Michael und Andreas Raelert bilden eine Art Team. Beide Raelerts sind erfolgreiche Triathleten, der große Bruder Andreas trainiert den kleinen Bruder Michael. Die meiste Zeit des Jahres verbringen sie zusammen. Für die Wettkämpfe aber trennen sie sich. Zum Ironman 70.3 in Alcúdia im Nordosten von Mallorca am Samstag (12.5.) tritt in diesem Jahr Michael an, nachdem sein Bruder die Premiere im vergangenen Jahr gewonnen hatte. Die MZ erwischte den Rostocker im Trainingslager am Chiemsee.

Sie sind ja schwer zu erreichen! Trainieren Sie den ganzen Tag für Mallorca?

Nicht speziell für Mallorca. Ich trainiere eigentlich immer mit derselben Intensität. Ich stehe jeden Morgen um sechs Uhr auf und schwimme zwei Stunden. Dann mache ich eineinhalb Stunden Pause und fahre dann vier bis fünf Stunden Rad. Und nach einer weiteren Pause laufe ich noch eineinhalb bis zwei Stunden. So verbringe ich 365 Tage im Jahr.

Sie sind doch Favorit auf Mallorca. Warum so viel Vorbereitung?

Erstens nehmen in Alcúdia außer mir noch 39 Profis teil. Das heißt, ich habe 39 direkte Konkurrenten, die gegen mich eine reelle Chance haben. Und zweitens ist das Trainieren ja auch mein Beruf. Der Wettkampf ist dann die höchste Form des Trainings. Mir macht das sehr viel Spaß.

Wie gut kennen Sie Mallorca? Besteht die Gefahr, dass Sie sich wie bei Ihrem ersten Triathlon in Deutschland mit dem Rad verfahren?

Zum Training war ich früher oft auf der Insel, allerdings eher im Süden bei Colònia de Sant Jordi. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich mich diesmal verfahre. Damals war ich noch unerfahren und sehr ehrgeizig. Da hatte ich meine Gedanken woanders und habe nicht auf den Weg geachtet. Allerdings habe ich mich auf Mallorca auch schon mal verfahren. Ich hoffe einfach darauf, dass die Organisatoren ihre Hausaufgaben gemacht und die Strecke gut ausgeschildert haben …

Vergangenes Jahr war Ihr Bruder Andreas bei der Ironman-Premiere auf Mallorca siegreich. Was hat er Ihnen erzählt?

Er war schwer beeindruckt von der Veranstaltung und vor allem von der tollen Unterstützung durch die Zuschauer. Er hat mir richtig Lust auf Mallorca gemacht und mir dieses Jahr den Vortritt auf der Insel gelassen. Mallorca ist der ideale Ort für einen Ironman. Es sind viele Urlauber da, die einen anfeuern, und die landschaftlichen Voraussetzungen mit dem Meer und den Bergen sind wie geschaffen für diesen Wettkampf. Außerdem sind die Mallorquiner selbst sehr aktiv in der Triathlon-Szene.

Wie haben Sie Andreas dazu überredet, Ihnen in Alcúdia jetzt den Vortritt zu lassen?

Wir teilen uns die Saison auf und wollen erst beim Ironman in Hawaii im Oktober gemeinsam auf die Strecke gehen. Mir hat das Rennen super in den Plan gepasst, deshalb hat Andreas mir den Vortritt gelassen. Wichtig ist für uns ja auch nur, dass immer ein Raelert dabei ist. Wer von uns am Ende mitläuft, ist zweitrangig.

Hat Andreas Sie mit dem Triathlon-Fieber infiziert?

Ja. In der Pubertät war ich bei einem seiner Rennen dabei. Das hat mich begeistert. Ich wusste damals nicht so recht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Der Sport hat mir Stabilität gegeben und ist mein Lebenszweck. Triathlon ist für mich nicht nur Sport, sondern eine ganze Lebenseinstellung.

Ist ein so erfolgreicher Bruder für die eigene Karriere nicht eher nachteilig?

Nein, im Gegenteil. Es war für mich einfacher, weil ich mit Andreas immer den direkten Vergleich habe. Wir fangen uns gegenseitig auf, wenn es mal nicht so läuft. Andreas unterstützt mich und ich freue mich über seine Siege. Wir haben ein sehr enges Verhältnis. Er verrät mir auch alle seine Kniffe und Tricks.

Und auf Hawaii laufen Sie dann nicht gegeneinander?

Nein, unser Traum wäre Platz eins und eins für Raelert. Wir wollen gemeinsam durchs Ziel laufen.

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