Borussia Barcelona? Mit diesem Spitznamen, den einige Medien seinem aktuellen Team Borussia Mönchengladbach gegeben haben, kann Juan Arango (31) nichts anfangen. „Kein Team der Welt kann man mit Barça vergleichen, uns schon gar nicht", sagt der Venezolaner, der ab 2004 fünf Jahre lang bei Real Mallorca spielte. Dabei sehen manche Beobachter Ähnlichkeiten im Stil des Tabellen-

zweiten der deutschen Bundesliga mit der Elf von Pep Guardiola.

Arango klingt müde am Telefon. Der Erfolg in dieser Saison scheint anzustrengen. Interview jagt Interview, vor allem seit seiner Vertragsverlängerung Anfang Februar: Bis 2014 wird Arango beim neuen Meisterschafts-Geheimfavoriten spielen. Am Wochenende hat er das Tor des Spieltags erzielt. Die „Bild"-Zeitung hat das 2:0 in Kaiserslautern dazu erkoren.

Eine nicht immer glänzende Karriere ist am Höhepunkt angelangt. Aus Mexiko, vom FC Puebla, kam er nach Europa und heuerte 2004 kurz nach den Glanzzeiten mit Héctor Cúper bei Real Mallorca an. Mehrmals kämpfte er mit dem Inselclub gegen den Abstieg.

Deshalb suchte er nach 169 Spielen und 39 Toren für Real Mallorca eine neue Herausforderung und geriet zunächst vom Regen in die Traufe: Nach seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach sah sich Arango nicht nur mit dem deutschen Wetter, sondern auch neuerlich mit einem drohenden Abstieg konfrontiert. Arangos Karriere schien in der unteren Tabellenregion festzustecken.

Doch in der vergangenen Spielzeit rettete sich Mönchengladbach in einem nicht für möglich gehaltenen Schluss-Spurt nach einer sensationellen Rückrunde. Und in der neuen Saison knüpfte Gladbach einfach an diese Serie an und mischt seitdem im Titelrennen mit. „Wir haben ohne den Druck des Abstiegskampfes begonnen. Deswegen konnten wir unser gewachsenes Spiel von Beginn an zeigen. Die Ergebnisse geben uns recht", berichtet Arango. Prunkstück der Fohlen-Elf in dieser Saison ist die Abwehr. Sie gehört zu den besten Defensivabteilungen in Europa. Auch „Arangol", wie er in Spanien aufgrund seiner vielen Tore genannt wurde, hilft immer öfter hinten aus. „Ich habe im Lauf der Zeit gelernt, auch zu verteidigen. Es geht nichts über einen kompakten Abwehrblock."

Worte eines begnadeten Technikers, der sich für die „Dreckarbeit" nicht mehr zu schade ist. Vorbei die Zeiten, in denen er für seine laxe Defensiveinstellung kritisiert wurde. Inzwischen wird er mit Lob überschüttet. Der Vizepräsident der Borussia, Rainer Bonhof, hat nach Arangos Vertragsverlängerung in der vergangenen Woche der „Bild"-Zeitung vorgeschwärmt: „Ich habe keinen erlebt, der ein besseres Füßchen hatte als Juan. Was er mit dem Ball macht, ist Wahnsinn. Dieses Gefühl, diese Genialität, das ist sogar besser als bei Netzer." Mehr Lob geht in Mönchengladbach nicht.

Den Venezolaner macht das ein wenig verlegen. „Das bedeutet wohl wirklich, dass dich jemand schätzt." Viel mehr fällt ihm dazu nicht ein. Im Februar ist er auch in seinem Heimatland geadelt worden, wo er als Kapitän der Nationalmannschaft enorme Popularität genießt: Bei einer Umfrage des Nachrichtenportals „Últimas Noticias" wurde er mit über 63 Prozent der Leserstimmen zum „besten venezolanischen Fußballer aller Zeiten" gewählt.

Darin sieht Arango allerdings keine Errungenschaft. „Das ist nur ein Preis. Was mir fehlt, ist ein Titel", übt er sich in Tiefstapelei. Auf Deutsch kann er das übrigens noch nicht sagen, auch nicht nach zweieinhalb Jahren in Nordrhein-Westfalen. „Malísimo", grottenschlecht, sei sein Deutsch, ein Umstand, der seine Integration jedoch nicht behindere, wie er meint.

Ganz von Mallorca verabschiedet hat sich Arango nie. Sein Haus in Bendinat hat er behalten. Gelegentlich kommt er auf die Insel, über José Nunes, den Abwehrspieler seines Ex-Teams, pflegt er noch Kontakt zum Club.

Eine Rückkehr zu einem spanischen Verein kann er sich derzeit allerdings nicht vorstellen. Wegen der wirtschaftlichen Situation, wie Arango ehrlich zugibt. Die größere finanzielle Sicherheit in Deutschland ist ihm lieber.

Zumal wenn bei der Borussia eine Meisterprämie anfallen könnte.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 23. Februar (Nummer 616) lesen Sie außerdem:

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