Von Thomas Zapp

Die Freude über die jeweiligen Titel wurde recht unterschiedlich zum Ausdruck gebracht: Madrider Begeisterung gegen bajuwarische Feierroutine. Die MZ hat die „Feierprotokolle" im Sportblatt „Marca" und der „Bild"-Zeitung verglichen. Ergebnis: Madrid gewinnt die Party-Partie haushoch.

Münchner Discos geschlossen

Für die Bayern ertönt der Schlusspfiff in Wolfsburg um 18.47 Uhr, es folgt die traditionelle Weißbierdusche, dieses Mal begießt Luca Toni seinen Trainer Ottmar Hitzfeld sowie Bastian Schweinsteiger den Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Zu diesem Zeitpunkt hat Madrids Partie in Pamplona (21 Uhr) noch gar nicht begonnen. Auf dem Weg zum Flughafen gibt es einen Stau auf der A2, der Abflug nach München verspätet sich. Als es losgeht, herrscht an Bord angeblich gute Stimmung, eine Kissenschlacht und Telefonstreiche mit den Stewardessen werden notiert. Der Deutsche Meister 2008 landet um 23 Uhr in München. Zehn Minuten, nachdem Real Madrid als spanischer Meister feststeht. Mannschaft und Trainer trudeln alle nacheinander am Restaurant Käfer ein, per Taxi oder im Privat-Pkw. Die Spieler Lucio und Zé Roberto warten schon seit zwei Stunden, als letzter Spieler trifft Franck Ribéry um 0.21 Uhr ein. Zwölf Minuten später verlässt Christian Lell bereits die Party. Um 0.40 Uhr stimmen die verbliebenen Spieler noch „We Are The Champions" an. Zé Roberto und Lucio gehen um 0.49 Uhr. Das Weiterfeiern in der Münchner Innenstadt erledigt sich von selbst: Der Szene-Club „Baby" ist geschlossen, die Bayern-Stamm-Disco „P1" leer.

Schuster schreit und singt

Als die Bayern-Festlichkeiten schon zu Ende waren, haben sich die Real-Fans auf der Madrider Plaza Cibeles gerade erst warmgesungen. Seit 23.35 Uhr sind dort rund 2.500 Fans versammelt und warten geduldig auf die Spieler. Die landen erst um 1.29 Uhr auf dem Flughafen Barajas und werden dort von den ersten Fans empfangen. Danach geht es im Mannschaftsbus zum Bernabeu-Stadion, wo die Spieler um 2.27 Uhr in den offenen Feier-Bus umsteigen und Richtung Plaza Cibeles fahren. Um 2.50 Uhr erreicht der Bus den Platz, die Fans bekommen eine Sektdusche. Am meisten gefeiert wird Kapitän Raúl. Um 2.57 Uhr notieren die „Marca"-Journalisten ein besonderes Vorkommnis: „Sogar Schuster schreit und singt." Der Deutsche hatte in der Saison mit seinen wortkargen Pressekonferenzen und grimmigen Kommentaren häufiger für Verstimmungen im Umfeld des Vereins gesorgt. Um Punkt 3.00 Uhr steigen die Spieler aus dem Bus, es wird getanzt und gesungen, um 3.02 Uhr erklingt das unvermeidliche „We are the Champions".

Der Höhepunkt der Nacht: Um 3.11 Uhr küsst Kapitän Raúl die Statue der Göttin Cibeles und legt ihr den Real-Mannschaftsschal um. Um 3:18 Uhr dreht die Mannschaft im Bus eine Ehrenrunde und fährt zum Restaurant. Um 3.24 Uhr löst sich die Menge auf. Für die meisten beginnt in wenigen Stunden die Arbeitswoche. Die eigentliche Party stieg allerdings am Mittwoch (7.5., bei Redaktionsschluss nicht beendet). Zum ersten Heimspiel als frischgebackener Meister empfing Madrid ausgerechnet den ewigen Rivalen FC Barcelona. Die Barça-Spieler als Gratulanten des Meisters: für die Fans ein Grund, noch einmal richtig zu feiern. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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