Die Erfolgsbilanz des Volleyballclubs Pòrtol ist beeindruckend: Sechs spanische Meister- und fünf Pokalsiegertitel, drei Teilnahmen an Europacup-Finalspielen und einen fünften Platz bei den Clubweltmeisterschaften in Brasilien hat der Club seit 1993, dem Jahr seiner Gründung, eingeheimst. Die Herrenmannschaft war einmal eine ganz große Nummer im spanischen Sport.

Bis zum 29. September 2011. An diesem Tag teilte die Präsidentin Carmen Gayà dem spanischen Volleyball-Verband mit, dass der Club die Herrenmannschaft aus der ersten Liga, der sogenannten Superliga, zurückziehen werde. „Aus finanziellen Gründen", so die Präsidentin. Hauptsponsor war die Landesregierung, die Voleibol Pòrtol mit rund 150.000 Euro pro Jahr unterstützte. Doch weder im vergangenen Jahr noch in diesem floss Geld. Die Kassen der Sportförderung, die auf den Balearen über die landeseigene Stiftung Illesport abgewickelt wird, sind leer.

Alles deutet darauf hin, dass Voleibol Pòrtol kein Einzelfall bleiben wird. Auch die anderen Spitzenteams der Insel haben ihre Ausgaben, vor allem Gehälter und Reisekosten, vorwiegend über Subventionen gedeckt. Die Landesregierung hat dafür in ihrem Haushalt auf dem Papier jährlich 7 Millionen Euro vorgesehen.

Der Start der Damen von Ocimax Palma in der ersten Volleyball-Liga ist somit genauso unsicher wie die Zukunft der Erstliga-Basketballerinnen von Sóller Bon Dia, die zwar an der laufenden Serie teilnehmen, finanziell aber ebenso mit dem Rücken an der Wand stehen. Hauptsponsor von Bon Dia ist die Gemeinde Sóller, die sich bereits im Frühjahr dieses Jahres für zahlungsunfähig erklärte. Glück hatten Mallorcas Zweitliga-Basketballer von Basquet Mallorca, die mit dem Online-Reisebüro Logitravel einen potenten privaten Sponsor an Land gezogen haben.

Doch nicht nur der Spitzensport steht aufgrund der Wirtschaftskrise auf wackeligen Füßen. Auch in der Breite sorgen die leeren Kassen der öffentlichen Hand für große Probleme.

Bisher war es so, dass die Landesregierung auch für Amateurteams und -sportler die Kosten für den Transfer per Flugzeug oder Schiff komplett übernommen hat. Im Haushalt sind dafür knapp 2,1 Millionen Euro veranschlagt, 1,8 Millionen Euro für Reisen zwischen den Inseln, der Rest für Flüge aufs spanische Festland. Um die Kosten im Rahmen zu halten, handelten Reisebüros, Fluggesellschaften und Landesregierung einen Festpreis aus. So darf etwa ein Ticket von Mallorca nach Ibiza pro Person nicht teurer als 89 Euro sein. Der Höchstpreis für den Flug von Menorca nach Ibiza beträgt 120 Euro. Die Zahl der Passagiere ist eindeutig geregelt. Die Fußballer dürfen beispielsweise 16 Spieler und zwei Trainer mitnehmen, bei den Volleyballern sind es nur 12 Aktive und zwei Betreuer und bei den Rugby-Spielern 22 Spieler und zwei

Trainer.

Doch seit mehr als einem Jahr hat die Landesregierung kein Geld mehr überwiesen. Allein bei den Reisebüros sind die Schulden auf 1,1 Millionen Euro gewachsen.

Betroffen von der Zahlungsunfähigkeit der Regierung sind vor allem die Fußballer, die mit mehr als 22.000 Aktiven auf der Insel den größten Sportverband (FFIB) stellen. 72 höherklassige Mannschaften müssen zu Auswärtsspielen mehrfach in einer Saison in den Flieger steigen. Da die mallorquinischen Clubs in den inselübergreifenden Regionalligen die Mehrheit stellen, müssen vor allem die Mannschaften aus Ibiza und Menorca sehr oft reisen.

Glück im Unglück: Die Fußballer haben einen starken Verband im Rücken, der zumindest vorläufig dafür sorgt, dass der Ligabetrieb aufrechterhalten wird. Als der Reisebüroverband Aviba jetzt androhte, wegen der offenen Rechnungen des Governs keine Tickets mehr auszustellen, sprang der FFIB in die Bresche. Bis zum Saisonende im Juni 2012 will man alle Reisekosten vorstrecken – in der Hoffnung darauf, dass die Landesregierung dann zahlt. Insgesamt handelt es sich um eine Summe von rund einer Million Euro, die der Verband locker macht.

Die Drittligisten auf den Inseln kommen zudem in den Genuss einer Unterstützung, die vom Spanischen Fußball-Verband (REFE) gewährt wird. Damit soll der Spielbetrieb in den Klassen gleich unterhalb der Profiligen aufrechterhalten werden. So bekommen menorquinische und ibizenkische Clubs etwa 14.000 Euro pro Saison, die mallorquinischen Vertreter hingegen nur 4.000. „Das Geld muss für Flüge, die Miete eines Busses sowie ein warmes Abendessen reichen", sagt Manuel Bosch, der Generalsekretär des Balearischen Fußballverband.

Dafür, dass sich die Haushaltslage in den nächsten Jahren merklich verbessern wird, gibt es keine Anzeichen. Doch die Landesregierung hat bereits versprochen, dass im kommenden Jahr wieder Geld fließen werde. Und wenn nicht? Zumindest bei den Fußballern macht man sich über ein Szenario ohne Subventionen Gedanken: „Es bleiben uns nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Vereine kommen selbst für ihre Reisekosten auf. Oder wir drehen das Rad zurück", sagt Manuel Bosch und meint damit, dass es in Zukunft nur reine Inselligen geben wird. Am Ende einer Saison kommen die besten Teams von Mallorca, Menorca und Ibiza zusammen, um die Balearenmeisterschaft auszuspielen. Ganz so wie früher.

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