Wir befinden uns im Sommer 2011, die Krise hat die Primera División voll erfasst. Keine Mannschaft aus der höchsten spanischen Fußball-Liga hat wirklich Geld für Top-Verpflichtungen. Keine Mannschaft? Doch, ein bisher arg gebeuteltes Team aus dem Süden des Landes widersetzt sich dem allgemeinen Trend, die Ambitionen herunterzuschrauben. Der FC Málaga träumt von seiner ganz großen Auferstehung nach Jahren des Dornröschenschlafs.

Als im Oktober 2010 der Scheich Abdullah Al-Thani aus Katar den Verein für 50 Millionen Euro von den Vorbesitzern, der Familie Sanz, kaufte, präsentierte er ein ehrgeiziges Projekt. Zunächst tilgte er mit einem Schlag alle Schulden. Dann stellte er einen Fünfjahresplan vor. Zunächst solle die Mannschaft in der Primera División etabliert werden, um sich dann Jahr für Jahr höhere Ziele zu stecken. Nach zwei Jahren sollte es ein europäischer Wettbewerb sein und zum Ende hin dann die Teilnahme an der Champions League. Und auch über 2015 ­hinaus scheine die Unterstützung des Scheichs gesichert, sagt José Criado, Fußballredakteur bei der MZ-Schwesterzeitung „ La Opinión de Málaga".

In der vergangenen Saison hätte allerdings nicht viel gefehlt, und das Unternehmen wäre gleich zu Beginn in eine gehörige Schieflage geraten. Zu Jahresbeginn 2011 war in Málaga der triste Liga-Alltag eingekehrt, und der Abstiegskampf lähmte die Mannschaft. Sogar bis auf den letzten Tabellenplatz stürzte das Team des chilenischen Star-Trainers Manuel Pellegrini zeitweise ab. Trotz teurer Nachverpflichtungen des Scheichs in der Winterpause.

Ausgerechnet mit dem Gastspiel von Real Mallorca in Málaga Mitte April wendete sich das Blatt. Ein überzeugender 3:0-Sieg der Gastgeber über die gebeutelten Inselfußballer gab die Initialzündung für einen fulminanten Endspurt. Der Klassenerhalt war eingetütet. Und Scheich Al-Thani machte ernst mit seinem Fünfjahresplan. 58,3 Millionen Euro für neue Spieler hat der Investor vor der Saison bereitgestellt, die Andalusier gingen fröhlich auf Shopping-Tour. Top-Teams wie Manchester United (57,3 Millionen), Real Madrid (55 Millionen) oder FC Barcelona (26 Millionen) gaben weniger aus.

Eine ganze Reihe namhafter Fußballprofis verstärkt ab dem 21. August den FC Málaga: Van Nistelrooy, Mathijsen, Toulalan, Isco, Buonanotte, Monreal, ­Joaquín und Sergio Sánchez. Dieser Ansammlung von etablierten Spielern war es letztlich auch zu verdanken, dass sich Mittelfeldspieler und Nationalmannschaftsmitglied Santi Cazorla entschloss, von Villarreal nach Málaga zu wechseln. Das Jahresgehalt von 3,1 Millionen Euro wird ein Übriges getan haben.

Zudem kam mit Antonio Fernández ein neuer Sportdirektor, dann wurde der ehemalige spanische National- und Real-Madrid-Spieler Fernando Hierro als Manager des Clubs eingestellt. Gleichzeitig kam mit Julen Guerrero ein neuer Jugendkoordinator.

Kein Wunder, dass Aufbruch-stimmung in Málaga herrscht. „Im vergangenen Dezember mussten wir die Spieler noch überreden, zu uns zu kommen. Inzwischen denken sie gar nicht mehr lange darüber nach", sagte Sportdirektor Antonio Fernández der Zeitung „El País".

Und die Fans ziehen mit. „In der Stadt spricht man von nichts anderem als dem neuen FC Málaga", berichtet José Criado. Zu einfachen Spielervorstellungen, beispielsweise von Joaquín oder Toulalan, strömten mehrere tausend Anhänger, Cazorla wollten sogar rund 7.500 Fans persönlich begrüßen.

Das Stadion „La Rosaleda", das ohnehin mit einer Kapazität von 28.900 Zuschauern eher klein ist, wird voraussichtlich in der kommenden Saison aus allen Nähten platzen. Allein 26.500 Dauerkarten sind schon verkauft, es gibt eine Warteliste mit rund 1.000 Namen. Aber auch für dieses Problem naht Abhilfe. Scheich Al-Thani hat bereits versprochen, ein neues Stadion für 65.000 Zuschauer zu bauen.

Die Rahmenbedingungen stimmen also an der Costa del Sol, um den FC Málaga mittelfristig zu einem der führenden spanischen Clubs zu machen. Jetzt müssen nur noch die Tore fallen.

In der Printausgabe vom 4. August (Nummer 587) lesen Sie außerdem:

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