Javier Martí Asensio ist der Geschäftsführer des Fußball-Erstligisten Real Mallorca, seit sein Vater im Sommer den Club für eine Summe von rund fünf Millionen Euro übernommen hat – mitsamt Verpflichtungen von rund 50 Millionen Euro. Diesen Schuldenberg will er in den kommenden fünf Jahren abbauen und hat dafür einige Maßnahmen ergriffen, die ihm im Umfeld des Clubs nicht viele Freunde gemacht haben. Der 35-Jährige besuchte eine deutsche Schule in Madrid und verbrachte seine Ferien oftmals im Rahmen eines Schüleraustausches im hessischen Fulda.

Leben Sie den Fußball mit ganzem Herzen?

Ja, ich habe am Sonntag auf der Tribüne mit der Mannschaft gelitten. Als wir dann kurz vor Schluss den Ausgleich erzielten, fiel auch von mir eine zentnerschwere Last ab.

Sprechen Sie mit den Spielern?

Ja, immer. Ich begrüße Sie vor jedem Spiel. Ich verbringe gerne Zeit mit der Mannschaft. Die Spieler sollen spüren, dass ich bei ihnen bin.

Halten Sie auch Ansprachen in der Kabine?

Nein, nein. Die Kabine ist ein heiliger Ort, an dem ich nichts zu suchen habe. Ich bleibe außen vor, spreche den Jungs aber Mut zu, wenn sie auf den Rasen gehen, oder ich gratuliere ihnen nachher.

Haben Sie jemals bereut, bei Real Mallorca eingestiegen zu sein?

Nein, ich habe noch nie etwas bereut in meinem Leben. Meine Entscheidungen treffe ich nicht aus dem Bauch heraus, sondern nach reiflicher Überlegung.

Welche Rolle spielt Ihr Vater?

Mein Vater berät mich, wenn ich seinen Rat suche. Aber in letzter Konsequenz liegt die Verantwortung bei mir.

Wie würden Sie jetzt Ihr Verhältnis zu Trainer Manzano beschreiben, nachdem Sie am Anfang Schwierigkeiten miteinander hatten?

Wir verstehen uns jeden Tag besser. Ich würde das Verhältnis mittlerweile als sehr gut bezeichnen. Wir sind in ständigem Kontakt. Es ist wichtig, dass der Entscheidungsträger und der Trainer im Club an einem Strang ziehen.

Gibt es ein Haltbarkeitsdatum für den Trainer?

Nicht nur für ihn, sondern für uns alle (lacht). Sein Vertrag läuft noch ein Jahr. Über die Zukunft sprechen wir, wenn es so weit ist. Im Oktober ist es noch zu früh dafür.

Hat sich Ihre Meinung über Manzano in den beiden vergangenen Monaten verändert?

Nein, ich wusste immer, dass er ein guter Mann ist, der die Sache im Griff hat – selbst wenn er über mich in der Öffentlichkeit einige Dinge gesagt hat, die mir nicht gefallen haben.

Sportlich läuft´s derzeit, aber das Stadion war in dieser Saison noch nicht annähernd voll. Wie wollen Sie die Fans zurückholen?

Dieses Thema hat bei uns höchste Priorität. Aber wenn die Mannschaft weiter so aufopferungsvoll kämpft, werden die Leute das honorieren und auch wieder ins Stadion kommen.

Welche Rolle spielen die Ausländer in Ihren Planungen. Auf die Insel kommen jedes Jahr mehrere Millionen Deutsche.

In der Vergangenheit haben die Ausländer kaum eine Rolle gespielt. Aber da gibt es viel zu tun, und ich kann Ihnen versichern, dass wir auch ein Club für die Deutschen, Engländer und alle anderen Ausländer auf der Insel sein wollen.

Für viele ist Ihr Ziel, den Club innerhalb von fünf Jahren schuldenfrei zu machen, eine Utopie.

Das mag utopisch klingen. Aber glauben Sie mir, mit Zahlen kenne ich mich aus. Wichtig ist, dass wir im ersten Jahr nicht noch mehr Schulden machen, sondern vielleicht den Berg schon ein wenig abbauen.

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