Von Nina Kuschniok

Zu Saisonbeginn haben die Spieler des mallorquinischen Rugbyclubs El Ponent den 32-jährigen Neuseeländer Sean Judkins verpflichtet, bezahlen ihn aus eigener Tasche und lassen sich seitdem von einem echten Experten über den Platz scheuchen. Als Spieler hat Judkins bereits in seiner Heimat, einer Rugby-Hochburg, in Schottland und auf dem spanischen Festland das Leder-Ei gekickt. Jetzt coacht er die erste Mannschaft von El Ponent und tritt gleichzeitig als ihr Kapitän in den Spielen der Primera Nacional, einer Art zweiten Liga, gegen Teams von der spanischen Ostküste auf.

In seiner Truppe gibt es nur wenige geborene Mallorquiner. „Auf den Balearen und auch in Spanien ist Rugby nicht so verbreitet", schränkt Sergio Campoy ein, einer der wenigen unter ihnen. Ansonsten: ein Brite, ein Uruguayer, ein Paraguayer und jede Menge Argentinier. Das sei nicht weiter verwunderlich, sagt Luciano aus Buenos Aires. In Argentinien sei Rugby neben Fußball die zweite große Leidenschaft.

Einmal ausprobiert, kann der Sport tatsächlich zur Sucht werden. Regen oder Kälte stören die rund 30 Spieler nicht weiter. „Auf dem Spielfeld geht es um die Verbindung aus Fitness, Kraft und klarem Verstand", erklärt Judkins. Man müsse den Gegner richtig einschätzen und schnell genug sein. Dann käme man auch heil davon.

Immer wieder pfeift der Neuseeländer seine Mannschaft zusammen, um den schnellen Antritt zu üben. Mit ihren Stollenschuhen wühlen die Spieler den Boden auf. Judkins Truppe ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus ­Großen, Kleinen, Dicken und Dünnen. Nur die wenigsten tragen Kopf- und Zahnschutz. „Die häufigsten Verletzungen passieren bei den Bodychecks, und dann bricht meist das Schlüsselbein oder man verletzt sich am Oberschenkel"? sagt Judkins, der noch alle Zähne im Mund hat. Bei den Spielen sei immer ein Arzt dabei. Und auf dem Feld gelte Fairplay - mehr als bei anderen Sportarten. Und schließlich: „Wer durchtrainiert ist, verletzt sich weniger."

Die schwersten Männer werden gern im Sturm eingesetzt, um beim sogenannten „Gedränge" - einem Zusammenschluss aus acht Spielern - den eingeworfenen Ball durch Wegschieben des Gegners zu bekommen. „Eigentlich haben nur die Spieler von uns einen Kopfschutz, die einer ernsthaften Arbeit nachgehen und ihn noch zum Denken brauchen", feixt Tolo, einer der Spieler. Doch mitdenken müssen alle. Im Training werden Spielzüge simuliert, die ausgefallene Namen wie „weißes Brötchen", „Apfel", „Spaghetti" oder „Wildschwein" tragen.

Dabei ist es in gewisser Hinsicht gleichgültig, ob diese Strategien dann auch aufgehen. Mit oder ohne blaue ­Flecken gehen Rugby-Männer nach dem Spiel noch mit der gegnerischen Mannschaft ein Freundschaftsbier trinken. Die „dritte Halbzeit", nennen sie diesen Brauch. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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