Javier Martí Asensio, Real Mallorcas neuer Geschäftsführer, verlässt sich nicht gerne auf andere. Und so hat der Sohn des neuen Eigentümers von Real Mallorca die Bewertung seines Debüts als Fußball-Manager auch gleich selbst übernommen: „Ohne Wenn und Aber bestanden", versuchte er jüngst im Interview mit der Tageszeitung „Última Hora" alle Zweifel über seine Befähigung für den Job zu zerstreuen.

Zurück lagen vier hitzige Wochen, in denen sich der Neue nicht nur als Manager, sondern zugleich auch noch als Trainer und Sportlicher Leiter geübt hatte. Ohne vorhergehende Konsultationen verpflichtete er kurzerhand auf Anraten eines befreundeten und arbeitslosen Spielerberaters den portugiesischen Mittelfeld­spieler Bruno China, ein völlig unbeschriebenes Blatt. Tom de Mul, einen Linksfüßer vom FC Sevilla, strich er im gleichen Atemzug von der Wunschliste, die Trainer Gregorio Manzano und der Sportliche Leiter Nando Pons ihm präsentiert hatten. Die sportliche Führung reagierte pikiert. „Wir brauchen diesen Spieler nicht", ließ Manzano mit Blick auf Bruno China seinen Chef über die Presse wissen. Und schon war der Disput losgebrochen, der in aller Öffentlichkeit ausgetragen wurde. Martí Asensio konterte: Die Entscheidungen, wie viel in welchen Spieler investiert werde, treffe er.

Mittlerweile scheinen sich die Wogen zumindest vorübergehend ein wenig geglättet zu haben. Zum einen, weil Martí Asensio sein Einverständnis zur Rückkehr von Mittelfeldspieler Borja Valero vom englischen Premier-League-­Absteiger Bromwich gab. Zum anderen, weil Mallorca in der Primera División im ersten Saisonspiel gegen Aufsteiger Jerez einen 2:0-Erfolg feierte. Drei Punkte im ersten Spiel – das gab es in der Geschichte Clubs mit dem Spätzünderimage nicht so oft.

Doch der Burgfrieden könnte nicht von Dauer sein. Im Raum steht die Skepsis und Unsicherheit, die Martí Asensio mit seinem merkwürdigen Führungsstil verbreitet. Mit gerade einmal 34 Jahren ist er jünger als manch einer seiner Spieler. Studiert hat er Journalismus, und eigentlich war er bisher vor allem eines: der Sohn seines Vaters Javier Martí Min­garro.

Dieser ist Unternehmer und Vorsitzender der Safín Gruppe, die mit Buchführung und Unternehmensberatung Millionen verdient hat. Mit dem Fußball hatte der Geschäftsmann aus Madrid bisher mit Ausnahme eines Kurzintermezzos beim Drittligisten Lorca nichts am Hut. Seinem Sohn, der selbst ein passabler Fußallspieler war, schenkte er einmal einen Mitgliedsausweis von Real Madrid zu Weihnachten, da war dieser 14 Jahre – und jetzt, so hat es den Anschein, einen ganzen Fußball-Club. „Ein Spielzeug, damit er sich nicht langweilt", kommentierte die „Diario de Mallorca" süffisant und scheint damit nicht ganz daneben zu liegen. Der Vater, der für den Anteil von 93 Prozent aller Clubaktien immerhin mehr als vier Millionen Euro auf den Tisch legte und zugleich rund 50 Millionen Euro Schulden übernahm, hält sich aus dem Geschäft bisher heraus. Tomeu Vidal, Anwalt und seit der Machtübernahme der Martís offiziell Präsident des Clubs, nimmt eine eher repräsentative Rolle ohne operative Funktio­nen ein. Die Entscheidungen trifft allein Martí Asensio. Selbst bei den Spielerpräsentationen rückte sich der Jung-Manager jedes Mal in den Vordergrund.

Seine Unerfahrenheit spielt er bei jeder Gelegenheit mit großem Selbstbewusstein herunter: „Ich habe in einem Monat so viel gelernt wie andere in fünf Jahren", so Martí Asensio gegenüber der „Diario de Mallorca". Mit hehren Zielen hält er nicht hinter dem Berg. In fünf Jahren, so lange will sich die Gruppe Safín mindestens auf der Insel engagieren, soll der Verein schuldenfrei sein. Den Weg aus der Misere soll der Verein aus eigener Kraft schaffen, eine finanzielle Verzahnung mit dem ­Millionenunternehmen seines Vaters schließt er aus. Wie er aber in so kurzer Zeit so viel Geld aufbringen will – diese Frage hat er bisher nur eher schwammig beantwortet. Martí Asensio spricht von neuen Marketingstrategien und ­mimt den großen Reformer. Der Club sei überdimensioniert und soll in den nächsten Wochen deutlich verschlangt werden. Entlassungen von Mitarbeitern schließt Martí Asensio nicht aus. Dies könnte man auch als Drohung für Trainer Gregorio Manzano verstehen, doch vorerst hat Martí Asensio trotz des zerrütteten Verhältnisses den Schmusekurs eingeschlagen. Auf die Frage, mit wem er abends gerne einmal einen trinken würde, gab er im Fragebogen von „Última Hora" zur Antwort: „Mit Gregorio Manzano". Schwer vorzustellen, dass dieser große Lust darauf hat.