Da ist plötzlich dieses breite Lächeln, das beinahe von Ohr zu Ohr reicht. Gerade hat sie einen Ball mit einem schönen Drive genau in der Ecke des gegnerischen Feldes platziert. Ihre schwarzen Knopfaugen leuchten. Die Neunjährige wirkt entspannt und scheint sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen zu lassen.

Auch nicht von den enormen Erwartungen, die das blutjunge Tennistalent weckt, und der wachsenden Aufmerksamkeit der Fachwelt. Vor wenigen Wochen bekam sie ihren ersten Sponsoring-Vertrag, und zwar mit dem Tennis-Ausrüster Babolat. Das ist dieselbe Firma, die auch Rafa Nadals erster Sponsor war, aber damals war der manacorí, der selbst als Frühstarter galt, schon zwei Jahre älter.

Wer Dami Edibson in Aktion erlebt, bekommt eine Ahnung davon vermittelt, warum sich plötzlich viele fachkundige Augen auf sie richten. Mit ihrem Trainer Marc Marco ist ­Dami an diesem Dienstagvormittag in Valldemossa schon seit zwei Stunden zugange. Der Mallorquiner hat die Afrikanerin, die im andalusischen Algeciras geboren wurde und im Alter von vier Monaten nach Mallorca kam, unter seine Fittiche genommen, als sie sechs Jahre alt war.

Dass Feiertag ist, stört Dami nicht im Geringsten. Statt mal einen Tag auszuruhen, schmettert sie einen Ball nach dem anderen mit einer Wucht übers Netz, dass Marc Marco, der immerhin Nummer 400 der Weltrangliste war, teilweise Mühe hat, hinterherzukommen. Das ist ihre Vorstellung von Freizeit. Zwar haben ihr Trainer und auch ihr sportlicher Berater Dani Fuster Anteil an dieser Einstellung. Aber auf dem Platz kommt die Motivation wie angeboren rüber. Auch von Fehlern lässt sich Dami nicht demoralisieren, sie schlägt danach einfach einen sensationellen Ball.

Noch gibt Marc Marco auf dem Platz den Ton an, zeigt ihr Tricks und Kniffe. Die Frage ist, wie lange noch. Denn Dami Edibson ist die große Tennis-Hoffnung der Balearen. Sie spielt alle anderen Kinder auf den Inseln in Grund und Boden. Im vergangenen Jahr machte sie auf sich aufmerksam, als sie im zarten Alter von acht Jahren die Qualifikation für die balearische Meisterschaft für Spieler unter zwölf Jahren schaffte und sich auf dem Platz gegen ältere Gegner behauptete.

Zu ihren Qualitäten gehört ­herausragende Beinarbeit, die an Rafa Nadal erinnert. Doch Marc Marco gehen Vergleiche wie diese gegen den Strich. Er gibt sich besonnen, vor allem warnt er bei aller Begabung seines Schützlings davor, eine künftige Nummer eins des Welttennis zu sehen, wie es einige Beobachter schon tun: „Ich sehe das sehr kritisch. Sie ist noch so jung und muss einen Schritt nach dem anderen tun."

Momentan sieht sich die Neunjährige noch nicht von medialer Begeisterung gestört. Sie will einfach nur Tennis spielen. „Mein Traum ist es, einmal in Paris beim Turnier von Roland Garros auf dem Feld zu stehen", erzählt die Schülerin der Mata-de-Jonc-­Schule in Palma, während sie sich nach dem Training kurz ausruht. Es klingt ein bisschen wie einstudiert, wenn sie über ihr Tennis­leben spricht.

Erst als der sportliche Berater Dani Fuster sie dazu auffordert, erzählt sie auch ein wenig über die Schule. „Meine Klassenkameraden beglückwünschen mich, wenn ich ein Turnier gewonnen habe. Manche kommen auch, um zuzuschauen." Sonderlich gesprächig gibt sie sich trotzdem nicht. Sie will viel lieber wieder die gelben Bälle über den Platz dreschen.

Wie lange sie die Öffentlichkeit noch ignorieren kann, hängt von ihrer sportlichen Entwicklung ab. Wenn die so weiterläuft wie bisher, wird es mit der Ruhe und Abgeschiedenheit bald vorbei sein. Schon jetzt darf sie nur Kleidung und Schuhe von Babolat anlegen, und Marco zufolge ist auch eine Werbekampagne in der Mache, die zur Folge haben wird, dass Damis fröhliches Gesicht bald von Mallorcas Überlandbussen lacht. Darüber hinaus wird demnächst ein Sponsorenvertrag mit einer großen mallorquinischen Hotelkette bekanntgegeben.

In der vergangenen Woche war sie beim Turnier Conde de Godó in Barcelona und hat Weltstars wie Andy Murray und ihren Helden Rafael Nadal getroffen. Es geht alles wahnsinnig schnell im Moment. Deshalb hütet Marc Marco Dami wie seinen Augapfel. „Immer langsam", sagt er. „Wenn sie es in die Top 100 schafft, ist es gut."

Das sollte dann wohl wie Understatement klingen.

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