Sein erstes Fußball-Trikot streifte David Karg Lara für den Club Platges Calvià über. Jetzt ist der Sohn eines deutschen Vaters und einer spanischen Mutter in die deutsche Jugendnationalmannschaft (U16) berufen worden. Am 22. und 25. November soll der 15-Jährige, der auf Mallorca geboren wurde, sein Debüt bei zwei Testspielen gegen die Auswahl Tunesiens bestreiten. Die erste Begegnung findet in Rüsselsheim, die zweite in Worms statt.

Von seiner Berufung erfuhr der Jungnationalspieler in Madrid, wo er seit August vergangenen Jahres das Sportinternat des spanischen Erstligisten Atlético Madrid besucht. Dass zuerst der Deutsche Fußball-Bund auf das Talent aufmerksam wurde, sei schon überraschend gewesen, sagt Vater Armin. Nationaltrainer Stefan Börger selbst machte sich in Madrid ein Bild von dem jungen Mallorquiner und lud ihn zunächst für einen Lehrgang ein, der vom 2. bis 5. November in Bad Blankenburg stattfand.

Ob David Karg Lara auch weiterhin für die deutsche Auswahl spielen wird, lässt Vater Armin noch offen. Denn der Nachwuchskicker besitzt beide Staatsbürgerschaften und könnte auch für den Europameister Spanien spielen. Dies sei jedoch eine Entscheidung, die er irgendwann selbst treffen müsse, wenn seine sportliche Laufbahn so erfolgreich weiter verlaufe wie bisher, sagt Armin Karg. Sicher ist, dass ihn die Spanier weiter beobachten werden. Denn bereits beim Stuttgarter Mario Gómez, der bekanntlich einen spanischen Vater hat und dessen Großeltern in Andalusien leben, haben die Spanier gegenüber dem DFB den Kürzeren gezogen.

Bevor David Karg nach Madrid ging, spielte der junge Deutsch-Spanier drei Jahre in der Jugendabteilung von Real Mallorca, die spanienweit für ihre gute Talentförderung bekannt ist und schon einige Profis hervorgebracht hat. „Auch dort stach David schon heraus und wurde bereits in älteren Altersklassen eingesetzt“, so sein Vater. Bei einem von vielen Jugendturnieren, die der Nachwuchs jährlich absolviert, wurden die Späher von Atlético Madrid auf den blonden Techniker aufmerksam. „Die Entscheidung, ihn nach Madrid zu schicken, haben wir vor allem aus schulischen Gründen getroffen“, sagt Armin Karg. Früher musste er seinen Sohn vier bis fünfmal in der Woche ins Trainingszentrum Son Bibiloni fahren und nachher auch wieder abholen. Viel Zeit für andere Dinge blieb dem begabten Fußballer da nicht.

In Madrid sei der Tagesablauf so auf den Fußball abgestimmt, dass schulische Ausbildung und Sport sich optimal vereinbaren ließen. David besucht ein normales Gymnasium, ist lediglich vom Schulsport freigestellt. Während seine Schulkameraden Volleyball spielen oder turnen, geht der junge Mallorquiner mit seinen Mannschaftskameraden auf den Fußballplatz. Trainiert wird meist am Nachmittag nach der Schule. Auch wird der Unterricht so flexibel gehandhabt, dass er seinen fußballerischen Verpflichtungen mit Atlético nachkommen kann.

Die Schulbücher sind auch dabei, wenn sich David am kommenden Wochenende auf den Weg nach Deutschland macht. Denn der DFB arbeitet in seiner Nachwuchsabteilung ebenfalls mit ausgebildeten Lehrern, die den Auswahlspielern ein wenig unter die Arme greifen können. David packt vor allem Mathematik- und Englischbücher ein, denn im Spanischen (die Sprache, die er nach Ansicht seines Vaters besser beherrscht) können ihm die DFB-Pädagogen zweifellos nichts vormachen.

Neben David Karg kommt nur noch ein Spieler vom FC Basel aus dem Ausland für die Freundschaftsspiele nach Deutschland. Die meisten seiner Mannschaftskameraden gehören den Nachwuchsabteilungen von Fußball-Bundesligisten wie Schalke 04, Bayer Leverkusen und dem Hamburger SV an.

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