Fernando Cavenaghi möchte nicht wissen, was um ihn herum so geschieht: Er lese den Sportteil der Zeitung grundsätzlich nicht, und greife zur Fernbedienung, wenn im Fernsehen über Fußball und Real Mallorca gesprochen wird, so der Argentinier. Offensichtlich hat er eine gute Methode entwickelt, um sich seine seelische Ausgeglichenheit zu bewahren. Denn die seine Person betreffenden Analysen in den Inselmedien enthielten in den vergangenen fünf Wochen genug Gemeinheiten, um einen Fußballer mit einem durchschnittlich ausgeprägten Nervenkostüm in eine schwere Depression zu stürzen. Als Fehleinkauf und Torjäger ohne Torinstinkt wurde der 27-Jährige bereits abgekanzelt. Für den von Girondins Bordeaux gekommenen Angreifer hatte es auf der Insel keine Schonzeit gegeben.

Am Sonntag (26.9.) allerdings drehte sich die Stimmung zugunsten des vierfachen argentinischen Nationalspielers. Beim 2:0 gegen San Sebastián schoss er beide Tore. „Mir war klar, dass irgendwann der Knoten platzt. Man braucht halt eine gewisse Zeit, bis man sich an ein neues Umfeld gewöhnt“, so der Argentinier auf der Pressekonferenz am Montag nach dem Spiel.

Und auch bei Trainer Michael Laudrup war die Erleichterung deutlich spürbar. Mehrere Male hatte er darum gebeten, Cavenaghi Zeit zu geben. Dem Drängen einiger Inselzeitungen, den Argentinier nach der torlosen Serie endlich vom Platz zu nehmen, hielt der Däne stand. „Ich weiß, wie ein Spieler leidet, wenn er nicht trifft.“ Stürmer seien eben besonders sensible Menschen, sagt Michael Laudrup, der selbst als Spieler sein Geld in der Offensivabteilung großer Clubs verdient hat. Im Umfeld der Spieler müsse alles stimmen, damit sie ihre Leistung bringen könnten.

Fernando Cavenaghi war Ende August, nur drei Tage vor dem Saisonauftakt, auf die Insel gekommen. Seine Frau und die erst wenige Wochen alte Tochter sind noch in Bordeaux. Erst in der kommenden Woche werden sie auf der Insel erwartet. „Sie geben mir zusätzlich Halt“, glaubt Cavenaghi, der ein Tor seiner Tochter widmete und das andere seinem argentinischen Mannschaftskameraden Germán Lux. Nach seinem ersten Treffer war er dem Ersatztorhüter nach einem Sololauf über das ganze Feld in die Arme gefallen. „Er hatte mir am Abend zuvor prophezeit, dass ich endlich treffen würde“, so Cavenaghi. Beide Spieler kennen sich bereits seit vielen Jahren, spielten schon als Jugendliche gemeinsam bei River Plate in Buenos Aires.

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