Auf dem Feld kämpft Real Mallorca um einen Platz in der Champions League. Der Gegner: FC Barcelona. Und auch auf der Tribüne – bei den Mitgliedern des MZ-Real-Mallorca-Fanclubs – beginnt ein Kampf. Der Gegner: die eigenen Gefühle. Freude, Wut und Enttäuschung, 90 Minuten lang, so wie es sich für ein Spitzenspiel der spanischen Profi-Liga gehört.

Die Erwartungen des deutschen Fan-Blocks sind groß, die Identifikation auch. „Wir haben eine starke Mannschaft, die begeistert Fußball spielt. Ich habe im Gefühl, dass wir heute gewinnen können", sagt Werner Heinecke (63), peña-Mitglied der ersten Stunde. Sitznachbar Jürgen Niggemeyer (75) ist weniger optimistisch und glaubt an einen Sieg der Gäste aus Katalonien.

Spontan schließen beide eine Wette ab. Heinecke traut dem heimstarken RCD Mallorca ein „1:0" zu. Niggemeyer hält dagegen und tippt „1:2" für Barça. „Lieber wäre es mir allerdings, wenn ich am Ende unrecht hätte." Der Wetteinsatz: ein Bierchen. Per Handschlag wird der Deal besiegelt.

Anpfiff. Real Mallorca beginnt stürmisch, bietet Meisterfavorit Barcelona die Stirn. In der zweiten Minute ist die Führung bereits zum Greifen nah. Der Schuss von Mallorcas Stürmer Aritz Aduriz verfehlt sein Ziel nur knapp. Der Ball knallt gegen den Pfosten. „Neinnnnn", raunt die peña und klatscht anerkennend. Optimismus macht sich breit. „Jetzt fängt´s erst richtig an", ruft Niggemeyer.

Die Stimmung ist prächtig, und in der ersten Halbzeit wird das auch so bleiben, denn Mallorca kann sich gegen Barcelonas Ball-Akrobaten erstaunlich gut zur Wehr setzen. Mehr noch: Manzanos Jungs bleiben torgefährlich, und das gegen die vermeintlich beste Mannschaft der Welt. Die Oberhand gewinnt Mallorca aber nicht, dafür spielt Barça dann doch zu gut. Nicht zuletzt, weil Superstars wie Ibrahimovic der Ball an die Füße geleimt zu sein scheint. Sie zaubern, dass Mallorcas Abwehr schwindelig wird.

Plötzlich ist der Ball im Netz. Mallorcas Fans in Schockstarre. Tor für Barcelona – allerdings aus dem Abseits geschossen. „Aber schön herausgespielt", lobt Niggemeyer, auf den im Falle eines Barça-Sieges ein Bierchen wartet. Die Katalanen erspielen sich weitere gute Möglichkeiten. Der Abschluss ist jedoch enttäuschend. Auch gehen die Pässe der hochbezahlten Spieler vom Festland ungewöhnlich oft ins Leere.

„Barça hat normalerweise eine bessere Chancenverwertung", resümiert Heinecke nach einem der zahlreichen missglückten Angriffe der azulgranas. Barça-Trainer Josep Guardiola wirkt kurz vor der Pause entsprechend unausgeglichen und nervös. Mallorcas Trainer Manzano hingegen kann zu diesem Zeitpunkt schon mächtig stolz sein. Seine Mannschaft ist der Führung streckenweise näher gewesen als der Favorit aus der katalanischen Hauptstadt.

In der Halbzeit zieht die MZ-peña Zwischenbilanz. „Mallorcas Stellungsspiel ist klasse", resümiert Dieter Wiebking (39). Er ist überrascht, dass sich die Mannschaft so gut schlägt. „Die Spieler haben sich nicht versteckt, sondern angegriffen und den Gegner in Verlegenheit gebracht", sagt Heinecke.

Die zweite Halbzeit beginnt, und Mallorca gerät in Bedrängnis. Barcelona gibt das Tempo vor, übernimmt die Kontrolle und stürmt. Guardiola wechselt Xavi und Weltfußballer Lionel Messi ein. „Raus jetzt", brüllt Niggemeyer Reals Abwehr an. „Oh, oh, die werden immer ballsicherer", murmelt Heinecke. Seine Stirn wirft Sorgenfalten, sein Optimismus schwindet. „Werner, mach dich schon mal warm", ruft Wiebking seinem Sitznachbarn zu. Die Jungs brauchten offensichtlich Verstärkung.

In der 62. Minute schweigen sie. 0:1 – Ibrahimovic schießt Barça in Führung. Offene Münder, aufgerissene Augen und Kopfschütteln – das Tor reißt die deutschen Fans in ein Stimmungstief. „Kein schönes Ding, Abpraller, Glück" – der Fanclub lässt kein gutes Haar an dem Treffer. Das Spiel kippt. Die rojillos geben danach zwar nicht auf, sie können das Spiel aber auch nicht mehr herumreißen. Außer bei einem Abseitstor und einer Schlussoffensive wird das Team nicht mehr gefährlich.

Am Ende zeigt sich die peña versöhnlich mit ihren „Jungs", denn sie hätten sich gut geschlagen und das Spiel streckenweise sogar bestimmt – gegen so eine Weltklassemannschaft sei das nicht selbstverständlich. „Mich hat es sehr beeindruckt", sagt Werner Heinecke, und holt seinem Sitznachbarn ein Bierchen.

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In der Printausgabe vom 1. April (Nummer 517) lesen Sie außerdem:

- Golf: Alles über die Greenfee-Ermäßigungskarten

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