Murriel Page und Armintie Price haben in den nächsten Wochen ein Problem. Ihr Lieblingslokal im Hafen von Port de Sòller macht Winterferien. Erst im Februar wird das „Mar y Sol“ wieder öffnen. Dort pflegten die beiden amerikanischen Profi-Basketballerinnen, die für Joventut Mariana Sóller in der ersten spanischen Damen- Liga spielen, mehrmals wöchentlich ihre Pizza Margherita sowie eine Sprite zu bestellen.

Viele Alternativen bieten sich nicht gerade im winterlich verschlafenen Port de Sóller. „Wenn ich von einem Ausflug nach Palma zurückkehre, denke ich manchmal, hinter dem Tunnel, auf der anderen Seite des Gebirges, befindet sich eine ganz andere Welt“, sagt Murriel Page.

Anders als Armintie Price, die von ihren Mannschaftskameradinnen nur kurz AP genannt wird, ist Murriel Page schon recht spanienerfahren. Seit sieben Jahren lebt sie hier. Sie mag das Land, die Leute, Paella und kubanischen Reis, den es manchmal nach den Spielen gibt. Als sie sich für das Engagement in Sóller entschied, spielten für sie mehr persönliche als sportliche Gründe eine Rolle: „Ich wollte unbedingt an einem schönen Ort und am Meer leben“, sagt die 33-Jährige. Ihre zehn Jahre jüngere Landsfrau, die in Milwaukee geboren wurde, kam hingegen auf Anraten ihrer Beraterin auf die Insel. Während Murriel Page sich gut vorstellen kann, nach Abschluss ihrer Karriere in Spanien zu bleiben und „irgendwo im Süden ein Haus zu kaufen“, verspürt AP bereits jetzt Heimweh nach ihrer Familie und ihrem Freund, den sie im kommenden Jahr heiraten möchte. Sie bauen bereits ein Haus in Mississippi. Einen Hamburger mit Pommes frites zieht sie den mallorquinischen Fischgerichten vor, von denen sie schon einige probiert habe, wie sie sagt. Wenn ihr Heimatclub Chicago Sky sie ruft, wird es für die Teamverantwortlichen von Sóller schwierig sein, die Ausnahmespielerin auf der Insel zu halten. Sollte sie doch noch eine Saison dranhängen auf Mallorca, dann werde sie sich in jedem Fall eine Wohnung in Palma suchen, sagt AP.

Innerhalb der Mannschaft sind die beiden Amerikanerinnen beliebt. Murriel spricht Spanisch und sogar einige Wörter Katalanisch. Joventut-Trainer Jorge Méndez schätzt an seinen beiden Legionärinnen aus Übersee, dass sie Spaß und gute Laune in die Mannschaft bringen. Davon profitiere das Team vor allem vor wichtigen Spielen, wenn die Nerven ohnehin angespannt seien, sagt der Trainer. Auch verstehe Murriel es, ihre Teamkameradinnen nach einer schmerzhaften Niederlage wieder aufzumuntern wie neulich, als Joventut gegen das Team von Rivas Federn lassen musste. Da habe sich die Amerikanerin einfach einen 100-Euro-Schein genommen, auf dem Feld platziert und gesagt: „Wer von dort aus in den Korb trifft, kann das Geld behalten.“ Auf einmal sei die Stimmung eine andere gewesen, erzählt Méndez.

„In den USA sind solche kleinen Spielchen ganz normal“, sagt Murriel. Im Vergleich zu anderen Ländern sei in den USA der Spaßfaktor beim Basketball sehr entscheidend. „Ich spiele nur dann gut, wenn ich auch sonst glücklich bin“, sagt die schlaksige US-Sportlerin. Und wenn man ihre sportlichen Erfolge als Index für ihr Gefühlsleben nehmen würde, käme man zum Schluss, dass Murriel angesichts des bisherigen Ligaverlaufs bester Dinge ist (siehe Kasten). Für den Trainer ist sie so etwas wie der verlängerte Arm auf dem Spielfeld: „Ich vertraue auf ihre Erfahrung und nehme sie mir vor schwierigen Spielen auch schon einmal beiseite. Ihr Rat zählt für mich“, sagt der Coach.

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