Agustín „El Casta" Martínez ist kein Morgenmensch. „Mal schauen, was den Deutschen um diese Zeit einfällt", sagt der mallorquinische Comedian, als sich die MZ mit ihm um 10.30 Uhr zum Training an der Strandpromenade von Molinar verabredet. Martínez weiß ziemlich genau, wie die Deutschen ticken – in seinem Comedyprogramm ­mimt er als „Klaus Kartoffel" einen typischen Mallorca-Deutschen. Zum Training für den Lauf erscheint er im Tui-Shirt. Ein bisschen aufwärmen, und los geht´s.

Beim Tui-Marathon werden Sie mit Tausenden Deutschen an den Start gehen. Sind Sie vorbereitet auf den Kulturschock?

Ich bin auch so von Deutschen umgeben und kenne sie sehr gut. Damit werde ich kein Problem haben.

Gehen Sie als Klaus Kartoffel oder Agustín an den Start?

Als ich selbst, ohne Verkleidung. Klaus Kartoffel kommt erst spät ins Bett, er muss bis in die Nacht auf der Bühne stehen und kann deswegen nicht mitlaufen. Klaus Kartoffel fährt außerdem lieber Fahrrad.

Aber wäre das nicht ein ideales Event für ihn?

Er würde sich sicherlich sauwohl fühlen, sozusagen wie eine Kartoffel in einem Sack Kartoffeln.

Wie kam die Idee zustande, beim Tui-Marathon mitzulaufen?

Die Idee hatten die Veranstalter. Ich wäre da sonst nie drauf gekommen. Ich fühle mich sehr geehrt, dass sie an mich gedacht haben.

Was bewirkt Ihre Teilnahme?

Viele Menschen auf Mallorca beschäftigen sich jetzt mit dem Lauf. Und sei es nur, weil sie sich fragen, warum man mich ausgewählt hat. Auch viele von meinen Freunden haben sich angemeldet.

Verstehen die Mallorquiner, warum Tausende Deutsche nach Mallorca fliegen, nur um durch die Gegend zu rennen?

Ich halte es jedenfalls für eine gute Idee, dass die Deutschen am Morgen laufen. Die Mehrheit der Mallorquiner lässt sich um diese Zeit ihre ensaimada schmecken. Ich könnte auch beim café con leche sitzen, aber ich werde mich aufraffen und mit unseren deutschen Freunden laufen. Ich bin ein bisschen stolz, dass so viele kommen. Hoffentlich regnet es nicht …

Geht´s noch?

Ja, ja.

Bisher war es vor allem ein deutscher Marathon …

Im Fitnessstudio, wo ich mich derzeit für den Lauf in Form bringen lasse, ist der Marathon wichtiges Gesprächsthema. Viele bereiten sich schon seit Monaten darauf vor. Schon sehr viel länger als ich.

Sind Sie fit für den Lauf?

Soll ich jetzt lügen? Ich weiß es nicht. (Die Antworten fallen zunehmend kürzer aus.) Ich bin auf alles vorbereitet, was mir das Leben so bietet. In diesem Fall sind es zehn Kilometer.

Geht Ihnen jetzt die Luft aus?

Laufen ist nicht meine Spezialität. Ich fahre lieber Rad. Und wenn ich auch noch rede, wird es schwierig.

Ihre Bühnenshows sind sicherlich auch kräftezehrend.

Die Show ist etwa um 2 Uhr zu Ende, und ich komme gegen 4 Uhr ins Bett. Danach muss ich mich erst mal acht Stunden ausruhen.

Sie werden auch am Vorabend des Tui-Marathons auftreten …

Erinnern Sie mich nicht daran. Das bereitet mir in der Tat Kopfschmerzen. Den Sieg werde ich wohl nicht davontragen.

Jürgen Drews ist in Palma den Marathon gelaufen, nachdem er die Nacht durchgemacht hat.

Um Gottes Willen. Da würde ich gerne wissen, was er gefrühstückt hat. Ich glaube, der ist einfach durchtrainiert.

Welche Zeit haben Sie angepeilt?

Keine bestimmte. Ich will danach nicht frustriert sein. Ich gehe ja auch schon auf die 50 zu.

Ist der Lauf auch eine Inspirationsquelle für Ihre Show?

Dieser Marathon verspricht ein Abenteuer zu werden, das mir viele Ideen einbringt. Ich war noch nie bei einem solchen Lauf dabei, und wenn so viele Deutsche und Spanier zusammenkommen, wird es eine Menge zu lachen geben.

Ist Sport generell inspirierend?

Ich mache fast täglich Spinning, und im Sattel sind mir schon komplette Shownummern eingefallen. Wenn man in die Pedale tritt, kommen die Gedanken in Schwung.

Nach dem Lauf gibt es also ein neues Kapitel über Klaus Kartoffel?

Ich hatte diese Rolle gar nicht langfristig angelegt, aber jetzt mache ich schon die dritte Show mit ihm. Er ist für mich ein Vorwand, um den Mallorquinern zu zeigen, wie die Deutschen sie sehen. Die Mallorquiner können sehr gut über sich selbst lachen.

Wir sind am Ziel …

Schon müde?

Ich nicht, aber Sie.

So ein Morgenlauf ist gar nicht schlecht. Jetzt geht´s mir richtig gut.

Zur Person

Der Comedian Agustín „El Casta" Martínez zieht in der Rolle des Deutschen Klaus Kartoffel hemmungslos über deutsche und mallorquinische Eigenheiten her. Schon seit drei Jahren führt der Mallorquiner den Deutschen als Fortsetzungsgeschichte in seinem Programm. Zunächst kam Kartoffel als einfacher Tourist nach Mallorca, dann als Radfahrer, inzwischen ist er sesshaft und hat einen Job bei Air Berlin. Neben Klaus Kartoffel tritt der Kabarettist auch als mallorquinischer Latin Lover Lorenzo Llamas auf – auch die Mallorquiner bekommen ihr Fett weg.

Die Vorstellungen sind auf Spanisch und finden im Café Teatro in der Cala Gamba (Palma) statt

(Do 23 Uhr, Fr und Sa 24 Uhr, Eintritt 17 Euro). C/. Josep Marqués i Talet, 10, Tel.: 971-26 03 04.

www.elcasta.com

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