Es riecht nach Schweiß. Und das nicht zu knapp. Bereits am Eingang der Sporthalle Joan Seguí in Palmas Vorort Son Rapinya ist klar, dass hier echter Männersport betrieben wird.

Die MZ ist zu Gast beim HC Espanya, dem einzigen Inlinehockey-Club in Palma. Auf dem 42 mal 20 Meter großen Parkettspielfeld in der Halle wetzen dick eingemummelte Männer mit Inlineskates über das Feld. Sie sehen ein bisschen aus wie Krieger aus einem Computerspiel. Mit ihren Helmen, riesigen Handschuhen, dicken Knieschonern, die allerdings den gesamten Unterschenkel abdecken, flößen sie beinahe Furcht ein. Der Torwart ist in seinem Outfit beinahe breiter als hoch und hält mit seinem durch einen gigantischen Handschuh verstärkten Arm jeden Schuss, der auf seinen Kasten abgefeuert wird, mit bewundernswerter Leichtigkeit.

Fünf Spieler stehen beim Inlinehockey auf dem Platz, inklusive Torwart. Inlinehockey ist in Palma kein Massensport, hat aber Tradition: Der HC Espanya blickt auf eine mittlerweile 40-jährige Geschichte zurück. Er wurde 1971 als traditioneller Rollschuhhockey-Club gegründet, doch vor zehn Jahren stellte der Verein auf Inline-Skates um.

„Das war damals einfach mehr im Trend, viele Jugendliche fuhren Inline-Skates", erklärt Vizepräsident Fernando Serrano. Und mit der Umstellung kam der Erfolg. Seither ist der Club sechsmal spanischer Meister geworden.

Ein internationaler Titel wäre die Krönung für Mallorcas rollende Champions. Den könnten sich die Spieler um Star Junior Cádiz aus den USA – laut Serrano einer der fünf besten Spieler der Welt – in diesem Jahr schnappen.

Vom 25. bis zum 27. November fährt der Club nach Valladolid und kämpft dort um die „Copa de Europa". Dieser Wettbewerb entspricht der Champions League im Fußball. Und die Zuversicht im Verein ist riesig: Da die Mallorquiner in der vergangenen Spielzeit „nur" Vizemeister der spanischen Liga waren, mussten sie sich vor wenigen Wochen über ein Turnier in Belgien für den Europacup qualifizieren. Dort jedoch spielten sie alle anderen Gegner an die Wand. „Sollten wir den Europacup erringen, wären wir die Ersten auf den Balearen, die in einer Mannschaftssportart einen europäischen Titel holen", sagt Serrano.

Der Vize kann nicht verstehen, dass sein Club von den Inselbehörden geradezu vergessen wird. Für jeden Euro Subvention müsse er kämpfen. Bis vor wenigen Jahren mussten die Spieler des Eliteklasse-Teams ihre Reisen aufs Festland aus der eigenen Tasche bezahlen. Bei den Jugendspielern (beziehungsweise deren Eltern) ist das bis heute noch so, wie Serrano anmerkt.

Doch den Ehrgeiz dämpft das keineswegs, eher im Gegenteil. In der laufenden Saison wollen Serrano und sein Team noch einmal das Maximum aus dem Club herausholen, möglichst mit dem spanischen Meistertitel und dem Europapokal. Denn für 2012 zeichnen sich dunkle Wolken am Horizont ab.

Dann nämlich soll der Etat von derzeit etwa 100.000 Euro pro Saison deutlich zusammengestrichen werden. Dann kann sich der HC Espanya auch keine amerikanischen Profispieler leisten – derzeit sind drei beim Club engagiert – und wird sich ausschließlich auf den Nachwuchs abstützen müssen.

Was allerdings keine Katastrophe ist: „Unsere Jugendabteilungen sind der Wahnsinn", sagt Serrano. „Die trainieren jetzt schon mit der ersten Mannschaft". Zukunftsangst kommt zumindest in dieser Hinsicht keine auf.

Tatsächlich hat der Club mit seinen zahlreichen Jugendmannschaften einige Alternativen in der Hinterhand. Etwa 250 Spieler zählt der Verein derzeit. Bei guten Trainingsbedingungen, meint Serrano, wären es „bestimmt 500". Doch die Jugendlichen müssen auf einem Freiplatz mitten im Zentrum von Palma trainieren, der über einem Parkplatz erbaut ist, nämlich der Plaça Bisbe Berenguer, die unter den Palmesanern bereits als „Platz der Rollschuhe" (Plaza de los patines) bekannt ist.

„Dort ist es im Winter durch den Regen und im Sommer durch die Verdunstungsfeuchtigkeit aus der Tiefgarage oft so rutschig, dass wir wochenlang nicht trainieren können", klagt Jugendkoordinatorin Concha Manresa.

Von einer eigenen Halle wollen die Idealisten des HC Espanya inzwischen nicht einmal träumen. Sie sind schon zufrieden, wenn ihr Training nicht noch später stattfindet. Derzeit übt die Elite-Mannschaft zwischen 21.45 Uhr und 23.15 Uhr. Und das, obwohl die meisten Spieler am nächsten Tag früh aufstehen und arbeiten gehen müssen.

Die Verantwortlichen blicken mit Neid nach Deutschland. „Dort genießt Inlinehockey wesentlich mehr Unterstützung", weiß Serrano, weil der Club dort einmal an einem Turnier teilgenommen hat.

Mit dem niedersächsischen Hockey-Club „Bissendorfer Panther" ist nun eine Kooperation geplant. „Mal schauen, ob wir im Frühjahr mit ihnen ein Turnier veranstalten können." Abhängig ist das – natürlich – von den Subventionen.

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