Von Thomas Zapp

Bislang steht noch nicht einmal fest, wer auf dem saftigen Grün auflaufen darf. Bundestrainer Löw will das Aufgebot erst drei Tage vor dem Abflug nach Mallorca bekannt geben - auf der Zugspitze.

Auf Mallorca könnte Benito Mateo den Boden für den vierten deutschen EM-Titel legen: Der Mallorquiner ist seit zehn Jahren Herr über den 68 mal 105 Meter großen Rasen im Ono-Stadion sowie fünf weitere Plätze auf dem Trainingsgelände Antonio Asensio. Stolz betrachtet er das Resultat täglicher Pflege: ein grün fluoreszierender Teppich, der in der Sonne leuchtet. „Das ist ein Riesenlob für mich, dass so eine Top-Mannschaft wie Deutschland nach 2000 wieder hierher kommt", sagt er.

Dass sein Rasen für die korpulenten Teutonen-Kicker ausreichend kräftig ist, steht für ihn außer Frage: „Versuchen Sie mal, das Gras herauszuziehen." Tatsächlich, die Halme sind fest verwurzelt, lassen sich nur mit Kraftaufwand herauszupfen. „Der Rasen wird nicht rollenweise ausgelegt, sondern gesät. Es handelt sich um ein besonders festes Gras aus Oregon", erklärt Mateo. Zweimal in der Woche mäht ein Mitarbeiter das Grün mit einem der vier 25.000 Euro teuren Rasenmäher.

Die deutsche Mannschaft hat auf die Einrichtungen des Trainingsgeländes Antonio Asensio in Son Bibiloni verzichtet und setzt ganz auf das Ono-Stadion. 2000 hatte die DFB-Elf unter Erich Ribbeck hauptsächlich auf der Anlage an der Landstraße nach Sóller trainiert. Dort gibt es auch Fitnessräume und Entspannungsbecken. DFB-Truck im Stadion

Doch seit der Ära Jürgen Klinsmann kümmert man sich beim deutschen Fußballbund wohl lieber selbst um die Fitness. So hat auch Jogi Löw, bei der WM 2006 noch Klinsmanns Vize, den amerikanischen Fitness-coach Mark Versteegen in sein Team übernommen. Der traut den mallorquinischen Standards offenbar nicht. Warum sonst transportiert die deutsche Mannschaft ein ganzes Fitnessstudio nach Mallorca? „Sie werden in einem Truck die Trainingsgeräte mitbringen", sagt Mateo. Vermutlich werde man das ­Studio vor der Nordkurve aufstellen, wo normalerweise die Anhänger von Real Mallorca für Stimmung sorgen. Darunter befänden sich Parkplätze, böten also Platz für den Lastwagen. Womöglich wird ein Zeltdach die Geräte vor eventuellen Wetterschwankungen bewahren.

Benito Mateo kann das so genau nicht sagen. Sein Fachgebiet ist der Rasen - und den hat er im Griff. Seinem Rat ist auch schon Inter Mailand gefolgt. Als Mallorcas ehemaliger Trainer Héctor Cúper 2001 nach Mailand ging, erinnerte er sich des begnadeten mallorquinischen Chefgärtners und nahm ihn mit. „Die Plätze im Mailänder Trainingszentrum La Pinetina waren in einem desolaten Zustand", erinnert er sich. Einmal im Monat reiste er damals nach Mailand, um Anweisungen für die Installation einer Rasenheizung zu geben. „Heute haben sie drei Felder, die beheizt werden und top in Schuss sind", sagt er.

Auf Mallorca sei das zum Glück nicht notwendig. „Hier muss man eher aufpassen, dass der Rasen im Sommer nicht vertrocknet." Oder dass ihn die Spieler zerstören. Besonders Torwarte seien der natürliche Feind des Rasenbelags. „Die markieren mit den Stollen den Punkt für den Abschlag", ärgert er sich. Auch im DFB-Kader von 2000 kann er sich nur an den Torwart erinnern: Oliver Kahn. Und an ein Trikot, auf dem alle Spieler für ihn unterschrieben. „Das hat sich mein Sohn geschnappt, seitdem hab ich es nicht mehr wiedergesehen." Auch dieses Jahr will er ein DFB-Trikot mit nach Hause bringen. Vielleicht mit den Unterschriften des zukünftigen Europameisters.

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