Utz Claassen kommt den Mallorquinern zunehmend spanisch vor. Zumindest seinen Kollegen im Verwaltungsrat des Fußball-Erstligisten Real Mallorca. Zur Sitzung am Montag (13.2.) erschien der deutsche Aktionär, der aktuell 20 Prozent der Anteile besitzt, mit einem Notar. Dieser übergab dem Plenum vor Beginn der Sitzung vier sogenannte requerimientos (Forderungen).

Die erste Forderung betrifft Claassens Wunsch, dass in Zukunft alle Verwaltungsratsprotokolle von einem Notar erstellt werden sollen. „Vor dem Hintergrund verschiedener Erlebnisse erscheint mir das nicht nur angemessen, sondern erforderlich", sagt Claassen im Gespräch mit der MZ. Diese Forderung sei keineswegs als Misstrauen zu werten, sondern stärke vielmehr die Transparenz und beuge Missverständnissen vor.

Die mallorquinische Seite sah das anders: Vizepräsident und Hauptaktionär Llorenç Serra Ferrer verwehrte dem Notar den Zutritt zur Sitzung. Was Claassen nicht einfach hinnehmen will, denn es gebe „nichts Neutraleres und Objektiveres als einen Notar" und fügt an: „Zu einem solchen Schritt entschließt sich niemand ohne Grund."

Zu den Gründen, die Claassen öffentlich anführt, gehört der Umstand, dass der Unternehmer noch keines der Sitzungsprotokolle aus dem vergangenen Jahr gesehen hat. Deshalb auch die zweite Forderung, binnen einer Woche sämtliche Niederschriften über die Sitzungen des Verwaltungsrates auszuhändigen. „Ich glaube, es ist angemessen, dass man Mitte Februar nach den Protokollen vom Vorjahr verlangt. Es wird mal Zeit."

Zeit werde es auch für die Beantwortung seiner inzwischen 120 Einzelfragen „in 77 Blöcken", die Claassen in drei Briefen an die Verwaltungsratsmitglieder formuliert hat. Sieben Tage – bis Montag (20.2.) – hat der zweitgrößte Anteilseigner von Real Mallorca dafür Zeit gewährt. Bisher sei nur ein kleiner Teil der Fragen beantwortet worden.

Die vierte Forderung betrifft Claassens Wunsch, einen Vertreter des Verbandes der Fangruppen als Vertreter in den Verwaltungsrat aufzunehmen. Sie sollen den Platz der Nadals einnehmen, denen der Deutsche vor kurzem die Anteile abgekauft hat. Claassen gesteht zu, dass dies spanienweit eine „absolute Neuheit" darstellen würde, doch zeigt er sich überzeugt davon, dass die Präsenz eines Fanvertreters im Verwaltungsrat „dessen Kompetenz nicht schwächen, sondern stärken würde".

Den Berichten der Inselmedien ist zu entnehmen, dass Vizepräsident Serra Ferrer und Präsident Jaume Cladera gar nicht daran denken, im verlangten Umfang auf die Fragen, Aufforderungen und Vorschläge des deutschen Aktionärs einzugehen.

Ablenkung von den Problemen in Palma wird Claassen am Freitag (17.2.) finden, wenn er in Deutschland seine ersten Roman vorstellt. Der „Top-Manager ohne Festanstellung" („Die Welt") und Autor zweier Sachbücher konnte den Econ Verlag dazu bewegen, mit „Atomblut" erstmals ein Belletristik-Buch herauszubringen. Es handelt sich um einen Thriller, der nicht im Milieu spanischer Erstliga-Vereine spielt, sondern in der Energiewirtschaft angesiedelt ist.

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