Weltstar Samuel Etoo weckt mit seinem Wechsel vom FC Barcelona zu Inter Mailand auch beim krisengebeutelten Inselclub Real Mallorca finanzielle Begehrlichkeiten. Die neue Vereinsführung (siehe unten) braucht zurzeit jeden Euro, um Spieler einzukaufen. Auch nach dem Besitzerwechsel Anfang August bezahlt Real Mallorca die Spielergehälter weiterhin mit Schuldscheinen. Die besten Kräfte wie der neue Gladbach-Torjäger Juan Arango hatten den Club in einem regelrechten Aderlass bereits vor Wochen verlassen.

Eine wichtige Million Euro soll jetzt mit der Ausbildungsvergütung für Samuel Etoo in die Kasse komme. Der Stürmer stand von 1999 bis 2004 auf der Insel unter Vertrag. Real Mallorca steht diese Vergütung deswegen zu, weil es mit Etoo damals einen Profi unter 23 Jahren beschäftigt hatte.

Laut FIFA-Statuten muss Inter für Etoo fünf Prozent der Transfersumme an Mallorca bezahlen - der Löwenanteil seiner Ausbildung fand ja dreieinhalb Spielzeiten lang auf der Insel statt. Da die Transfersumme vom FC Barcelona und Inter Mailand vertraglich mit 20 Millionen Euro beziffert wurde, stünden Real Mallorca 450.000 Euro dafür zu, dem Kameruner die Türen der besten Fußball-Liga der Welt geöffnet zu haben.

Die Vereinsführung will sich damit jedoch nicht zufrieden geben und fühlt sich von den beiden europäischen Spitzenclubs über den Tisch gezogen. Laut Mateu Alemany, scheidender Präsident und im Frühjahr der Retter vor dem Abstieg, besitzt Samuel Etoo einen Marktwert von mindestens 40 Millionen Euro, womit Mallorca eine Ausbildungsvergütung von rund einer Million Euro zustehen würde.

Etoo war im Juli Teil eines Tauschgeschäfts mit Inter Mailand. Barcelona bezahlte 43 Millionen Euro für den schwedischen Torjäger Zlatan Ibrahimovic. Etoo wechselt dafür nach Italien - zwar nicht völlig gratis, aber doch vergleichsweise günstig zum Preis von 20 Millionen Euro. Für einen treffsicheren Champions-League-Stürmer und zweifachen Torschützenkönig der Primera División nicht eben viel - allein 2008/2009 erzielte Etoo inklusive Pokal und internationalem Wettbewerb nämlich 39 Tore.

Real Mallorca will jetzt die Schiedskommission der FIFA einschalten. Der Verdacht: Inter will sich auf Kosten eines kleinen Clubs einen Teil der Ausbildungsvergütung sparen, und Barça hat den kostspieligen Ibrahimovic-Deal aus PR-Gründen absichtlich zu niedrig beziffert. „Wir mussten uns dafür nicht verschulden“, hatte Vereinspräsident Joan Laporta mit einem Seitenhieb auf Real Madrid verkündet. In der spanischen Hauptstadt ist mit der Gesamtsumme von insgesamt 252 Millionen ein wahrer Einkaufsmarathon zu Ende, der selbst vom umstrittenen Milan-Besitzer Silvio Berlusconi als „frevelhaft und verrückt“ bezeichnet wurde.

Dabei kann auch Barça klotzen statt kleckern: Mit insgesamt knapp 66 Millionen Euro Transfersumme ist der 27-jährige Etoo-Tauschpartner Zlatan Ibrahimovic der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte. Sozusagen als Dreingabe bei dem groß angelegten Tauschgeschäft sollte Inter den Weißrussen Alexander Hleb (28) ausgeliehen bekommen.

Die fiktive Leihgebühr von zwei Millionen Euro müssen die Katalanen jetzt allerdings in bar nach Italien überweisen, denn Hleb wehrte sich erfolgreich gegen den Kuhhandel und ließ sich lieber nach Stuttgart zu seinem Ex-Club vermitteln, wo er im idyllischen Groß-aspach noch heute ein Haus besitzt und von 2000 bis 2005 mit dem VfB die ersten Schritte im internationalen Geschäft machte.

Zwar bezahlen die Schwaben „nur“ zwei Millionen Euro Leihgebühr an Barça, wo Hleb noch bis 2012 unter Vertrag steht, aber nie über ein Reservistendasein hinauskam. Allerdings kassiert der ehemalige Arsenal-Star mit fast acht Millionen Euro brutto eines der höchsten Gehälter der Bundesliga- Geschichte. Er will als Mittelfeldregisseur beim VfB um die deutsche Meisterschaft kämpfen.

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