Sogar ihr eigenes Fitnessstudio haben sie mitgebracht. Schön eingerichtet ist es auch. „Ein bisschen grüner Rasen, Bilder der Spieler, ein paar Vorhänge und Teppichboden: Wir haben es uns recht gemütlich gemacht", sagt DFB-Teammanager Oliver Bierhoff am Dienstag (20.5.) auf der ersten Pressekonferenz im Presseraum des Stadions.

Der Hausherr Real Mallorca zeigte sich gastfreundlich, die Schlüsselübergabe für das Stadion verlief problemlos. „Die Verantwortlichen von Real Mallorca waren sehr kooperativ. Die sind natürlich auch froh und ein bisschen stolz, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft kommt", lobt Bierhoff. Er zeigt sich zudem überrascht, wie gut der Platz nach drei Tagen Dauerregen in Schuss ist. Ein Lob in Richtung Platzwart.

Die deutsche Nationalmannschaft ist also endlich auf Mallora, zumindest 25 der 26 eingeladenen Spieler. Kapitän Michael Ballack wird erst Montagabend (26.5.) in Kaiserlautern zur Mannschaft stoßen. Dort wird das Team am Dienstag sein Testspiel gegen Weißrussland absolvieren. Ballack spielte am Mittwochabend (21.5., bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) im Champions-League-Finale für seinen Club Chelsea gegen Manchester United.

Pünktlich zu Beginn der Vorbereitung am Dienstag ist das Wetter besser geworden. „Wir waren schon froh, als wir heute im Hotel die Vorhänge aufzogen und die Sonne schien", sagt Bierhoff. Es wäre ja auch zu ärgerlich, wenn das Wetter einen Strich durch die sorgfältigen Planungen der Deutschen gemacht hätte. Sechs Lkw haben das Material für das Trainingslager auf die Insel gebracht: Insgesamt wurden 40 Tonnen angeliefert, von der Mannschafts-Ausgehkleidung bis zum Trikot.

Etat höher als bei WM 2006

Viel Aufwand, hohe Kosten. Die Vorbereitung und das Turnier kosten den DFB dieses Mal mehr als bei der WM im eigenen Land. 2006 habe man einen Etat von 16 Millionen Euro gehabt und 5,5 Millionen Überschuss erwirtschaftet, sagt Bierhoff. Dieses Mal sei es mehr, weil auch die Kosten höher seien: Die Fahrten zu den Spielen muss der DFB bezahlen (in Deutschland hat das natürlich nichts gekostet), die Hotels in der Schweiz sind teuer. Wie viel der DFB für die EM-Vorbereitung ausgibt, was das Mallorca-Trainingslager kostet, sagt Bierhoff nicht. Laut Agenturmeldungen kostet allein der Mallorca-Trip 800.000 Euro. „Mich ärgert, wenn geschrieben wird, dass wir Unsummen ausgeben. Das stimmt nicht, wir haben alles überprüft, ob es sinnvoll ist." So müssten zum Beispiel die Spielerfrauen ihre Zimmer im Arabella-Golf-Hotel extra zahlen, sagt der Manager. Auch auf einen Helikopter für die Beobachtungen von Testspielen habe man verzichtet. Für viele Kostenpunkte gebe es „Partner", also Sponsoren. Zum Beispiel für das eingangs erwähnte eigene Fitnessstudio. Die mobile Fitness-Einheit wurde in der Ära Jürgen Klinsmann eingeführt und unter seinem Nachfolger Joachim Löw beibehalten. Ohnehin gibt es viele Parallelen zur Vorbereitung auf die WM 2006, allerdings mit einem Unterschied: Die Vorbereitungszeit ist vier Tage kürzer. Deshalb bittet Bierhoff nochmals um Verständnis, dass kein öffentliches Training geplant sei. Der Andrang sei einfach zu groß. Man überlege aber beim DFB, was man noch für die Fans machen könnte. Doch noch eine Lösung, vielleicht auch vor dem Hintergrund des überschaubaren Fan-Andrangs (circa 50) vor dem Mannschaftshotel am Ankunftstag? Bierhoff lässt hoffen.

Fahrplan für jeden Spieler

Trainiert wird auch schon, vorerst nur im eigenen Fitnessraum. Unter anderem wieder im Einsatz: Die berühmten Gummibänder, die Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann und seine Fitnesstrainer im Vorfeld der WM 2006 mit ins Trainingsprogramm aufgenommen hatten. Die ersten Tage wird jeder individuell auf Betriebstemperatur gebracht, für jeden Spieler hat Fitness-Coach Mark Verstegen einen eigenen Trainingsfahrplan erstellt. Das hat sich schon bei der WM 2006 bewährt.

Das volle Trainingsprogramm mit zwei Einheiten pro Tag und Ballkontakt wird wohl erst am Freitag beginnen. So lange sind noch die Familien da. Manche genießen die Tage mit der Familie, anderen können es kaum erwarten anzufangen. Zur letzten Kategorie gehöre zum Beispiel Jens Lehmann, sagt Bierhoff. Nachvollziehbar - kam Lehmann doch in der abgelaufenen Saison kaum zum Einsatz, spielte nur sieben Mal in der Liga.

Dass sich die Organisatoren um die Freizeit der Spieler Sorgen machen, ist einer der großen Unterschiede zu „früher". Das sagt zumindest Bierhoff, selbst bei der EM 1996 und 2000 als Spieler dabei. „Die Spieler haben heute mehr Freiräume, es wird mehr geboten als zu meiner Zeit." Dart-Spielen oder Golf im Hotel, Bachvolleyball oder Basketball. So werde es auch in der Schweiz gehandhabt. Denn: Im optimalen Fall (EM-Finale am 29. Juni in Wien) bleibt die Mannschaft sechs Wochen zusammen. Da ist Teambuilding gefragt. Klar, dass am Mittwoch gemeinsam das Champions-League-Finale angeschaut wird - und man den Kapitän anfeuert.