Während sich die Fans vom Fußball-Erstligisten Real Mallorca über den Ausverkauf der halben Mannschaft ärgern, darf man sich bei Borussia Mönchen-gladbach über ein Schnäppchen freuen. Juan Arango, der Mittelfeldspieler und Kapitän der venezolanischen Fußball-Nationalmannschaft, wurde auf einen Marktwert von bis zu sieben Millionen Euro geschätzt, wechselt aber für die Hälfte der Summe von der Insel zu Gladbach.

Gerade einmal 3,6 Millionen bezahlt die Borussia für den 29-Jährigen, der für Mallorca seit 2004 in 183 Spielen 45 Tore erzielte. Der Mann mit dem Linksfuß gilt zwar als wenig konstant, kann an guten Tagen aber auch ein Spiel im Alleingang entscheiden. Nicht umsonst waren auch Clubs wie Celtic Glasgow, Trabzonspor, 1899 Hoffenheim und Borussia Dortmund an Arango interessiert. In Mönchengladbach soll er das Mittelfeld verstärken, das nach dem 8,2 Millionen teuren Verkauf von Marko Marin nach Bremen geschwächt ist. Hintergrund des Wechsels zum Billigtarif sind die Probleme bei Real Mallorca. Der hoch verschuldete Inselclub benötigt zehn Millionen Euro, um die dringendsten Verbindlichkeiten abzudecken.

Mit den Transfers von Arango sowie von Torhüter Miguel Àngel Moyà, der für fünf Millionen Euro zum FC Valencia wechseln soll, wäre die Summe fast beisammen, während der Argentinier Lionel Scaloni, der Brasilianer Cléber Santana und Stürmer Jurado nur ausgeliehen waren und zu ihren Clubs zurückkehren. Verteidiger Navarro wechselt ablösefrei nach Valencia. Auch nach dem Aderlass gibt es noch kein Konzept für die neue Saison. Vereinspräsident und Sanierer Mateu Alemany hat Ende Juni zwar die Aktien vom Pleite-Unternehmer Vicenç Grande übernommen, der Real Mallorca an den Rand des Ruins gebracht hatte, doch es werden nach wie vor Investoren gesucht, um ein Loch von insgesamt 40 bis 50 Millionen Euro zu stopfen.

Drei Gruppen von Unternehmern sind derzeit an einer Beteiligung interessiert. Ein mallorquinisches Konsortium wird von Llorenç Serra Ferrer repräsentiert. Der 55-jährige Trainer aus Sa Pobla ist derzeit ohne Beschäftigung und stand in der Vergangenheit nicht nur bei Real Mallorca, sondern auch bei Betis Sevilla und AEK Athen unter Vertrag. Eine weitere Gruppe von Unternehmern lässt sich vom menorquinischen Basketballmanager Sunil Bhardwaj vertreten, während der Madrilene Carlos González und seine Partner ebenfalls mit einem Engagement auf der Insel liebäugeln. González wollte eigentlich Vizepräsident bei Real Madrid werden. Juan Onieva und er zogen ihre aussichtslose Kandidatur gegen Milliardär Florentino Pérez aber zurück. Wer die Investoren genau sind, und was sie bieten, ist unbekannt. Eine Entscheidung soll aber bis 10. Juli fallen. Vereinspräsident Alemany hat diese Frist gesetzt, damit sich die Blamage von 2008 nicht wiederholt. Der Engländer Paul Davidson hatte damals mehrere Termine platzen lasssen und am Ende sein Gebot zurückgezogen.

Mallorcas zweiter Mannschaft gelang mit einem 1:0 in der Relegation gegen den FC Castillo aus San Bartolomé de Tirajana (Gran Canaria) unterdessen knapp der Aufstieg in die dritte spanische Liga (Segunda B). Das Hinspiel auf den Kanaren hatte Mallorca mit 1:2 verloren. Ausschlaggebend war am Ende das Auswärtstor.

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