aus Moraira weiß nicht mehr ein noch aus. Die 72-Jährige erhält nach dem überraschenden Tod ihres Mannes nur eine schmale Witwenrente, die Ersparnisse des Ehepaares sind durch Begräbniskosten und Erbschaftssteuer aufgebraucht. Nur das gemeinsame Wohnhaus mit Meerblick ist ihr geblieben, das Klara M. wegen der vielen guten Erinnerungen keinesfalls aufgeben möchte. Doch die Immobilie verursacht hohe Kosten: Instandhaltung, Grundsteuer, Versicherungen - Eigentum verpflichtet bekanntlich.

Was kann die Seniorin tun, um sorgenfrei über die Runden zu kommen? Wie ihr geht es vielen Rentnern in Spanien - die Eigentumsrate liegt hierzulande mit 80 Prozent sehr hoch. Fast jeder hat eine abbezahlte Immobilie, und schmale Rentenbezüge sind normal. Einige Sparkassen entdecken diesen Kundenkreis für sich und bieten ein Produkt speziell für Über-65-Jährige an: die Seniorenhypothek.

Senioren können ihre Immobilie mit einer Hypothek belasten. Sie erhalten von der Bank eine lebenslange Rente, deren Höhe vom Alter des Kreditnehmers und vom Schätzwert des Eigenheims abhängt. Erst wenn der Hauseigentümer verstorben ist, kann die Bank die Immobilie verwerten. Zuvor kann der Rentner mit dem Haus verfahren, wie er möchte: es vermieten, verkaufen oder einfach selbst darin wohnen bleiben.

Die späteren Erben können sich überlegen, ob sie den Kredit der Bank auslösen und so das lastenfreie Eigentum an der Immobilie erwerben, oder ob sie das Haus verkaufen, beziehungsweise der Bank zur Verwertung überlassen. Ein gewünschter Nebeneffekt ist, dass die Erbschaftssteuer durch die Belastung des Heims stark reduziert wird.

Der Hauptvorteil der Seniorenhypothek ist ihre Sicherheit: Man läuft in keinem Moment Gefahr, die Immobilie zu verlieren. Bei anderen Modellen, die eine Rente aus dem Eigenheim generieren, ist das sehr wohl der Fall. Zum Beispiel Equity Release: Hier wird das Kapital aus der Hypothek angelegt. Die Rendite dieser Geldanlage muss so hoch sein, dass sie die Zinsen des Hypothekendarlehens befriedigt. Schafft die Anlage dies nicht, zahlt der Immobilienbesitzer drauf. Das kann so weit gehen, dass er sein Eigenheim verliert, um die Bankforderungen befriedigen zu können. Noch riskanter sind Modelle, bei denen das frei werdende Kapital in Immobilien- spekulationen in der Karibik fließen soll.

Bei der Seniorenhypothek ist das Eigentum an der Immobilie bis zum Ableben garantiert. Für viele Rentner in Spanien stellt das neue Bankmodell eine gute Chance dar, die Spanienimmobilie zu halten und den Lebensstandard zu verbessern.

Die Autorin ist Juristin bei Soluciones Europeas in Palma, Tel.: 971-71 63 09.